Um so intensiver die neue Saisonvorbereitung nun wieder wird, desto mehr freue ich mich auf mein nächstes Ziel. Das ganz große Ziel, das ich allerdings im vergangenen Jahr erreicht habe und an das ich nur all zu gern und oft im Training zurückdenke, ist die 70.3 Challenge Fuerteventura. Rückblickend ist das wahrscheinlich der beeindruckendste und schönste Wettkampf, den ich je bestritten habe.
Meine Vorbereitung für diesen besonderen Triathlon lief wirklich genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Eigentlich noch viel besser. Das Kräftigungsprogramm von MyGoal hat mich sehr gut auf das für mich recht anspruchsvolle Radprofil vorbereitet, während das Höhentraining mir einen ordentlichen Schub in Sachen Ausdauer und Regeneration verpasste. So muss eine Triathlonvorbereitung laufen.
Ich kann gar nicht glauben, was ich für einen Spaß hatte, nachdem die erste Unsicherheit verflogen war. Von Anfang an war mir klar, dass ich keine Sensationszeit abliefern würde. Ich sollte mich zwar dennoch zu Teilen irren, aber ich hatte einfach die Ruhe weg – wie man so schön sagt. Ich machte genau das, worauf ich mich vorbereitet hatte, worauf ich mich so riesig freute. Es war genau so, wie ich es nur all zu oft im Training vor mich hin bete. Du musst dich jetzt quälen, aber der Wettkampf ist deine Buttercremetorte, deine Kirsche oben drauf, das kleine Etwas, das du dir verdient hast. Ich wollte die Startbeutel, die Bändchen auf der Laufstrecke sammeln, die Medaille, das Finisher Shirt und vor allem wollte ich dieses Foto vom Zielbogen und mir. Wann und wie ich das erreichen würde, war absolute Nebensache und mit Sicherheit auch genau der Schlüssel zu diesem wahnsinnig positiven Erlebnis!
Der nicht vorhandene Winter und das Frühjahr rasten nur so an mir vorbei. Schneller als gedacht, hatten wir Anfang April und mein Radkoffer wartete zusammen mit meiner Reisebegleitung auf das Taxi zum Flughafen. Mein kleiner blauer Glücksbringer, der sonst Minute für Minute in meiner viel zu großen Sporttasche in der Wechselzone ausharrt und mir beharrlich zur Seite steht, machte sich natürlich enthusiastisch mit auf den Weg. Trotz des unglaublichen Gepäcks geht immer alles ganz schnell mit dem Einchecken und der Sicherheitskontrolle. Dann noch der übliche Blick auf die Boardkarte von meinem kleinen Freund mit der Knautschnase und den Fusselörchen. Im Nu befanden wir uns über den Wolken und genossen die Aussicht. Der Blick aus dem Fenster war wieder einmal wundervoll – endloser Himmel, flockige Wolken, blaues Meer und dann auch bald die Kanaren unter uns mit unserem Ziel Fuerteventura.
Meine Freude war überschwänglich. Ich wusste, ich könnte alles das machen, was ich so sehr liebe. Die vergangenen Jahre war ich entweder nur zum Surfen dort oder auch um zahlreiche Kilometer mit dem Rennrad hinter mir zu lassen. Beides sollte auch in diesem Urlaub mit auf dem Programm stehen. Aber zusätzlich wartete ein Wettkampf auf mich. DER Wettkampf. Respekt und Freude mischten sich auf eigenartige Weise.
Ehe wir uns versahen begann der Landeanflug und das Warten auf die Koffer. Ob mein Radkoffer alles gut überstanden hat, fragte ich mich!? Mein neues Fuji und ich hatten noch nicht all zu viele Kilometer absolviert, aber wir waren zu einem super Team geworden. Jetzt musste es nur noch im Ganzen ins Hotel gebracht werden und schon würde ich die erste Runde drehen. An dieser Stelle mal ein riesiges Lob an AirBerlin. Seit einigen Jahren kaufe ich mir immer zu den Radurlauben die Service Karte, mit der Fliegen wirklich nie komfortabler war. Neben den Radkoffern konnte ich auch Unmengen an Gepäck mitnehmen. Bei zwei Wochen Training- und Strandurlaub kann einiges zusammenkommen.
Mit Absicht habe ich eine Unterkunft etwas abseits vom Trubel, aber direkt am Strand gewählt. Schwimmeinheiten im Freiwasser waren da natürlich Pflicht. Zugleich ein riesiger Spaß. In den Sonnenuntergang schwimmen, sich erneut an das kühle und salzige Wasser gewöhnen, die Sicht unter Wasser genießen, die Füße in den Strand bohren, einfach anzukommen und die Tage vor der Herausforderung auf sich wirken lassen. Dass nun noch vorher ein ordentlicher Brocken zu bewältigen war und gleichzeitig für einen mittelschweren Wutanfall sorgen würde, war mir fröhlich plantschend im Atlantik nicht bewusst. ‘Wüterig‘ fuhr ich wenige Tage vor der Ausgabe der Startunterlagen die Radstrecke ab. Nach dem ersten Frust siegte aber ganz schnell die Freude, es irgendwie mit diesem neuen Rad über die gesamte Runde geschafft zu haben. Heftige Anstiege, Wind und 1300 Höhenmeter zum Trotz freute ich mich auf den großen Tag. Mir war durchaus klar, dass die Challenge vermutlich das Anstrengendste sein wird, was ich sportlich bis dahin vor hatte. Aber dennoch! Was sollte mich abhalten. So wusste ich wenigstens, was auf mich zukommen würde und ich rechnete einfach mit vier Stunden, die ich allein auf dem Rad zubringen würde.
