63. Sprachwechsel

Martynova hat schreibend einen Sprachwechsel vollzogen. Für ihre Gedichte bevorzugt sie aber nach wie vor das Russische. Zusammen mit der Lyrikerin Elke Erb übersetzt sie ihre Verse anschließend wieder ins Deutsche, so auch die in dem Band „Von Tschwirik und Tschwirka“, der aus drei Zyklen besteht. Warum ihre Muttersprache die Sprache der Lyrik geblieben ist, erfährt man in einem erläuternden Text zum dritten Zyklus „Verse von Rom“. (…)

Besonders gern gesehen sind die Oberiuten, Mitglieder der Gruppe um Daniil Charms und Alexander Wwedenski, dem der zweite Teil in „Von Tschwirik und Tschwirka“, das Poem „Wwedenskij“, gewidmet ist. Diese literarischen Vertreter der russischen Moderne liebten und suchten das Absurde und den Unsinn. Neben ihnen trifft man viele andere Autoren. Mit Ossip Mandelstam teilt Martynova die Auffassung, dass der Künstler, wenn man von Wirklichkeit spricht, die unendlich überzeugendere Wirklichkeit der Kunst kennt. (…) Das „Un“ aus dem Gedicht „Tschwirkas Träume“ könnte mit Morgensterns „Zwi“ verwandt sein oder durch Mandelstams Kinderverse huschen.  / Beate Tröger, FAZ

Olga Martynova: „Von Tschwirik und Tschwirka“. Gedichte. Aus dem Russischen von Elke Erb und Olga Martynova. Droschl Verlag, Graz, 2012, 96 S., geb., 16 Euro.*

*) Es sind zweifellos Gedichte, aber wegen der, wie man immer wieder hört, beklagenswerten Lage der Lyrik haben sie die Rezension vielleicht vorsichtshalber in die Rubrik “F.A.Z.-Romane der Woche” gestellt. Vielleicht merkts der Leser ja nicht und liest weiter.



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