7. November 2010, Kahakaha, 9.19 Uhr

Von Guidorohm

Kaffee, Zigarette, der Rohm hat einen Vogel, klar, hat er, sein Name ist Freddie, das weiß der kundige Pathologe, der Vogel macht uns Sorgen, dem hat es nämlich die Stimme verschlagen, er sitzt, während ich dies schreibe, auf meiner rechten Schulter, späht nach unten, schaut aufmerksam, was ich da so treibe, ich schreibe, erkläre ich ihm, versuche es zumindest, er könnte fragen, wie war es gestern, du meinst unseren Besuch bei Melusine und Morel, natürlich, könnte er sagen, tut es aber nicht, die Seraphe sieht mit gerunzelter Stirn zum Vogel und mir, sie räumt den Schulranzen des Kindes aus, den Besuch habe ich längst beschrieben, sage ich zum Vogel, den Bericht darüber habe ich aber an Getidan gegeben, da muss man sich also noch gedulden, er kommt, so hoffe ich, die Seraphe ist ins Bad rüber, könnte sein, so genau weiß ich das gar nicht, ich blicke zur Seite, flüstere, alles klar, Vogel, keine Antwort, immer noch nicht, der Vogel hat das Sprechen verlernt, bis mir einfällt, der sprach ja noch nie, aber er piepste, krächzte, zumindest machte er ständig einen Riesenlärm, und nun, nichts, wir werden zum Tierarzt müssen, wo war ich, ich bin irritiert, der Vogel hat eine Zwischenmeldung gegeben, Kahakaha, so in etwas klang das, vielleicht habe ich ihn aber auch missverstanden, die Partys der Atomkraftgegner laufen, die sind am Demontieren, warum schrecken Sie jetzt auf, das gehört alles hier rein, denn schließlich ist die Welt nur wenige Klicks entfernt, schon sitzt man im Jahre 1965, da haben sie Tieren Chips implantiert, um an deren Bewusstsein ran zu kommen, das führt jetzt aber zu weit, das ist eine andere Geschichte, die können sie selbst lesen, klicken Sie hin, klicken Sie nicht hin, bleiben Sie hier, was wollte ich überhaupt erzählen, ach ja, wollte von Melusine und Morel erzählen, von unserem HÖCHST SONDERBAREN Besuch dort, der Bericht ist längst geschrieben, der kommt, der folgt, sie sollten also hier bleiben, am Besten wäre es, Sie erneuern die Seite alle vier Minuten, denn dann verpassen Sie auch nichts, der Vogel sitzt noch immer auf meiner Schulter, ich werde ihn in den Käfig stecken, denn ich will mir noch einen Kaffee holen, ich will noch eine Zigarette rauchen und dann, nein, nein, ich kann es hier nicht enden lassen, weil ich noch über unserer gestrige Heimreise schreiben wollte, da waren Fans im Zug, die Eintracht hatte gespielt und gewonnen, wen ich meine, Eintracht Frankfurt, ich bin stolz auf jeden Pathologen, der sich mit Fußball nicht auskennt, da standen die Seraphe und ich im Zug zwischen singenden Fans, Texte habe ich mir keine gemerkt, ja, das sind schon einmalige Gemeinschaftserlebnisse, singen, saufen, rülpsen, irgendwie muss man sich ja mal entkommen, raus aus dem Trott, was weiß der Rohm schon von uns, Fuck und Gott, da liegen sie ja richtig, was weiß ich schon, nichts, wäre also auch mal Zeit, sich an eine Fußballgeschichte zu setzen, warum nicht, die Literatur muss auch mal ins Unbekannte vorstoßen, immer hinein in diese Wüste im Herzen Deutschlands, so schreibt man sich um den Verstand, der Vogel will von meiner Schulter nicht mehr runter, könnte also sein, dass ich mir ein Holzbein zulege und als Pirat mein Auskommen suche, man muss sich den Gegebenheiten nur anpassen können, dann wird alles gut.