*Gastbeitrag von Markus von Weltreisender in…*
Geht es nur mir so, oder ist Japan bei Backpackern einfach nicht auf dem Radar?
Das könnte an den Vorurteilen über das Land der aufgehenden Sonne liegen: zu teuer, zu große Städte, zu viele Menschen, man fühle sich dort wie ein Analphabet, niemand helfe einem und es gibt langweiliges Essen: nur Sushi und kein Bier.
Wie falsch! Ich wollte nur fünf Tage nach Japan reisen. Ein Stop-Over in Tokio – auf dem Weg nach Hawaii. Da es bekanntlich auf Hawaii auch kein Bier gibt, bin ich fünf fantastische Wochen geblieben. Warum? Hier sind die 7 besten Gründe, warum ich Japan liebe – und Du am Besten sofort nach Japan reisen solltest!
Japaner sind Gipfelstürmer: Fuji-san
Wer davor steht, möchte hinauf. Doch den besten Sehgenuss hat derjenige, der vom Ufer des Motosu-Sees aus auf den Fuji-san blickt. Denn hier möchte Mensch eigentlich nur eines sein: Ein Baum. So kann er den ganzen Tag herumstehen und schon frühmorgens von reizenden Ausblicken träumen: Auf den Motosu-See, der schläft, unter einer glattgebügelten eisigen Bettdecke und, wie über ihm, majetätisch in ein warmes honig-gold getaucht, der Mount Fuji thront. Lieber Wald-Gott, lass mich bitte Baum sein!
Japan heißt Berge, Berge, Berge. Nur 20 Prozent der Inselkette sind flaches Land. Der Rest: Berglandschaft. Und grüne Bäume.
Jedes Wochenende quetschen sich die unzähligen japanischen Wander-Enthusiasten in die Überlandbusse, die zwischen Tokio und dem Mount Fuji pendeln.
Der Fuji-san ist der bekannteste, mit 3.776 Metern höchste, und schönste Berg Japans. Die Kegelform mit der Schnee-Kippa macht den aktiven Vulkan zu einem tollen Fotomotiv. Vom Blickwinkel des Motosu-Sees aus, ist der heilige Berg auf der Rückseite des japanischen 1.000-Yen Scheins abgebildet.
Japaner verehren die Kirschblüte: Hanami
Sie ist ein Rockstar in Japan: Die Kirschblüte.
Wie Elvis vorzeiten in Hawaii, steht sie in jedem Frühling auf der Bühne und wird grenzenlos rasend angeschmachtet. Hanami bedeutet Kirschblüte betrachten und wer dies noch nicht erlebt hat und das in Japan offen zugibt, der bekommt ein ungläubiges: Eeeeeeeeeeeeeeeee! als Antwort entgegen geschmettert.
Die Japaner feiern die Schönheit des Lebens und wie zum Beweis, blühen dazu ihre verehrten Kirschblütenbäume. So ist das eben, in Japan. In den Fernseh-Nachrichten flimmert daher jeden Abend zwischen März und Mai eine Kirschblüten-Vorhersage über den Schirm, die alle Orte nennt, an denen Kirschblüten gerade in besonders voller Pracht zu bestaunen sind.
Einmalig wird das Erlebnis am Mount Fuji, wenn man sich zu einer japanischen Familie gesellt, die auf eine der unzähligen blauen Plastikplanen sitzen, die das Land zu dieser Zeit wie ein Flickenteppich überziehen. Bei einem Picknick feiert man gemeinsam mit Bento (einer Art Lunch-Box) und Sake, Hanami.
Japaner sind High-Tech: Toiletten und Taxis
In Japan fliegen sie zum Mond. Jeder Gang auf die Toilette ist High-Tech. Es ist, als führe man mit seinem Auto in die Autowaschanlage.
Wer meint, eine Bestellung bei Starbucks sei kompliziert und dringe in die Privatsphäre unbescholtener Bundesbürger ein, hat die Möglichkeiten japanischer Toiletten-Wasch-Programme außer Acht gelassen. Die Sitze sind beheizt und die Musik trällert.
Überhaupt: Die Technik. Die Japaner fahren darauf ab. Nicht nur Toilettendeckel öffnen sich automatisch, nein, auch die Taxi-Türen auf Japans Strassen machen bequeme Ein- und Ausstiegsmanöver ohne eigenen Handschlag möglich, wie mein Video beweist.
Ganz wichtig: Nicht vergessen aus den Schlappen, die ausschließlich für den Toilettenbesuch bereitgestellt werden, nach Visite wieder rauszuschlüpfen – und keinesfalls versehentlich damit das Taxi zu boarden. Oder fährst Du zu Hause mit Kloschlüssel Taxi?
