Vom 3. bis zum 6. Mai fand die STROKE URBAN ART FAIR bereits zum sechsten Mal und erstmals auf der Münchener Praterinsel statt. Wenn man an die Anfänge von Kunst im Tresor denkt, hat sich einiges geändert und dennoch ist vieles gleich geblieben.
Das Publikum in München hatte großen Hunger auf urbane Kunst und insgesamt war an den vier Tagen doppelt so viel los wie zuvor in Berlin. Neben den üblichen Urban Art-Aficionados und erstaunlich vielen jungen Familien tummelten sich auch einige Besucher, die man ansonsten eher bei der Art Basel treffen könnte. Ob deswegen mehr Kunst den Besitzer wechselte ist fraglich. Viele der Galerien führen trotz des Urban Art- Booms lediglich Pop-Up-Existenzen und sehen den STROKE-Auftritt mehr als Vergnügen denn als Geschäft an.
Nach dem Erfolgsrezept der URBAN ART FAIR gefragt, antwortet Marco Schwalbe “Erklären kann man das nicht – man muss es erleben”. Mit der Praterinsel, einer ehemaligen Likörfabrik, als Location hat sich die STROKE nun endgültig etabliert, der Beginner-Charme ist einem geschäftigeren Event-Klima gewichen, vom Rand ist man ins Herz der Münchner Innenstadt vorgedrungen. Während die ehemalige Landeszentralbank oder die Ex-BMW-Niederlassung noch mehr Trash-Charakter hatten, so herrschte im Wurzelkeller der Praterinsel eher eine White Cube-Atmosphäre. Das ehemalige Destillerie-Gebäude “Haus 3″ soll generalsaniert werden, daher durften sich die Künstler an den Räumlichkeiten austoben.
Man wolle das zeigen, “was frisch, jung und vor allem unangepasst ist“, so Marco Schwalbe. Natürlich gab es trotzdem die wiederkehrenden Objekte, die mit popkultureller Note und zeitgenössischen Ikonographien spielen und wohl solange mitgeschleppt werden, bis sie verkauft werden. Erneut gab es wandgroße Sprühflaschen zur Eigenheimdeko, Puzzles und Schlüsselanhänger. Aber Kunstnasen konnten auch ein paar Trüffel unter den Exponaten entdecken – schließlich waren über 45 nationale und internationale Galerien, Projekte und Kunst-Kollektive an der Messe beteiligt.
Die STROKE hat sich insofern verändert, als dass die Gebrüder Schwalbe vermehrt den sozialen Aspekt von urbaner Kunst in den Vordergrund stellen. Beispielsweise gab es auch diesmal Führungen in Gebärdensprache und ein gemeinsames Projekt in Kooperation mit der Aktion palliatives Leben brachte schwerstkranke und sterbende Menschen mit Künstlern zusammen. Mehr dazu gibt es hier.
Ein paar Eindrücke von der Veranstaltung gibt es in diesem virtuellen Rundgang:
Von den Schweizer Galerien waren wieder NeoVandalism und SOON präsent, letztere hatten Remo Lienhard aka WES 21 im Gepäck, der bereits auf der letzten STROKE.05 in Berlin mit organischen Motiven beeindrucken konnte. Hier sieht man seine aktuelle Fleischbeschau:
Die Züricher Galerie NeoVandalism präsentierte Marcel Baer und Andreas Glauch von Doppeldenk mit diesem an Hieronymus Bosch erinnernden Triptychon:
Detailverliebte konnten sich auch an den Pappteller-Zeichnungen des argentinischen Talents Martin Tibabuzo sattsehen, der von der Nürnberger Galerie Artelier vertreten wurde :
Die Arbeitsweise von Martin Tibabuzo kann man in diesem Video bewundern. Ein weiteres Mitbringsel der Galerie Artelier sind die Klebwerke der Künstlerin Evi Kupfer. Ihr Taping speist sich aus popkulturellen Motiven wie King Kong oder den Transformers, weiter unten sieht man sie beim Live-Taping im Innenhof der Praterinsel:
Auch ansonsten wurde im Hof fleißig gesprüht. Hier sieht man eine Arbeit des griechischen Sprühdosenvirtuosen Sonke Wia:
Und zum Schluss noch eine gelungene Metapher von Qualitylovers vs AF66 zum Verhältnis von Urban Art und dem Kunstmarkt:
Alle Fotos findet ihr auf flickr.
Wer die vergangenen Veranstaltungen verpasst hat, kann das virtuell nachholen. Hier sind die Eindrücke der STROKE.01 , STROKE.02 und STROKE. 05.
Die nächste STROKE findet vom 13. bis zum 16. September in Berlin statt. Informationen dazu gibt es hier.