6 DJ-Promotion-Pools und warum DJ-Bemusterung sich dennoch nicht lohnt

Ist es nicht verlockend sämtliche Musik kostenlos zu bekommen? Wenn du als DJ regelmäßig auflegst, kannst du Songs als Muster bekommen. Dazu gibt es Promo-Pools und DJ-Bemusterungs-Dienstleister.

Aber wer gibt seine Musik wirklich für lau heraus? Niemand. Auch nicht DJ-Pools, denn sie erwarten einen Gegenleistung für bemusterte Lieder.

Aus Sicht des DJ-Pools ist es einerseits wichtig, dass du die Lieder vor Publikum spielst. Für jedes Lied musst du deine Beobachtungen und Einschätzungen in Bewertungsbögen beschreiben.

Vor allem sollst du die Songs in die DJ-Charts bringen. Dazu musst du bei einem der großen DJ-Chart Anbieter angemeldet sein, was dich berechtigt deine wöchentlichen Tipps für die Charts abzugeben. Das wird auch als "Charts tippen" bezeichnet.

Was bedeutet "Charts tippen"?

Den Begriff "Tippen" kennst du vielleicht nur von deinem Lotto-Tippzettel. Im Zusammenhang mit DJ-Charts bedeutet tippen, dass DJs jede Woche ihre Tipps abgeben, welche Titel zurzeit sehr gut beim Publikum ankommen.

Ich tippe für keine Charts außer für meine eigenen House Charts. Diese Seite ist jedoch gnadenlos veraltet, weil mein selbst geschriebenes Chart-Programm nicht mehr richtig funktioniert.

Früher schickte ich jede Woche eine Liste meiner Top-Songs per Fax an die Chart-Anbieter. Je nach Anforderung der Charts sollten das meine Top-10 oder Top-20-Songs sein. Heute funktioniert das natürlich alles übers Internet.

Wie hängen Charts und DJ-Pools zusammen?

Um zu erklären, wie die DJ-Charts und die Bemusterung zusammen hängen, stelle ich das Bild aus DJs, Promo-Pools, Musik-Charts und Plattenverkäufen auf den Kopf. Im Endeffekt geht es darum möglichst viel Musik zu verkaufen. Je höher ein Lied in den Charts platziert ist, desto mehr Leute finden den Song und kaufen das Lied. Was wiederum die Position in den Verkaufscharts beeinflusst.

Hier kommen DJs ins Spiel, die ausgewählt wurden, um jede Woche ihre persönlichen Musik-Charts abzugeben. Aus den vielen Tipp-Zetteln der DJs errechnen Chart-Anbieter dann ihre "DJ-Charts", "Dance Charts", "Club Charts" oder "DJ Playlisten". Diese werden wiederum von Radio-Machern und anderen DJs beobachtet.

An dieser Stelle versuchen nun Promotion-Pools die Finger ins Spiel zu bekommen. Dazu schicken Sie Promo-Songs an DJs, die ihre Meinung für die obigen Trend-Charts abgeben dürfen. Darfst du diese Charts mitbestimmen, nehmen dich die DJ Bemusterungs-Pools mit Kusshand.

Bemustert zu werden, war für mich ein Ego-Boost, weil ich plötzlich Teil der Musik-Vermarktungs-Maschinerie wurde. Dabei sind Promotion-Pools für die DJ Bemusterung nur ein Ausschnitt des Geschäftsmodells der Firmen.
Sie agieren auf mehreren Märkten:

  • Den Plattenfirmen sagen sie: "Wir bringen Ihren Song in die Online-Shops, in die Charts, ins Radio, zu Journalisten und DJs"

  • Wir DJs hören: "Wir versorgen dich mit den neuesten Songs, kostenlos"

  • Und an Print-/Online-Medien geht die Botschaft: "Wir haben die hippsten Charts mit den kommenden Mega-Erfolgen"

OK, sag mir einfach, wo ich mich anmelden kann

Ein paar Beispiele für Promotion-Pools habe ich hier zusammengestellt, jeweils mit der Verbindung zu den entsprechenden DJ-Charts.

