61. Stück: Die 10 besten Film-Fieslinge

Inspiriert von Ma-Go Filmtipps folge ich dem Aufruf, bei der Blogparade von Singende Lehrerin mitzumachen, und meine 10 Lieblingsbösewichte aus der Filmwelt zu nennen. Erst einmal: Was macht für mich einen richtig guten Film-Fiesling aus? Sie müssen mir entweder das Blut in den Adern gefrierern lassen oder ihren Antagonisten (den Streber-Superhelden) so geschickt zur Weißglut treiben, dass sie schon wieder fast sympathisch sind. Das Ranking ist ein bisschen willkürlich und nicht so streng gemeint.

10. Der Clown Pennywise aus Stephen Kings Es (1990, Tommy Lee Wallace):

Ich muss zugeben, diesen Film habe ich nie ganz gesehen. Eigentlich sieht das aus heutiger Sicht fast etwas trashig aus, trotzdem kann ich mir den Trailer nicht zuende angucken, weil mich dieser Clown so gruselt. Meine große Schwester und ich waren als Kinder mal bei meiner Oma zu Besuch, ich muss da ungefähr zehn Jahre alt gewesen sein. Meine Schwester, damals hartgesottener in Bezug auf Horrorfilme als meine Ängstlichkeit (heute ist es witzigerweise umgekehrt), schaltete abends den Fernseher ein und blieb bei dem Film hängen.

Neugierig lugte ich hinter vorgehaltener Bettdecke hervor auf den Bildschirm und dann taucht plötzlich dieser irre Clown auf, großartig gespielt von Tim Curry, und ich bekomme den Schreck meines bis dahin jungen Lebens. Zitternd flehte ich, sie möge doch umschalten, aber da war es schon zu spät. Ich habe mir jetzt die literarische Vorlage geholt und das Buch steht schon in meinem Regal bereit. Es wird demnächst gelesen und vielleicht erschreckt mich dieser Bösewicht dann nicht mehr so. Man soll sich schließlich seinen Dämonen stellen, nech.

9. Samara aus Ring (2002, Gore Verbinski):

Für mich lange Zeit der gruseligste Film aller Zeiten: Ring. Ich hatte noch Wochen später Angst, wenn ich nachts im Dunkeln allein nach Hause musste. Wie Samara mit zuckenden Bewegungen und strähnigen schwarzen Haaren langsam, aber sicher aus dem Fernseher gekrabbelt kommt … Uiuiui, Gänsehaut! Übrigens rief meine Schwester mich an, nachdem sie den Film gesehen hatte, weil sie nicht schlafen konnte und eine Heidenangst hatte. Ausgleichende Gerechtigkeit würde ich sagen.

Eine Freundin von mir und ich hatten damals lange dunkle Haare und haben uns einen Spaß gemacht: Wir hingen uns die Haare vors Gesicht, versteckten uns mit gesenkten Köpfen in einer dunklen Ecke und als unsere Freunde kamen, traten wir mit zuckenden Bewegungen hervor und flüsterten “Nur noch sieben Tage”. Die haben sich vielleicht erschrocken.

8. Eva Ernst, Oberhexe aus Hexen hexen (1990, Nicolas Roeg):

Anjelica Huston ist eine meiner Lieblingsschauspielerinnen und die beidenDie Addams Family-Filme gehören zu meinen Kann-ich-immer-wieder-gucken-Streifen. Aber da hat sie ja keine Bösewichtin gespielt. Dass sie das fiese Fach hervorragend beherrscht, zeigt sie in Hexen hexen als gemeine Oberhexe Eva Ernst. Der Film beruht auf einem Kinderbuch von Roald Dahl, der mich meine ganze Kindheit als mein Lieblingsautor begleitet hat.

7. Präsident Snow aus Die Tribute von Panem (4 Filme 2012-2015, Gary Ross bzw. Francis Lawrence):

Oha, jetzt geht das los, dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme, die hervorragenden Film-Fieslinge nicht alle auf Platz 1 wählen zu können. Donald Sutherland als Präsident Snow in den Verfilmungen der Die Tribute von Panem-Trilogie von Suzanne Collins lässt einen einerseits erschauern, andererseits aber strahlt er einen faszinierenden, hypnotischen Charme, eine subtile Gefährlichkeit aus, der man sich nicht entziehen kann.

