Geschichte des tschechischen Volkslieds (Teil 1): von den ältesten Nachweisen bis ins 19. Jahrhundert
12-11-2011 02:01 | Jitka Mládková, Radio Prag
An Staatsfeiertagen wie am Tag der Heiligen Kyril und Method, am Jan-Hus-Tag oder am St. Wenzelstag, genauso wie bei weiteren offiziellen Veranstaltungen werden in Tschechien alte geistliche Lieder gesungen. Das geschieht vor allem in Kirchen, aber nicht nur. Nur noch Musikwissenschaftler wissen heute aber wohl noch, dass in manchem dieser Lieder die Melodie eines vielleicht noch älteren Volksliedes versteckt ist. Dabei sind es die ältesten überlieferten Spuren dieses Kulturguts. …
Zu den ältesten tschechischen Liedern, die aus dem Mittelalter bekannt sind, gehört ´Hospodine pomiluj ny´, in dem der Herrgott um Gnade gebeten wird, oder „Svatý Václave“, eine Hymne an den böhmischen Landespatron, den Heiligen Wenzel. Es wird angenommen, dass es in derselben Zeit auch simple Volkssongs, eine Art Gassenhauer gab. Mit diesem Genre hat sich allerdings niemand seriös befasst. Und so mag es heutzutage überraschend sein zu erfahren, dass in alten geistlichen Liedern alte volkstümliche Melodien anklingen. …
„Vor allem zwei der vier ältesten tschechischen Kirchenlieder, und zwar ´Buoh všemohúcí´ – auf Deutsch ´Gott der Allmächtige´ – und ´Jezu Kriste ščedrý kněže´ – Jesus Christus, du Großzügiger Priester´ – hatten ihre Pendants im deutschen geistlichen Lied. Ein anderes Beispiel: Im 14. Jahrhundert hat sich der böhmische Kirchenreformator Jan Hus um die Entstehung tschechisch gesungener Kirchenlieder verdient gemacht. Einige hat er offenbar aus dem deutschen Liedgut übernommen.“