Poesie und Wirklichkeit.
Von Roberto Juarroz. A. d. Span. v. Juana und Tobias Burghardt. Edition Delta, Stuttgart.167 S., 17,50 Euro.
Der Argentinier Roberto Juarroz (1925-1995) gehörte zu jenen wahrhaft Großen der Literatur, die über Wesen, Wert und Wirkung der Dichtung mittels Lyrik und Essay nachdachten. Zwar ist der poetologische Essay mit 25 Gedichten erstmals vor drei Jahren auf Deutsch bei Tropen erschienen, doch erst jetzt, anlässlich des Buchmesseschwerpunktes Argentinien und der Neufassung in der Edition Delta, wird die universelle Bedeutung des argentinischen Lyrikers und Essayisten bewusst. Seine Verse sind in mehr als 20 Sprachen übersetzt worden. Anhand von 25 Gedichten aus seinem lyrischen Großprojekt „Vertikale Poesie“ lotet der wohl wichtigste Poet Lateinamerikas zentrale Themen unserer Existenz aus. Er denkt über das Verhältnis von Sprache, Sein und Nichtsein nach, definiert aus immer wieder anderen Blickwinkeln den Sinn der Poesie und ihr Verhältnis zur Wirklichkeit, zur Macht, zu Freiheit, Stille, Einsamkeit, Warten, Liebe, Tod, Raum, Zeit, Geist, Einheit und Wahrheit. „Jeder wahre Dichter ist ketzerisch“ heißt es und „Der Dichter kämpft beim Schreiben um die ganze Würde und die ganze Größe, die mit der Kleinheit des Menschen zusammenhängt.
/ dorothea von törne, Die Welt