Dieser Mann ist zu allem fähig … und dabei davon überzeugt, das Notwendige zu tun. Er sieht sich nicht als böse an, sondern betrachtet sich als Pragmatiker. Ich kann mir niemand anderen als Donald Sutherland in dieser Rolle vorstellen, der der Ambivalenz dieser Figur Gestalt verleiht.

6. Biff Tannen aus Zurück in die Zukunft (3 Filme 1985, 1989, 1990, Robert Zemeckis):

Zurück in die Zukunft gehört zu meinen absoluten Lieblingsfilmen, aber sie wären nichts ohne den großartigen Kotzbrocken Biff Tannen. Thomas F. Wilson spielt diesen großspurigen Widerling mit virtuoser Knallcharge und fulminantem Spielspaß, dass es eine Freude ist.

5. Lancaster Dodd aus The Master (2013, Paul Thomas Anderson):

Philip Seymour Hoffman hat mit seinem Tod im vergangenen Jahr eine große Lücke in der Schauspielwelt hinterlassen. Ein Film, der das eindrucksvoll zeigt, ist The Master. Hoffman spielt dort den charismatischen Lancaster Dodd, der die Menschen um sich herum manipuliert und seinem Narzissmus einverleibt. Könnte man selbst sich ihm entziehen? Fraglich.

4. Tyler Durden aus Fight Club (1999, David Fincher):

Wer wäre nicht gern ab und zu ein kleines bisschen wie Tyler Durden? Frei, unabhängig, konsequent? Zu dumm nur, dass er es heillos übertreibt und zum wahnsinnigen Fanatiker wird. Auf der anderen Seite gibt es meiner Meinung nach kaum eine Figur in der Filmwelt, die den Prozess von Idealismus über Ideologie bis hin zu Fanatismus und Zerstörung deutlicher zeigt als Tyler Durden. Brad Pitt spielt ihn einfach großartig mit schmuddeliger Lässigkeit und nonchalanter Arroganz. Und ich liebe diesen rosa Bademantel!

3. Roger “Verbal” Kint aus Die üblichen Verdächtigen (1995, Bryan Singer):

Es gibt kaum einen Schauspieler, der so gut Fieslinge spielen kann wie Kevin Spacey. Ganz besonders brilliant ist er als Roger “Verbal” Kint in Die üblichen Verdächtigen. Gibt es jemanden, den er nicht hinters Licht geführt hat?

2. Louis Bloom aus Nightcrawler (2014, Dan Gilroy):

Jake Gyllenhaal ist ebenfalls ein genialer Bösewicht-Darsteller, ihm haftet immer etwas Unheimliches, Undurchschaubares an. In Nightcrawler treibt er dies auf die Spitze und sorgt damit für lange nachhallendes Grauen. Wer den Film noch nicht kennt, sollte das schleunigst nachholen.

1. Terrence Fletcher aus Whiplash (2014, Damien Chazelle):

Ich kann gar nicht oft genug wiederholen, wie großartig Whiplash ist! Dass dieser Film so grandios geworden ist, liegt nicht nur an den beiden tollen Schauspielern Miles Teller und J. K. Simmons, es liegt auch daran, wie fantastisch die beiden Figuren charakterisiert sind. Das Perfide an Terrence Fletcher, dem Schlagzeuglehrer des jungen Talents Andrew Neyman, ist, dass es solche Leute tatsächlich gibt. Und dass sie wirklich glauben, das Richtige zu tun. Sie schaffen es, dass andere schließlich davon überzeugt sind, falsch zu liegen und nicht würdig zu sein, ein wenig Respekt und Achtung zu verdienen.

So weit, so gut. Mit Sicherheit gibt es noch eine Vielzahl von Film-Fieslingen, die hier keinen Platz gefunden haben, obwohl sie es verdient hätten.


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