Unter weiteren national gesinnten Freiheitsdichtern lässt sich auch Heinrich Heine vernehmen, der, so der Referent, allerdings nicht im „Mainstream“ mitschwimmt, sondern das Thema in gewohnt lockerer Weise anpackt. Theatralisch wird es bei Emanuel Geibel und Felix Dahn, dessen Nibelungen-Vereinnahmung, so Grimm, „wie eine Vorschau auf Stalingrad“ wirkt. 1870/71 wird Siegfried nicht nur mit dem Reich, sondern auch mit Bismarck gleichgesetzt. Andere Töne schlägt Georg Herwegh 1877 an, der sich über die Einheit nach dem Sieg über Frankreich nicht freuen kann, weil sie nicht aus der Freiheit erwachsen ist.
Zwar nutzt die Mehrheit der Autoren zu Anfang des 20. Jahrhunderts das Nibelungenlied zur nationalen Identitätsstiftung, aber es gibt auch einige andere Beispiele, die das Thema kritisch oder aber mit Humor betrachten, wie Walter Mehring in seinem satirischen Gedicht „Haithabu“ und Eugen Roth. / Ulrike Schäfer, Wormser Zeitung