Plattenmann DJ Promotion
Jörg Böhm
Hamburg

Bewerbung als DJ, unter http://plattenmann.de/...

Deutsche DJ Charts (DDJC)
Bewerbung als DJ, unter http://www.deutschedjcharts.de/...

PoolPosition.com
Pool Position GmbH
Arne Heitmann
28790 Schwanewede
Bewerbung als DJ, unter http://www.poolposition.com/...

Deutsche DJ Playlist (DDP)
http://www.dj-playlist.de/
http://www.deutsche-dj-playlist.de
Früher GERMAN-DJ-PLAYLIST (GDP)
Begrenzt auf 350 DJs

Bewerbung als DJ, unter http://www.poolposition.com/...

Public Propaganda
PUBLIC Music & Media Ltd.
Oliver Wegener
Hamburg
http://www.publicmusicmedia.de/
http://www.djpropaganda.com/

Bewerbung als DJ, unter http://www.twisterrecordings.de/...

Deutsche Dance Charts (DDC)
Bewerbung als DJ, früher unter http://www.djpropaganda.com/...

Deutsche Club Charts (DCC)
Bewerbung als DJ, früher unter http://www.djpropaganda.com/...

Berufsverband Discjockey e.V.
Dirk Wöhler
Braunschweig
http://www.bemusterung.de/
hitarbeiter.de

DJ Top 100
http://www.djtop100.de/

Plattenjunkie
Plattenjunkie Promotion, Music & Marketing
Manuel Kallikat
Osterdammer Straße 2a
49401 Damme
500 DJs im Promotion-Pool

Bewerbung als DJ, unter http://www.plattenjunkie.de/...

Eigene DJ-Charts

Feiyr.com
Dance All Day Musicvertriebs GmbH
Armin Wirth
83377 Vachendorf

Bewerbung als DJ, unter https://www.feiyr.com/...
Nachweis der DJ-Tätigkeit mit eigenem Schreiben.

Anbieter von Charts ohne Bezug zu Promotion-Pool

Charts von WORLD-DJ.net und mix1.de

DanceFifty und WORLD-DJ.net
Michael Güttge
Am Stumpenturm 18
D-32657 Lemgo

WDC50 - Webradio DJ Charts
Früher wdjc.de/wdc/

Dance 50
Früher wdjc.de/dance/

44HOUSE Charts (früher House27)

dance-charts.de

Dance-Charts GbR
Sebastian Wernke-Schmiesing, Axel Jäger
Jahnstrasse 18
26802 Moormerland
Bewerbung als DJ, unter http://www.dance-charts.de/Bewerbung-DJ-Pool.html

ODC Top 50/Official Dance Charts Top (ODC)

Die Charts "ODC Top 50" werden vom Marktforschungs-Institut GfK Entertainment für den Bundesverband Musikindustrie (BVMI) erhoben. Als DJ kann man dort nicht tippen.

Wobei ich mich bei der Recherche zu diesem DJ-Tipp gefragt habe, welche Institution dazu berechtigt wäre die offiziellen "Deutschen Dance Club Top 40 DJ Charts" herauszubringen. So gesehen finde ich das Chart-Spiel heute verwirrender als noch vor 20 Jahren. Vor 20 Jahren hinterfragte ich diese Legitimation nicht.

Als ich die Liste mit den Anmeldelinks zusammenstellte und mir jede Webseite ansah, kam es mir so vor, als ob die Blütezeit der Chart-Anbieter vorbei ist. Mittlerweile dürften die Beatport- und iTunes-Verkaufscharts für DJs relevanter sein.

Zulassung zu Promotion-Pools und als Chart-Tipper

Solltest du bereits in einem Club auflegen, dann wirst du nach ein paar Monaten Arbeit schnell bei den Pools voran kommen.

Die Anforderungen sind fast überall identisch. Du musst nachweisen, dass du wirklich als DJ vor Publikum spielst. Fülle dazu die Online-Formulare der Bewerbungen aus. Entweder schicken dir die Pools und Charts einen Aufnahmebogen oder du kannst einen Nachweis gleich hochladen.

