Folge 27: Welchen Film sollte deiner Meinung nach jeder gesehen haben?
Mit Ausnahme des Films, den ich am wenigsten mag (Folge 3), sollte man alle Filme mal gesehen haben, die ich in dieser Serie genannt habe. Aber ich möchte ja gern in jeder Folge einen Film vorstellen, den ich bisher noch nicht erwähnt habe.
Unter dem Eindruck der Attentate von Paris, bin ich immer noch erschüttert, fassungslos und unendlich traurig. Was motiviert Menschen bloß, andere Menschen grausam niederzumetzeln, die ihnen überhaupt nichts getan haben, die einfach nur in Ruhe und Frieden leben wollten? Woher kommt dieser fanatische, alles zerstörende Hass?
In diesem Sinne möchte ich heute Hass (La Haine) von Mathieu Kassovitz vorstellen. Obwohl der Film inzwischen 20 Jahre alt ist, hat er nichts an Aktualität eingebüßt. Die Handlung ist wie eine griechische Tragödie aufgebaut, in der die Hauptfiguren sehenden Auges in ihr Unglück stürzen, und trotzdem nicht fähig sind, etwas dagegen zu tun. Weil sie von Hass und Rachegefühlen vollkommen verblendet sind. Als Leitmotiv wird zum Schluss der Witz vom Mann erzählt, der vom Dach eines Wolkenkratzers fällt. Als er an den Fenstern der Stockwerke vorbeirast, denkt er: “Och, bis hierhin ist ja alles gut gegangen”.
Im Mittelpunkt stehen drei Freunde, der Araber Saïd, der Jude Vinz und der Schwarze Hubert, deren Bekannter von Polizisten verprügelt wurde. Vinz findet eine Polizeiwaffe und will einen Polizisten töten, falls ihr Kumpel an seinen Verletzungen sterben sollte.
Die Stimmung zwischen den Jugendlichen und den Polizisten ist von gegenseitigem Hass geprägt, die Fronten sind verhärtet, ein Dialog scheint nicht mehr möglich. Die Freunde ziehen durch Paris, dabei kommt es nicht nur zu Zusammenstößen mit der Polizei, sondern auch mit einer Gruppe von Nazis, die ebenfalls vom Hass zerfressen sind.
Am Ende kommt Vinz zur Vernunft und vertraut Hubert die Waffe an. Doch es ist bereits zu spät, die Gewaltspirale hat sie alle abwärts gezogen, der Aufprall nach dem Sturz vom Wolkenkratzer steht kurz bevor …
Ein ähnliches Thema und eine vergleichbare Erzählstruktur – wenn auch aus mehreren Perspektiven – behandelt der Film Wir sind jung. Wir sind stark von Burhan Qurbani aus dem Jahr 2014. Er schildert die Ereignisse rund um die Anschläge auf das Asylbewerberheim von 1995 in Rostock-Lichtenhagen.
Beide Filme sollte man unbedingt gesehen haben, vor allem Jugendliche, die manchmal nicht wissen, wohin mit sich, die Gefahr laufen, Fanatikern auf den Leim zu gehen, sollten sich Hass und Wir sind jung. Wir sind stark unbedingt ansehen. Hass kann man nur mit Güte begegnen, anders geht es nicht. Sonst zerfrisst er einen und man kommt aus der Gewaltspirale nicht mehr heraus. Noch schlimmer: Man zieht Unschuldige mit hinein.
Folge 28: Welchen Film sollte man unbedingt im Kino gesehen haben?
Jeder gute Film lohnt sich, im Kino gesehen zu werden. Zuhause vor dem Fernseher lässt man sich eher mal ablenken, sodass man sich nicht so leicht in einen Film hineinversenken kann. Im Kino ist es dunkel, man hat diese riesige Leinwand und der Ton kommt von allen Seiten. Da ist auch gleich die ganze Atmosphäre und Stimmung anders. Außerdem muss man Kinos unterstützen, damit sie nicht pleite gehen, insbesondere kleinere Programmkinos.
