63. Whiskytasting von Munich Spirits – Messevortasting mit Riegger’s Selection

Im Vorfeld der Finest Spirits in München gab es wie üblich ein Tasting, auf dem ein Abfüller sein Sortiment vorstellt. Diesmal war das Uwe Lauinger von der Schwarzwälder Firma Riegger, die neben ihrem Hauptgeschäft mit Wein auch eine kleine aber – wie sich herausstellen sollte – durchaus feine Range an eigenen Whiskyabfüllungen anbieten.

Das besondere daran ist, dass es sich bei den meisten dieser Abfüllungen nicht um Scotch handelt, denn Riegger lässt seinen Whiskys nicht in Schottland reifen und abfüllen, sondern macht das selber im Schwarzwald. Dafür hat man sich ein eigenes Warehouse gebaut. Als Weinhändler und ehemalige Küfer-Familie liegt es nahe, dass der Schwerpunkt dabei auf Finishes in Weinfässern liegt. Es wird aber auch New Make eingekauft und in eigenen Fässern zur Reife gebracht. In der Vorstellung zeigt sich schnell sowohl die Leidenschaft wie auch das enorme Hintergrundwissen, die Whiskys im Glas beweisen, dass die Praxis hier nicht von der Theorie abweicht. Alles, was wir an diesem Abend im Glas haben, ist mindestens gut und nichts davon langweiliger Standard. Da geht der Daumen eindeutig steil nach oben.

ben_nevis_fassprobeWir beginnen mit einer Fassprobe eines dreijährigen Ben Nevis aus einem First Fill Fino Sherry Butt mit 58%. Der ist so nicht erhältlich, sondern es handelt sich eben nur um eine Fassprobe und damit eine Momentaufnahme aus dem Reifeprozess. Die erste Nase ist fast ein bisschen unangenehm und erinnert an Lösungsmittel oder Schwefel. Das verfliegt aber sehr schnell und macht angenehmen Aromen Platz, die in Richtung Rosine und Rum gehen. Nicht besonders schwer, der Sherry zeigt sich eher zurückhaltend. Mit etwas Wasser kommen leicht bittere Noten dazu. Der Geschmack ist recht kräftig, aber (wie alle Whiskys an diesem Abend) nicht scharf und mit deutlichen Fruchtnoten. Das Ganze erinnert mich eher an einen im Holzfass gereiften Obstbrand als an typischen Whisky. Später kommen dann bittere Noten hinzu. Das ist kein Überflieger, aber für sein Alter ist der erstaunlich komplex und vielschichtig.

Glen KeithSpringen wir beim Alter einige Jahre nach vorn zu einem Glen Keith, 19 Jahre, Recioto-Cask-Finish, 55,2%. Das Fass sorgt für eine ungewöhnliche Bronze-Färbung (leider kommen die Farben auf den Fotos aufgrund der Lichtverhältnisse sehr falsch rüber). In der Nase ist er eher zurückhaltend, ich meine Kirschen und Bitterschokolade zu entdecken. Geschmacklich deuten Traubenschalen sehr deutlich auf das Weinfass hin, dass ansonsten auch schöne Holzaromen weitergegeben hat. Im Abgang wird er erst astringierend, dann kommt eine späte malzige Süße durch. Sehr angenehm, vor allem die Verbindung von Wein und Trauben mit einer leichten Bitterkeit gefällt mir gut.

TobermoryWir bleiben im gleichen Altersbereich, Tobermory, 20 Jahre, Single Cask No 1620, 57,1%, der Geruch ist aber eine ganz andere Richtung. Bananenchips und Nüsse, später kommt der Alkohol durch und dahinter eine ganz leichte Meeresbrise. Trotz Fassstärke ist der überraschend mild, füllt den Mund aber trotzdem mit einer klaren Süße aus. Im Abgang wird er dabei immer schmelziger. Bei dieser Abfüllung ändert sich der Charakter im Mund recht deutlich je nach der Menge im Mund. Beim Nippen überwiegt die Süße, mit einem großen Schluck wird er mächtiger und zieht ebenfalls ein wenig Speichel. Nicht ganz so ausgefallen, aber sehr gut zu trinken. Bei dem hätte ich ständig das Bedürfnis nachzuschenken.

