Aber Stolterfoht wäre nicht Stolterfoht, wenn er authentisches Wissen verbreiten würde. „Alles erfunden“, sagt er. Pseudoautobiografisch sei der Band. So hat der 48-jährige die Sage erfunden, dass die Heslacher Kinder von Hunden aufgezogen wurden, weil ihre Eltern auf Wanderschaft gingen, um die Menschen mit Free Jazz zu unterhalten. Außerdem hat er den Bewohnern eine eigene Sprache angedichtet und das Gerücht in die Welt gesetzt, dass in den Jugendzimmern nicht der banale „Bravo“-Starschnitt von den Bee Gees hing, sondern einer von Helmut Heißenbüttel. Auch dieses gefälschte Relikt hängt jetzt im Literaturhaus. Der Wortkünstler Heißenbüttel lebte damals in Botnang und Stolterfoht verehrte ihn als Schüler des Karls-Gymnasiums. Als zwei Schülerzeitungsredakteure zum Heißenbüttel-Interview aufbrachen, ging er aus lauter Ehrfurcht nicht mit.
„Sie kamen dann mit einem skandalösen Text am Rande der Pornografie zurück“, erzählt er. Und so steht jetzt auf der großen Zitate-Wand unter anderem eben jene Textpassage aus dem Gedicht, in der Stolterfoht diese Begebenheit schildert. Die betextete Wand bildet das Zentrum der Ausstellung. „Ich habe dafür Texte und Fragmente ausgewählt, zu denen es etwas anzumerken gibt“, erklärt der Autor. Die Verweise unter seinen eigenen Texten sind somit Bestandteile des Handapparats. / Sybille Neth, Stuttgarter Zeitung
Ausstellung Handapparat Heslach wird am Freitag, 16 Uhr, im Literaturhaus eröffnet.
Die Ausstellung läuft bis zum 29. Februar 2012.