Die Besichtigung des Wettkampfortes legte ich zusammen mit der Startunterlagenausgabe zwei Tage vor der Challenge. Im Playitas Resort kann man sich schon mal einen Nachmittag die Zeit vertreiben.
Es erinnerte zwar recht wenig an das nahende Spektakel, aber erste Aufbauten waren auszumachen. Die Bojen waren aber noch nicht im Wasser. Stattdessen kursierte das Gerücht, dass die Schwimmstrecke geändert werden würde. Der immer wieder auffrischende Wind, der Mond und der Wellengang sorgten für eine so starke Strömung, die man rund um die Insel zu spüren bekam. Egal wo ich zum Schwimmen oder Surfen ins Wasser wollte, ich musste immer ordentlich gegen den Ozean kämpfen. Der Veranstalter wollte uns dementsprechend nicht 800m raus auf dem Atlantik schicken. Stattdessen wurde kurzerhand ein Rundkurs abgesteckt, der zwei Mal abgeschwommen werden sollte. Eine gute Entscheidung, denn es war trotzdem noch einiges los dort draußen.
Mir kam von vorherigen Besuchen der Anlage natürlich sehr viel bekannt vor. So schlenderte ich entspannt über den Golfplatz, über den auch ein Teil der Laufstrecke führt. Ich schaute mir den grau-steinigen Sandstrand an. Die Sonne brannte jeden Tag und der Wetterbericht versprach einen heißen Wettkampftag mit strahlend blauem Himmel. Sonnenmilch gehörte die Tage in jede Tasche und später auch in jeden Wechselbeutel! Ich begutachtete genau die Streckenführung und studierte sämtliche Ablaufpläne von allen Tagen. Kurze Zeit später stand dann auch endgültig fest, dass wir zwei Runden schwimmen werden. Der Radaushang irritierte mich eher, aber mein Edge und die Streckenposten würden schon dafür sorgen, dass ich an jedem Kreisverkehr die richtige Ausfahrt nehme.
Ein letzter Blick auf die Starterliste, bevor ein klein wenig das spanische Chaos über die ersten Teilnehmer hereinbrach. Lizenzen mussten gekauft werden, sofern man diese noch nicht hatte. Für die Chips für die Zeitmessung musste ein Pfand abgegeben werden. Viele kleine Details, die so nie Erwähnung fanden. Also jonglierten Athleten und Helfer mit Geldscheinen und Münzen und Minute über Minute verstrich. Hier und da musste man noch unterschreiben. Mein Ausweis wurde zig Male mit irgendetwas verglichen, bevor ich endlich meinen Challenge Rucksack samt Startnummer, Wechselbeutel, Chip und Kleinkram überreicht bekam.
Damit war es offiziell. Jetzt geht es los. Schluck.
Es beruhigte mich irgendwie auch nicht, dass alle um mich herum scheinbar schon einmal dort gestartet waren. Dementsprechend lässig sahen es alle. Ist ja schließlich Frühling und das nur ein Vorbereitungswettkampf für die Langdistanz im Sommer oder wann auch immer. Jeder schien jeden zu kennen. Verschiedenste Nationalitäten sorgten für ein buntes Stimmengewirr. Ich sortierte mich kurz und widmete mich weiter dem Veranstaltungsort. Das Zieltor stand mittlerweile ebenso wie die ersten Absperrungen. Komplett war alles, als ich am nächsten Tag nach dem Frühstück mein Fuji abgeben musste.
Der Wechselbereich war oberhalb der kompletten Hotelanlage an der Ausfahrt gelegen. Ein Tenniscourt mit Kunstrasen wurde kurzerhand für uns Athleten umfunktioniert. In einem recht kleinen blauen Zelt sollten unsere Wechselbeutel am nächsten Tag auf uns warten.
Ein kurzer Schwatz mit dem Kampfrichter, der sowohl dem schwarzen Flitzer als auch meinem Helm volle Tauglichkeit bescheinigte. Nur hatte niemand bedacht, dass das Rad viel zu klein war, um genau so am Radständer zu hängen, wie sie es dort wollten. Bei dem Wind unmöglich. So würde das nicht einen ganzen Tag vor sich hin baumeln. Etwas Ratlosigkeit machte sich auch bei anderen Teilnehmern breit. Ein weiteres Gespräch mit einem Kampfrichter folgte und schon hatten wir das OK, das Rad an den Bremsen aufzuhängen. Überzeugte mich ja nicht wirklich, aber eine Alternative gab es einfach nicht.
Ich musste natürlich hier und da noch schnell ein paar Fotos machen, bevor ich die Beutel zum Wechseln alle an ihren richtigen Platz hängte. Schon war alles geschehen. Nun brauchte nur noch das Frühstück vorbereitet und sämtliche Schwimmsachen und alles für die Zeit nach dem Wettkampf bereit gelegt werden. Irgendwie Routine aber gleichzeitig wieder aufregend. Habe ich jetzt auch bloß nichts vergessen?!
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Neugierig, wie die letzten Wettkämpfe bei mir so liefen und welche Highlights das vergangene Jahr für mich bereit hielt? Schaut euch doch bei Die Schönsten Geschichten um.