So, nach dieser kleinen Moralpredigt muss ich mich ja jetzt für einen Film entscheiden … ich finde, so Blockbusterfilme mit eindrucksvollen Spezialeffekten, intensiven Bildern, tollen Kostümen und Soundeffekten sollte man unbedingt im Kino sehen. Die fantastische Welt von Oz (2013, Regie: Sam Raimi) zum Beispiel sollte man auf jeden Fall im Kino sehen. Vor allem ist das auch einer der wenigen Filme, die 3D sinnvoll einsetzen. Oft sind 3D-Effekte allenfalls hübsches Beiwerk, sagen aber ansonsten nichts aus. Hier werden die 3D-Effekte tatsächlich mal genutzt, um die erzählte Welt zu erweitern und zu unterstützen, und auch, um etwas zu erzählen und darzustellen, was in 2D nicht so gut herüberkäme.
Folge 29: Welchen Film wolltest du schon immer sehen, bist aber nie dazu gekommen?
Ich hab schon eine ganze Ewigkeit M – Eine Stadt sucht einen Mörder auf DVD im Regal stehen, aber ich habe es noch nie geschafft, den Film zu sehen. Ich kenne nur ein paar Ausschnitte aus der Uni-Vorlesung, und das hat genügt, um mich neugierig zu machen. Aber wie das immer so ist mit DVDs und Aufzeichnungen – man denkt, man könnte es ja jederzeit gucken, es läuft nicht weg, man hat’s nicht eilig. Und letzten Endes guckt man es dann nie, weil immer irgendwas dazwischen kommt.
Deswegen mag ich es eigentlich auch ganz gern, Filme im Fernsehen zu gucken. Da hat man dann einen bestimmten Termin, wenn der Film läuft, und dann kommt einem nicht so leicht eine Ausrede in die Quere. Aber leider sind die Filme, sofern sie nicht auf ARD, ZDF, NDR, Arte oder 3Sat laufen, immer von Werbung zerhackstückt, das macht dann auch keinen Spaß.
Aber zum Glück habe ich M – Eine Stadt sucht einen Mörder ja auf DVD, das heißt, ich kann den Film jederzeit ohne Werbung gucken. ;-)
(Übrigens fällt mir gerade auf, wie sehr sich dieser alte Trailer von neuen Trailern unterscheidet. Das wäre auch mal ein spannendes Thema)
Folge 30: Von welchem Film erwartest du in Zukunft am meisten?
Nein, nicht Star Wars. Ich werde mir den Film zwar ansehen, erwarte aber gar nichts, sondern hege lediglich die Hoffnung, dass er ganz unterhaltsam wird, so wie die alten Filme. Und ich hoffe, dass er nicht in Geballer, CGI-Effekten und schlechtem Schauspiel ertränkt wird, wie Episode 2 und 3 (Episode 1 war noch erträglich).
Ich freu mich schon riesig auf Pets, den neuen Animationsfilm der Minions-Erfinder. Im Trailer sieht man eine Reihe von Haustieren und was sie den ganzen Tag treiben, wenn Herrchen und/oder Frauchen aus dem Haus sind. Mehr weiß ich von dem Film noch nicht, aber das genügt mir, um jetzt schon ganz ungeduldig von einem Bein aufs andere zu hüpfen, bis endlich der 4. August 2016 ist und der Film in die Kinos kommt. Seufz, das ist noch sooooo lange hin.
Worauf ich ebenfalls sehr gespannt bin, ist die Verfilmung von Tschick, dem Roman von Wolfgang Herrndorf, über eine Jungsfreundschaft. Fatih Akin hat die Regie übernommen und ich glaube, das wird ziemlich gut.
Folge 31: Welchen Film wirst du als Nächstes sehen?
Nun bin ich tatsächlich schon ans Ende meiner Reihe “31 Tage, 31 Filme” angekommen. Zum Abschluss habe ich einen besonders tollen Filmtipp für euch: Das brandneue Testament von Jaco van Dormael. Den schaue ich mir morgen an und freue mich schon sehr darauf, da ich ihn bereits im Sommer auf dem Hamburger Filmfestival gesehen und für absolut wunderbar befunden habe.
