6 Fragen an die Gründer von helpucation

Von Mutterundsoehnchen @Marsha_

Sechs Fragen an echte „Macher“ ist eine Interview-Serie auf meinem Blog. Ich möchte Menschen, die ein tolles Projekt initiiert haben, eine Unternehmensidee umsetzen, etwas mit viel Herzblut bewegen wollen oder sich sozial engagieren hier vorstellen. Und natürlich einen Blick hinter die Kulissen werfen.

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Heute möchte ich euch ein echtes Herzensprojekt vorstellen. Der Iromann und ich begleiten schon lange das Angkor Kids Center (AKC) in Kambodscha. Ja, wir haben sogar mitgeholfen, den ersten Grundstein für dieses tolle Bildungsprojekt zu legen, indem wir mit Freunden Geld für den Kauf des Schulgrundstücks zusammengekratzt haben. Das ist schon einige Jahre her. Heute können hier Kinder unter anderem kostenlos Englisch lernen. Aber auch nachhaltiges Wirtschaften mit verfügbaren Ressourcen wird jungen Menschen beigebracht.

Andreas Dorner und Christian Rosenberger, zwei dieser Freunde und Mitgründer des AKC, haben nun den Verein helpucation gegründet, um Bildungsprojekte  nachhaltig fördern zu können.

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Christian Rosenberger und Andreas Dorner von helpucation e.V. im Interview

Lieber Christian, lieber Andreas, helpucation gibt es seit April diesen Jahres. Aber der „Stein“ kam schon viel früher ins Rollen. Wie begann eure Idee?

Andi: Die Idee zum Verein helpucation kam durch unser Projekt in Kambodscha, dem Angkor Kids Center, das völlig ungeplant aus sich selbst heraus entstanden ist: Auf einer Reise durch Südost-Asien haben wir den mittellosen Jungen Samnang Chhon auf der Straße von Siem Reap kennen gelernt. Seine Geschichte hat uns sehr berührt und wir wollten ihm helfen. Mit seiner Anmeldung an einer Sprachschule haben wir den ersten Stein für ein Projekt gelegt, das über die Jahre so groß geworden ist, wie wir es nie für möglich gehalten hätten.

Es war aber auch ein langer Weg: Bei der Anmeldung an der ersten Schule wollte der Schuldirektor ihn nicht zulassen, weil die Privatschule nur was für die “Oberschicht” wäre. Also haben wir alles besorgt, was Samnang für den Schulbesuch brauchte. Wir haben ihm gezeigt, wie man einen Computer benutzt und konnten den Schuldirektor überzeugen, dass wir nicht locker lassen werden.

Gemeinsam mit Freunden haben wir Samnangs Bildungs-Laufbahn kontinuerlich begleitet und finanziert. Er hat uns seine Zeugnisse eingescannt zugeschickt, mit uns darüber diskutiert und wir haben Geld über Western Union überwiesen. Als er nach mehren Ausbildungen und einigen Jahren dann seinen ersten Job in einem der führenden Reisebüros bekam, war das ein sehr großer und bewegender Moment für uns alle. Da sagte Samnang: “So, jetzt will ich das, was das Schicksal mir gegeben hat, an andere weiter geben.”

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Also gab er mit unserer Unterstützung einer Handvoll Kinder aus seinem Dorf abends nach der Arbeit noch Englisch-Unterricht – unter ganz einfachen Bedingungen. So fing alles an. Heute geben im AKC acht bis zehn Lehrer über 250 Kindern täglich Unterricht, die ersten ehemaligen Schüler haben bereits einen Job. Es hat also funktioniert! Wir sind bis heute überwältigt und haben irgendwann gedacht: wenn das mit einem Jungen in Kambodscha geht, dann lässt sich die Idee ja auch auf andere Kulturkreise und Länder übertragen. Genau dafür steht helpucation.

Warum wolltet ihr einen eigenen Verein gründen, um Bildungsprojekte zu fördern? Gibt es nicht schon „genug“ Hilfsprojekte?

Christian: Es gibt mit Sicherheit viele tolle Hilfsprojekte, die Unterstützung brauchen und die es auch zu unterstützen lohnt. Heißt: Nicht jeder muss ein eigenes Hilfsprojekt aufbauen um zu helfen. Das Projekt Angkor Kids Center bzw. jetzt der Verein helpucation e.V. war ja von Anfang an nicht angedacht. Es ging um einen einzelnen Jungen aus Kambodscha und alles weitere hat sich erst entwickelt.

Den Verein helpucation e.V. haben wir gegründet um das ganze Thema „Spenden und Verteilung“ selbst in die Hand nehmen zu können. Davor haben wir und das Angkor Kids Center mit unterschiedlichen Organisationen und Stiftungen zusammen gearbeitet.

