78. Schmackeduzie

Von Lnpoe

Lasker-Schüler, Frau Else. (Eigentl. Walden.) Halensee. Geb. Elberfeld 11.2. 76.

Steif steht im Teich die Schmackeduzie,
Es dehnt und sehnt sich Fräulein Luzie.

Das hat Else Lasker-Schüler gedichtet. Manchmal dichtet sie auch nach Hofmannsthal, manchmal nach Rilke…, es klingen tausend Klänge von ihr her… und in dem schönen Liede mit der Schmackeduzie auch ein eigener. Sie ist die Anempfinderin in unbegrenzten Möglichkeiten.

Styx, G. 02; Das Peter-Hille-Buch 06; Die Nächte Tino von Bagdads, Nn. 07; Die Wupper, Sch. 08; Meine Wunder, G. 11; Gesichte, Essays 11.

/ Max Geißler, Führer durch die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts. Weimar: Alexander Duncker Verlag, 1913, S. 316.

Geißler hat 1913! auf 754 Seiten mehr als 2000 lebende Autoren lexikalisch vorgestellt und jeden dieser Dichter auch bewertet. Manches kommt einem grotesk verzeichnet vor, aber man bedenke, was man vor 99 Jahren davon wissen konnte. Die meisten teils herben Verrisse werden nicht völlig willkürlich sein. So verreißt er: “Gelegenheitsdichter, der lokale Ereignisse oder auch dier Sage seiner Heimat in gefällige Verse bringt. Die haben keinen größeren Fehler, als daß sie allen Ernstes für Dichtung gelten wollen.” (Martin Primbs). “Dichtungen und Reimereien. Der Reimereien sind mehr.” (Karl Streibel). “Eng wie die thüringische Heimat waren auch die Grenzen seiner Kunst.” (Johann Heinrich Löffler). “Hübsches poetisches Talent, das 1909 mit einer Sammlung Gedichte an die Öffentlichkeit trat. Anmutige Gedanken und Gefühle in gefälliger Form; Eigenart scheint zu fehlen.” (Hertha Federmann).

“Scheint”! Ich vermute, daß jeder, auch der (jeder denke sich einen!) beste Kritiker, der heute 2000 lebende Schriftsteller, auch wenn sie gerade erst ein Bändchen veröffentlicht haben, so mit ein oder zwei Sätzen charakterisieren wollte, erstens jämmerlich scheitern und zweitens vom Publikum (je nach Lagerzugehörigkeit jeder wegen anderer wirklicher oder vermeintlicher Fehlurteile) gesteinigt werden würde*. Aber die meisten, die er kritisiert, kennen wir heute nicht mal dem Namen nach. Und bei Lasker-Schüler hat er sich auch nicht schlecht geschlagen, alles in allem. Ein unentbehrliches Nachschlagewerk!

*) Eher würde keiner Lust haben, so viele Bücher zu lesen. “Das soll ich ausforschen?”