In Das brandneue Testament geht es um Gott, der in der Geschichte ein fieser, sadistischer Kotzbrocken ist und in Brüssel wohnt. Er ist verheiratet und hat eine Tochter, Ea, die er ebenso wie seine Frau schikaniert und tyrannisiert. Auf seinem Computer entwirft er jeden Tag gemeine Regeln, um die Menschheit zu ärgern, zum Beispiel, dass das Brot immer mit der Marmeladenseite nach unten fällt oder genau in dem Moment das Telefon klingelt, wenn man es sich in der Badewanne gemütlich gemacht hat.
Ea hat irgendwann genug, hackt sich in Papas Computer und versendet an alle Menschen eine Nachricht mit ihrem genauen Todesdatum. Daraufhin bricht auf der Erde das Chaos aus, weil plötzlich alle die Tage, Monate und Jahre, die ihnen noch bleiben, möglichst auskosten wollen und jeder merkt, dass er für sein Leben und Glück selbst verantwortlich ist.
Die Geschichte allein strotzt nur so vor schrulligen und fantasievollen Einfällen. Jaco van Dormael hat diese herrliche Geschichte dann auch noch in bonbonbunte Farben getaucht, mit wundervoller Musik untermalt und mit pointierten, humorvollen Dialogen gewürzt. Die tollen Schauspieler, deren Spielfreude einfach mitreißend ist, füllen die liebenswerten Figuren mit Leben. Kurz: Der Film ist rundum gelungen und einfach toll!
Jaco van Dormael ist neben Woody Allen einer meiner Lieblingsregisseure. Allerdings hat er noch gar nicht so viele Spielfilme gedreht, Das brandneue Testament ist erst sein vierter abendfüllender Film, ansonsten hat er Kurzfilme, TV-Serien und Dokumentationen gedreht sowie im Theater Regie geführt.
Kennengelernt habe ich seine Arbeit durch den Film Mr. Nobody, den ich meiner geneigten Leserschaft ebenfalls wärmstens ans Herz legen möchte. Den Film habe ich später für meine Masterarbeit analysiert, weil er eine ganz besondere Erzählstruktur aufweist. Die Erzählebenen sind so miteinander verzweigt, dass erst ganz zum Schluss klar wird, was Traum, Erinnerung, Vorstellung und was Wirklichkeit innerhalb der erzählten Welt war. Auch hier sorgen liebenswerte Figuren, tolle Schauspieler (vor allem Jared Leto), skurrile Ideen, bunte Bilder, ein wunderbarer Soundtrack und tiefe, philosophische Fragen, die mit einer Leichtigkeit aufgeworfen werden, für Verzauberung. Und das ist es ja, wofür Filme da sind, oder nicht?
Sonderfolge: Welcher ist dein absoluter Lieblings-Weihnachtsfilm?
Weil es so schön war und es sich gerade anbietet, gibt es jetzt noch eine Zusatzfolge von “31 Tage, 31 Filme” über Weihnachtsfilme.
Mein allerliebster Weihnachtsfilm ist Die Muppets-Weihnachtsgeschichte, mit Michael Caine als fieser Geizhals Ebeneezer Scrooge, Kermit als Bob Cratchit und Gonzo als Erzähler. Ich kenne den Film auswendig, aber ich kann ihn mir immer wieder anschauen und laut mitsingen. Da fühle ich immer, wie mich “der Geist der Weihnacht” packt und ich wie Scrooge am Ende am liebsten jeden knuddeln würde, der nicht bei drei auf den Bäumen ist.
Außerdem liebe ich den Weihnachtsfilmklassiker Ist das Leben nicht schön? mit James Stewart als junger Familienvater, der sich wegen finanzieller Probleme das Leben nehmen möchte. Ein Schutzengel, der sich seine Flügel erst noch durch eine gute Tat verdienen muss, bewahrt ihn davor und zeigt ihm, wie die Welt aussähe, wäre er nie geboren worden.
Ebenfalls ein toller Weihnachtsfilm ist Tasächlich … Liebe, ein Episodenfilm mit lauter liebenswerten Figuren, die die Liebe suchen, und teilweise auch finden.
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Die anderen Folgen der Reihe “31 Tage, 31 Filme” findet ihr hier:
Folgen 1 bis 5
Folgen 6 bis 10
Folgen 11 bis 15
Folgen 16 bis 26