Was Sie über Luise Rinsers Rolle während der NS-Herrschaft herausgefunden haben, ist nicht schön…
Sánchez de Murillo: «Nein! Es gibt unbestreitbare Tatsachen, über die man sich empören muss. Ihre Hitler verehrenden Gedichte sind ja schon früher bekanntgeworden. Aber das ist nur ein Bruchteil. Die Biografie deckt darüber hinaus Unbekanntes oder kaum Beachtetes auf. Als Junglehrerin hat sie ihren eigenen Schuldirektor, einen Juden, denunziert. Dadurch konnte sie sich profilieren und machte Karriere im Nazi-Staat. Sie wurde Ausbilderin beim Bund Deutscher Mädel, sie hat also Hitler-Jugend-Gruppenführerinnen ausgebildet. In der Biografie wird sie darum schweren Herzens, aber wahrheitsgemäß Nazi-Pädagogin genannt. Sie hat für die UFA gearbeitet, ein Drehbuch geschrieben. Das alles ist natürlich nicht schön. Und ich denke an die vielen Menschen, die sie verehrt haben und nun enttäuscht werden.»
Luise Rinser hat ja an ihrem eigenen Mythos auch stark mitgearbeitet…
Sánchez de Murillo: «Und da muss man sich fragen: Warum? Der Grund ist, dass sie in die Rolle der Nationalheldin hineingezwungen wurde – gleich nach dem Krieg. Die Deutschen und wir alle haben sie gezwungen, das Vorbild, das sie nicht war, zu spielen. Und dann schlugen die Grünen sie auch noch als Bundespräsidentin vor – wie sollte sie da zugeben, dass sie nicht diejenige war, für die alle sie gehalten haben? Deutschland brauchte den Mythos Luise Rinser, um nach der schlimmen Zeit vor sich selbst bestehen zu können. (…)» / news.de