Die Aufnahmebögen nimmst du bei deinem nächsten Gig in den Club mit und lässt alle Formulare vom Geschäftsführer oder Inhaber unterschreiben. Lass dir unbedingt auch einen Stempel-Abdruck der Discothek auf die Aufnahmebögen geben. Nach meiner Erfahrung stehen DJ-Bemusterungs-Anbieter ganz extrem auf Stempel der Discotheken, vermutlich weil sie nicht so einfach zu fälschen sind.

Schneeball-Effekt und Schallplatten-Lawinen

Früher musste ich betteln, um in die Promotion-Pools von RoughTrade und Edel zu kommen. Deshalb zahlte ich anfangs sogar einen Jahresbeitrag, um Charts tippen zu dürfen. Das war mein Türöffner zu den wichtigen Promopools wie Public Propaganda, Jörg Böhm (jetzt Plattenmann) ... back in the days 😉

Nach ein paar Jahren verlor ich schließlich die Lust, meldete mich ab oder flog aus den Pools, weil ich keine Bewertungsbögen mehr abgab.

Wie wertvoll ist deine Zeit?

Promopools sind nur auf den ersten Blick kostenlos. Denn ich bezahle mit meiner Zeit und meiner Aufmerksamkeit.

Unterschätze nicht die Zeit, die du für das Feedback benötigst. Aus meiner Sicht lohnt es sich nicht. Die Ausbeute ist zu gering und du musst trotzdem Musik kaufen.

Um neue Musik zu finden, ist es für mich attraktiver andere DJ-Mixe anzuhören und bei Traxsource in den Neuveröffentlichungen zu stöbern. Da habe ich nach einer Stunde Vörhören ungefähr 20 Songs in der engeren Auswahl. Dies Quote würde ich nie erreichen, wenn ich mir Promos anhöre. Ich weiß, es klingt ernüchternd.

Dabei hört es sich doch so verlockend an, kein Geld mehr für Musik ausgeben zu müssen. Es ist aber nicht so. In den guten alten Tagen des Vinyls tippte ich für zwei Charts, war Mitglied in allen Promopools. Pro Woche kamen ungefähr 30 neue Vinyls an. Manchmal erhielt ich mehrere Päckchen pro Tag.

Der Großteil war Schrott. Ich meine wirklich Schrott. Weder spielte ich die neue Maxi von Blümchen, noch das neueste White-Label von Scooter. Dann erwarteten die Plattenlabels auch noch, dass ich ernsthafte Kommentar zu den Songs schrieb und dieses Zeug live spiele.
Rückwirkend betrachtet war jede 20igste Platte überhaupt spielbar. Nur, um ein paar Perlen wie "Sandy B" und "Remember Me" aus dem ganzen Vinyl-Berg herauszuziehen.

Für die schiere Menge an Platten verbrachte ich Stunden die Bewertungsbögen auszufüllen. Meiner Meinung nach lohnt sich der zeitliche Aufwand nicht, den Promopools verursachen.

Bei keinem Promopool bin ich mehr Mitglied. Obwohl ich mich aus der Welt der Musik-Promos zurückgezogen habe, werde ich per E-Mail mit Promos zugeschüttet.

Anscheinend wirke ich als Macher des Houseschuh-Podcasts und dieses DJ-Blogs so interessant für Plattenlabels, dass ich ungefragt auf unzähligen Promo-Verteiler-Listen gelandet bin. Heute bekomme ich so viele Songs per E-Mail frei Haus geliefert, dass ich nicht mehr dazu komme alle Lieder durchzuhören.

Gelegentlich höre ich bei Soundcloud in ein Promo rein, das ich zugeschickt bekomme. Ab und zu lade ich sogar einen Song herunter, den mir ein Produzent zuschickt. Nur extrem selten ist ein Lied dabei, dass mich umhaut.

Ganz so, wie bei der DJ Bemusterung in früheren Zeiten. Willkommen in der unglaublich vernetzten Welt.

Tippst du noch für Charts oder hast du einen Tipp für bessere Promotion-Pools? Dann schreibe doch bitte einen Kommentar weiter unten auf dieser Seite.


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