7 Tage in Havanna

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Kino

Zählt man die Wochentage einmal von Montag bis Sonntag durch, hat man die sieben Episoden, aus denen 7 Tage in Havanna besteht. Dabei dürfen Regisseure wie Gaspar Noé, Elia Suleiman oder Pablo Trapero nicht fehlen. Ebenso wenig wie Schauspieler und Regiedebütant Benicio Del Toro, der den Film mit seinem Beitrag eröffnet.

Erst 2012 feierte 7 Tage in Havanna bei den internationalen Filmfestspielen in Cannes die Weltpremiere in der Sektion „Un Certain Regard“. Genauso wie andere Episodenfilme (zum Beispiel Paris Je T’aime oder New York I love You) spielt dieser in einer beliebten Stadt und versucht mit den einzelnen Szenerien das Publikum zu begeistern, was er in sechs von sieben Fällen auch bravourös meistert. Dabei werden nicht nur der kubanische Rhythmus und die verfallenen Gassen ins Zentrum gerückt, sondern vielmehr auch auf das Rauschen des Meeres, die Musik und den Tanz fokussiert.

Die einzelnen Episoden im Überblick:

El Yuma – Montag, Regie: Benicio Del Toro, Drehbuch: Leonardo Padura, Darsteller: Josh Hutcherson, Vladimir Cruz

Der Montag in der kubanischen Hauptstadt beginnt mit einer Taxifahrt. Bei dieser lernt der junge Tourist Teddy Atkins, gespielt von Hunger Games-Star Josh Hutcherson, den Fahrer Angelito (Vladimir Cruz) kennen, der ihn nicht nur zum Hotel Nacional bringt, sondern ihm den Rhythmus der Stadt vermitteln will.

Jam Session – Dienstag, Regie: Pablo Trapero, Drehbuch: Alejandro Fadel u.a., Darsteller: Emir Kusturica (als Emir Kusturica), Alexander Abreu, Arianela Pupo

Mit dem Dienstag geht es zwar in einen anderen Tag hinein, doch bei dem Hotel, in das der serbische Regisseur Emir Kusturica abgestiegen ist, handelt es sich um haargenau dasselbe wie aus der ersten Episode. Kusturica wird in Havanna mit einem Filmpreis für sein bisheriges Werk ausgezeichnet, doch er interessiert sich mehr für das feucht-fröhliche Nachtleben als für die Auszeichnung. Er freundet sich deshalb schnell mit dem ihm zugeteilten Chauffeur an, der ein begnadeter Trompetenspieler ist.

Cecilias Versuchung – Mittwoch, Regie: Julio Medem, Drehbuch: Leonardo Padura, Darsteller: Daniel Brühl, Melvis Estévez, Leo Benitez, Vladimir Cruz

Leonardo (Daniel Brühl) ist Besitzer einer Bühne in Madrid, für die er talentierte Künstler sucht und engagiert. Die Sängerin Cecilia hat es ihm nicht nur ob ihrer Profession angetan und er möchte, dass sie mit ihm nach Madrid geht. Cecilia allerdings ist nicht ungebunden und fühlt sich auch ihrem Freund José noch tief verbunden.

Tagebuch eines Neuankömmlings – Donnerstag, Regie: Elia Suleiman, Drehbuch: Laurent Baudens, Darsteller: Elia Suleiman (als Elia Suleiman), Irene del Valle

Fidel Castro läuft im hoteleigenen Fernsehen und Elia Suleiman lauscht gespannt den Reden des Politikers, wenn er nicht gerade einen Spaziergang durch die Straßen der Stadt macht. Eigentlich soll Suleiman den Präsidenten in Havanna treffen. Die Zeit des Wartens vertreibt er sich also mit Streifzügen, die eine natürliche Fremdheit innehaben. Der Gesichtsausdruck Suleimans bleibt dabei immer gleich.

Ritual – Freitag, Regie & Drehbuch: Gaspar Noé, Darsteller: Cristela de la Caridad Herrera, Othello Rensoli, Dunia Matos Hernandez

Die wohl schauerlichste und am tiefsten-gehende Episode des gesamten Werks, denn während eines nächtlichen Partytreibens kommen sich zwei junge Frauen beim Tanzen näher und wachen am Morgen nebeneinander im Bett auf. Die Eltern des einen Mädchens sind nicht sehr erfreut darüber und veranstalten ein exorzistisches Säuberungsritual.

Bittersüß – Samstag, Regie: Juan Carlos Tabío, Drehbuch: Leonardo Padura, Darsteller: Mirtha Ibarra, Jorge Perugorría, Melvis Estéves, Vladimir Cruz

Die Verhaltenspsychologin Mirta Gutierrez (Mirtha Ibarra) gibt einmal wöchentlich Ratschläge in Sachen Persönlichkeitsentwicklung in einer TV-Sendung. Nebenbei arbeitet sie als Konditorin und kreiert aufwändige Torten, damit sie ihre Familie über Wasser halten kann. Diesmal erhält sie einen größeren Auftrag von einem sehr speziellen Kunden, der in der letzten Episode vorkommt. Die Hauptdarstellerin aus der Mittwoch-Episode, Cecilia, kommt hier ebenfalls wieder als Tochter von Mirta vor.

Der Brunnen – Sonntag, Regie & Drehbuch: Laurent Cantet, Darsteller: Nathalia Amore, Othello Rensoli, Andrés Vidal

Die heilige Jungfrau Maria wird im letzten Abschnitt als Ochún, eine Göttin der afrokubanischen Santería-Religion, verehrt. Dazu muss Marta (Nathalia Amore) ein Fest veranstalten, das genau nach ihren Träumen am Tag davor ablaufen muss: eine Mauer in der ohnehin schon sehr armseligen Wohnung muss abgetragen werden, damit Platz für den Alter in Form eines Brunnens ist. Alle Hausbewohner helfen mit und niemand würde es wagen, dem religiösen Eifer Martas etwas entgegenzusetzen.

Der Drehbuchautor Leonardo Padura hat die Koordination des Drehbuches übernommen und wirklich ausgezeichnete Arbeit geleistet. Zwar ist die letzte Episode sehr gewöhnungsbedürftig und hätte sich besser in die Mitte eingefügt, damit dann noch ein Highlight kommen kann, doch durch den Comicabspann erfährt der Zuseher ohnehin ein befriedigendes Ende. Aufgefallen ist, dass in fast allen Episoden kaum Stereotype wie Autos, Rumba-Rhythmen oder dicke Zigarren, leichte Mädchen und Che Guevara vorkommen. Und wenn dann mal eine Zigarre im Spiel ist, passt das gut zum Rest der Inszenierung, da diverse Klischees einfach zur Vorstellungswelt über Kuba dazugehören.

Regie: Benicio Del Toro, Pablo Trapero, Julio Medem, Elia Suleiman, Gaspar Noé, Juan Carlos Tabío, Laurent Cantent, Darsteller: Josh Hutcherson, Emir Kusturica, Daniel Brühl, Melvis Estévez, Elia Suleiman, Laufzeit: 129 Minuten, Kinostart: 12.07.2013, www.7tageinhavanna.de

Tags:4 von 5Benicio Del ToroDaniel BrühlDramaEmir KusturicaEpisodenfilmGaspar NoéThimfilm

Über den Autor

Daniela Braunshofer Aufgabenbereich selbst definiert als: Schreibende Zockerin – zockende Schreiberin?Findet ”Der frühe Vogel fängt den Wurm” manchmal ganz schön anstrengend.