Seit der Preisvergabe an Eyvind Johnson und Harry Martinson 1974, die auf viel Kritik gestoßen war, sind die Schweden traumatisiert, wenn es um Preisträger aus ihrem Land geht.
Nun ist es ausgerechnet einem Dichter gelungen, diese Wunde zu schließen. Doch verwunderlich ist das nicht, denn Tranströmer widerlegt alle Vorurteile, die mit Lyrik häufig in Verbindung gebracht werden. Seine Gedichte sind nicht abgehoben oder weltfremd. Seine Sprache ist nicht selbstverliebt. Tranströmer hat jedes Wort in jedem Gedicht mit Bedacht gewählt. Sein ganzes Leben lang hat er gerungen mit der Sprache. („Überdrüssig aller, die mit Wörtern, Wörtern, aber keiner Sprache daherkommen.“) Es erscheint wie ein böser Scherz, den ihm das Leben gespielt hat, dass seine Erkrankung ihn, den Dichter des Schweigens, zwingt, nun auch körperlich um jedes Wort zu ringen. / Anne Burgmer, FR 14.3.