«Tools», nach «Loops» und «Pools» der dritte Gedichtband des 1969 in Hamburg geborenen Matthias Göritz, versammelt, sehr modern und ganz altmodisch, Verse, die noch einmal nach der Conditio humana fragen. Und die schöne Antworten geben können, Momente von irisierender Intensität: «Es ist das / Hin und Her, was uns fasziniert. Das nicht / Festgelegte.» An Realitätspartikeln steigen vergangene Welten auf und öffnen sich nun zu surrealen Räumen, fliessenden Collagen: «Ein Rätsel klopft an, // das von Grossmutters Schrank. Mit dem / Radio. Den beleuchteten Skalen. / Sie klingen wie Schiebetüren. Damals // glitten sie die Strassen entlang. Meine / Eltern. Es waren Spontanzeugungen in // Gedanken.» Viele Texte reflektieren die Genese ihrer Bilder. Wie die Übergänge vom Wachen zum Schlafen sind auch die Passagen vom geteilten Alltag hin zum Unabsehbaren erinnerter Intimität nicht genau zu bezeichnen. Ihre Realität im Gedicht bleibt beweglich. / Angelika Overath, NZZ
Matthias Göritz: Tools. Gedichte. Berlin-Verlag, Berlin 2012. 113 S., Fr. 29.90.