Wer in Deutschland schon Mal einen Verein gegründet hat, weiß, dass das nichts ist, was man mal schnell an einem Wochenende macht. Das hat sich am Ende tatsächlich über fast ein halbes Jahr hingezogen. Um so mehr freut es uns, dass wir jetzt endlich loslegen können.

Was wollt ihr mit helpucation erreichten? Was sind eure Ziele?

Christian: Zukünftig können wir uns natürlich vorstellen, unterschiedlichste Bildungsprojekte zu fördern. Aktuell fördern wir das Angkor Kids Center – und da gibt es jede Menge zu tun. Hier ist es unser langfristiges Ziel, dass sich das Projekt irgendwann selbst trägt und wir uns nur noch als strategischer Partner betätigen. Hierzu müssen neben dem Schulprojekt, vor allem Möglichkeiten geschaffen werden, Geld einzunehmen. Die BIO-Schweinezucht und der Öko-Gemüsegarten sind ein erster Ansatz. Denkbar wäre auch eine Lernküche, die Besuchergruppen bewirtet. Grundsätzlich sehen wir individuelle Bildung als Grundstein dafür, dass ein Mensch sein volles Potential entfalten kann. Ich möchte mit helpucation Türen öffnen, um das Leben von Menschen positiv zu verändern.

Im Hinblick auf die Flüchtlingskrise habt ihr es sicherlich schwer für Projekte jenseits der Deutschen Grenzen Spendengelder zu sammeln. Was spricht dafür, sich gerade jetzt für ein Bildungsprojekt wie helpucation zu engagieren?

Christian: Glücklicherweise ist es aktuell gar nicht so schwer Leute von unserem Projekt zu überzeugen. Ich glaube, dass es ganz viele Menschen in Deutschland gibt, die den ein oder anderen Euro spenden würden, wenn sie genau wissen würden was damit passiert. Wir versuchen unserem Projekt ein Gesicht zu geben und mit Hilfe von modernen Kommunikationsmitteln eine größtmögliche Transparenz zu schaffen.

Selbstverständlich ist das Thema „Flüchtlinge“ auch ein großes Thema bei uns. helpucation zu unterstützen schließt ja nicht aus, sich auch in der Flüchtlingskrise zu engagieren. Wir selbst überlegen als Verein auch, welchen sinnvollen Beitrag wir in der Flüchtlingskrise leisten können. Die Hilfe zur Selbsthilfe im Herkunftsland sehen wir dabei als wesentlichen Punkt. Ich glaube, dass es in Deutschland vor allem darum geht selbst etwas zu machen. Die Krise ist vor unserer Tür – persönliches Engagement hilft hier meiner Meinung nach aktuell viel mehr als eine monetäre Hilfe.

Wie kann man helpucation unterstützen? Und wieviel der Spendensumme kommt auch wirklich an?

Christian: 100% der Spenden kommen dem Angkor Kids Center zugute. Jegliche Verwaltungskosten werden aktuell von uns Gründungsmitgliedern über unsere Mitgliedsbeiträge und durch private Mittel beglichen. Uns kann man aktuell auf zwei verschiedene Arten unterstützen. Entweder mit einer einmaligen Spende oder einer Fördermitgliedschaft. Schon mit 5 Euro pro Monat kann man Fördermitglied werden und wird regelmäßig über den aktuellen Stand unserer Aktionen gebracht.

Werdet ihr als Gründungsmitglieder auch vor Ort aktiv sein und schauen, wie die Fördergelder eingesetzt und Bildungsmaßnahmen umgesetzt werden?

Andi: Wir haben über die Jahre der Zusammenarbeit mit dem Angkor Kds Center gelernt, dass Vertrauen ein wichtiger Baustein für den Erfolg ist. Trotzdem spüren wir auch, dass unser Input, unsere Beratung und unser Projektmanagement vor Ort sehr gefragt und manchmal auch notwendig sind. Deshalb ist es uns wichtig, dass wir nicht nur Geld schicken und das wars. Wir wollen, dass die finanzielle Förderung effizient und zukunftsorientiert eingesetzt wird. Alle Schritte des AKC, die mit Geldern von helpucation umgesetzt werden, werden mit uns abgesprochen. Wenn wir vor Ort sind, geht es uns weniger um die Kontrolle des Geldflusses als vielmehr um die Beratung und Optimierung im Einsatz der Gelder. Aber: Wenn sich das Projekt irgendwann selbst tragen und verwalten soll, dann müssen die Menschen vor Ort Verantwortung für das Angkor Kids Center übernehmen und auch mit Bedacht und Weitsicht Entscheidungen treffen. Dazu ermutigen wir sie.

Danke Christian und Andi für das tolle Interview. Und wünsche euch mit helpucation viel Erfolg und dass euer Bildungsprojekt weitere Früchte trägt.

Hier gehts übrigens zur facebook-Seite des AKC und von helpucation