8. lyrix-Wettbewerb für Schüler

Von Lnpoe

Der lyrix-Wettbewerb für Schüler geht in die nächste Runde. Einsendeschluss ist der 31. August 2012. Der DLF erklärt die Aufgabe u.a. mit einem Gedicht von Marcus Roloff:

Auf den zweiten Blick ist alles anders. Ob in der Werbung oder im richtigen Leben: Oft wird einem der schöne Schein vorgespielt. Doch was verbirgt sich dahinter? Und wann reizt es euch, den Vorhang zu heben und mal dahinter zu schauen? Sollte man überhaupt einen Blick riskieren? Oder ist es manchmal vielleicht gut, die Fassade zu wahren? Was kann es unter den verschiedenen Oberflächen zu entdecken geben?

Die Wirklichkeit des Betrachters ist oft nicht identisch mit der Wirklichkeit der Situation oder des Objekts, welches er betrachtet. Wie wir etwas wahrnehmen, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Unterschiedliche Menschen können die gleiche Situation zum Beispiel ganz anders wahrnehmen, das gilt nicht nur in der Kunst. Oder ist es ganz anders und “man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar”, wie Antoine de Saint-Éxupery in seinem “Kleinen Prinzen” formulierte?

Wir freuen uns auf eure Gedichte und euren Blick unter die Oberfläche!

(…)

Auch der Frankfurter Dichter Marcus Roloff (*1973) hat sich in seinem Gedicht “zyklus” Gedanken über die Differenz zwischen Sehen und Verstehen gemacht. Es handelt von der Schwierigkeit, Dinge in ihrer Ganzheit wahrzunehmen. Denn bei der ersten Betrachtung bleibt oft Vieles im Dunkeln.

zyklus

allmählich ging mir der mond auf
ich machte mir meine koordinaten
aber der eindruck vom monat war
zunehmend miserabel obwohl ich schon
weit nach mittag des nächsten tages
noch immer auf wahrnehmung lag & die
nichtverstandene nichthergewandte seite
immer noch hinnahm als eine
dämmerungsabsicht

(© Marcus Roloff/Gutleut-Verlag, aus: “gedächtnisformate”, Frankfurt am Main 2006)