79. Eher Beatles als Stones

Von Lnpoe

Lyrik war und ist kein Massenprodukt. Wird auch keines mehr werden. Insofern war die Entscheidung, die Lesung drei junger Dichterinnen in das Beltz-Zimmer des Literaturhauses zu verlegen, kein Risiko – dort herrschte eine Art von Salon-Atmosphäre. Nora Bossong und Judith Zander, die eine in Bremen, die andere in Anklam (unterhalb von Usedom) geboren, sind auch als Romanautorinnen in Erscheinung getreten, beide hoch gelobt, Judith Zander für ihr Debüt im vergangenen Jahr sogar für den Deutschen Buchpreis nominiert.

… deutlich wurde allerdings die Genauigkeit, mit der Zander an Rhythmus, Motiven und Formen arbeitet, wie sie ganze fremde Gedichte in Form von Palimpsesten überschreibt und variiert (Rolf Dieter Brinkmanns „Westwärts“ ist eines davon); wie Zitate aus Popmusik und Literaturgeschichte wie in einen Flickenteppich in ihr Werk eingewoben sind. Bei aller Verschiedenheit sind Zander und Bossong sich in einem einig – in ihrer Nähe zu den „Beatles“. Vielleicht, sagt Bossong, sei das eine Generationenfrage: „Wir sind eben eher Beatles als Stones.“ /  Christoph Schröder, FR 19.5.