Zum Abschluss des ersten Teils gibt es noch eine Sneak Preview. Lauinger nimmt auf Messen immer ein Fass mit, aus dem man sich selber eine Flasche abfüllen kann. Das ist diesmal ein Glenallachie, 8 Jahre, 2 Monate Port Cask Finish, 57,7%. Trotz der nur 2 Monate, die er im Fass verbracht hat, zeigt er schon einen blassen Rotton im Glas. Der Geruch hab ebenfalls bereits deutliche Noten von Trauben. Der Geschmack ist angenehm mit mit fruchtiger Port-Süße, die in einem langen Abgang endet. Super, der ist schon mal für die Messe vorgemerkt.

— Essenspause —

TomatinNach dem Essen gibt es einen  Tomatin, 8 Jahre, Grenada Rum Finish, 55,8%, der uns mit Rosinen und Wurzelwerk in der Nase begrüßt. Konstante im Mund ist die Süße des Rums, während sich der Whisky dahinter entwickelt. Schokoladig und mit etwas Fruchtnoten. Ebenfalls ein schöner Tropfen, wobei mich der Geruch hier etwas mehr packt als der Geschmack.

LinkwoodDas nominelle Highlight des heutigen Abends ist diesmal der einzige, mit dem ich mich schwer tue. Ein Linkwood, 30 Jahre, Amarone-finish, 54,4%. 7 Monate hat er im Amarone-Fass verbracht, die Zeit davor im Bourbonfass. Das ungewöhnlichste bei diesem Whisky finde ich seine wuchtigen Aromen. Die meisten Whiskys in diesem Alter, die ich probieren konnte, waren eher elegante Gentlemen, denen man Zeit geben und genau hinschmecken musste, um die komplexen Noten aus den eher zurückhaltenden Aromen heraus zu bekommen. Der Linkwood hingegen protzt mit Muskelkraft. In der Nase Himbeer, im Mund mit trockenem Holz, Obst und Rosinen und einem eher bitteren Abgang. Nichts davon ist für sich selber unangenehm, aber irgendwie ist das einfach zu viel von allem.

BunnahabhainZum Ende hin gibt es gern mal ein bisschen Torf. Diesmal aus einer Destillerie, die ich grundsätzlich sehr schätze, die aber eigentlich nur sehr wenig in dieser Richtung macht: Bunnahabhain, 8 Jahre, Bourbon Cask 800066 heavily peated, 53,9%. Heavily Peated ist hier allerdings gar nichts, sondern der Torf steht eher im Hintergrund. Das soll gar nicht als Kritik rüberkommen, ich finde den ganz im Gegenteil sehr gelungen. Der Geruch ist eine Kombination von Karamell, etwas Rauch und Salz. Auch im Mund hält der Torf sich zurück, Vanille und helle Früchte stehen im Vordergrund. Erst im Abgang wird der Torf dann deutlich, ohne aber dominant zu werden. Sehr rund, sehr ausgewogen, sehr fein!

Ben Nevis New MakeDen Abschluss macht wieder etwas, das ist es in der Form nicht als Abfüllung gibt. Einen Ben Nevis New Make 2015 peated, also den frischen Brand wie er direkt nach der Destillation ins Fass kommt. Ich hab den mal bei Laphroaig vor Ort probieren dürfen und war überrascht, dass der Alkohol da viel weniger rauskam als erwartet und vor allem, dass man da keinen Torf schmecken konnte. Das hat sehr viel mehr an einen Obstbrand erinnert als an Whisky. Hier ist zwar auch sehr viel Frucht drin, allerdings kommt der Torf hier sehr deutlich heraus. Der erste Geschmack im Mund ist eher unangenehm und ziemlich bitter, im Abgang gewinnt er dann aber wieder deutlich. In der Form wird man den ja auch nicht trinken, sondern hier haben wir nur die Basis, anhand derer man entscheiden kann, in welches Fass er zur Reifung kommen wird.

Komplette Präsentationen von Abfüllern finde ich immer interessant, das hier war aber auch im Vergleich zu anderen ein überdurchschnittlich guter Abend. Lauinger hat hier seine Range absolut überzeugend präsentieren können. Am nächsten Tag auf der Messe war ich dann auch mehrfach mit verschiedenen Leuten an seinem Stand.


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