Japaner sind kulturreich: Tempel und ZEN-Gärten
Allein in Kyoto gibt es 1.600 Tempel zu besichtigen. Manche davon echte Raumschiffe. Und alle wollen angesehen werden, so sehr und schön wirkt das Design dieser heiligen Holz-Hütten auf einen, wie die Politur auf der Motorhaube eines Oldtimers.
Und viele, viele Buddha-Statuen gibt es. Im Sanjusangen-Tempel in Kyoto allein sollen 1.001 Buddha Stauten stehen. Ich habe nachgezählt. Das Ergebnis sieht Du hier.
ZEN-Gärten, in die japanische Tempel eingebettet sind, sind die japanischen Schrebergärten. So einen moechte man gern haben, hier fühlt man sich wohl und heimisch.
Japaner sind diszipliniert: Der Shibuja Crosswalk
Japan hat einen eigenen Rhythmus, ein eigenes Tempo. Selbst das Gedrängel an der Shibuja Station.
Es stimmt, Tokio ist groß und hier gibt es viele Menschen. 35 Millionen Menschen im Großgebiet Tokio wollen irgendwie über eine Strasse gebracht werden. Das geht hier rücksichtsvoll und erstaunlich unfallfrei, wie dieses Video beweist. Die Shibuja Kreuzung in Tokio ist die meist frequentierte Kreuzung der Welt. 15.000 Menschen pro Ampelphase wechseln hier die Strassenseiten.
Doch nachts ist Tokio so sicher und leise wie keine andere Metropole. Selbst wenn man in New York bei Tag alle Menschen und Autos subtrahieren würde, Tokio wäre bei Nacht lautloser und sicherer. Ja, Japan hat seinen eigenen Rhythmus – nicht nur am Zebrastreifen.
Japaner sind entspannt: Im Onsen
Der Japaner entspannt gern in der Badewanne und öffentlich. Dazu hat er das Onsen erfunden, eine heiße natürliche Quelle. Hier wird entspannt und genossen: Aussicht, warmes Quell-Wasser und das Plätschern eines kleinen Wasserfalles. Aber es gibt auch Regeln.
Herr Yamaguchi: Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich wäre jetzt ganz gerne allein.
Herr Mitsubishi: Wer sind Sie überhaupt?
Herr Yamaguchi: Mein Name ist Yamaguchi.
Herr Mitsubishi: Mitsubishi. Doktor Mitsubishi.
Herr Yamaguchi: Angenehm.
Herr Mitsubishi: Angenehm.
Herr Yamaguchi: Können Sie mir sagen warum, Sie in meiner Badewanne sitzen? …
Japaner sind respektvoll, hilfsbereit und höflich: Der 7-Eleven
„Irashaimaiseeeeeeeeee!“ schallt es einem im 7-Eleven-Shop an der Ecke vom versammelten Belegschafts-Chor entgegen, sobald Du die auf Verkauf ausgelegte Fläche betrittst. Der 7-Eleven ist die Kathedrale deutscher Kunden- und Service-Sehnsüchte (und nebenbei auch noch Laden für den täglichen Bedarf oder: Supermarkt).
Beim Verlassen kommt es zu Anbetung und Lobpreisung. Die Angestellten verbeugen sich vor Dir, als hättest Du für 10.000 Euro bei Dior eingekauft. Sollte ein Artikel mal nicht verfügbar sein – was eigentlich nicht vorkommt – sorgen sich überschlagene 10.000 Mitarbeiter, um Dir den Wunsch doch zu erfüllen.
Nebenbei ist dies der Ort an dem Du Dein Geld abhebst. Nur hier funktionieren internationale Kreditkarten.
Nachtrag: Tokioter Mode ist en vogue und gibt es nur hier.
Oder in welcher anderen Fußgängerzone auf dem Planeten Erde wäre dieses alltägliche Tokioter-Straßenoutfit denkbar?
Über Markus:
Es war 2011, als Markus das letzte Mal das dumpfe Klacken der Bürotür hinter sich hörte. Und beschloss Neues zu entdecken. Seitdem ist er in der Welt zu Hause. Markus schrieb 393 Reisetage auf, was er erinnerte und wie, um vom Leben zu erzählen. In seinem Blog Weltreisender in… vereint er seitdem seine Leidenschaften: Reisen und Schreiben. Markus erzählt Geschichten von unterwegs. Von den Menschen, der Schönheit der Welt und wie es sich anfühlt, in ihr zu reisen und mit ihr zu leben. Schöne Welt.