6. Berlin Triathlon Treptow – Meine erste Olympische Distanz – Teil I mit Fotogalerie

Von Eiswuerfelimschuh @eiswuerfelimsch

Um die 1000 Teilnehmer beim Berlin Triathlon in Treptow trotzten bei Kindertriathlon, Staffelwettbewerben, Olympischer und Sprintdistanz den kühlen Temperaturen. Die ersten Wellen wurden mit etwas Sonne belohnt, die am Nachmittag dem Regen Platz machte. Gerade zu familiär und ruhig ging es in der Wechselzone zu, aber der Gedanke sollte bei schäumendem Wasser während der ersten Disziplin schnell verfliegen.

Der Gewinner der Olympischen Distanz überquerte die Ziellinie in 1:52h, während die erste Frau nach knapp 2:19h ankam. Nicht einmal eine Stunde benötigte der erste Mann für die Sprintdistanz, die er in 55min zurückgelegt hat und in gut 1:06h war der Spaß dann auch für die führende Frau zu Ende.

Im Nachhinein konnte ich mich glücklich schätzen, die erste Welle erwischt zu haben und konnte so auf einer relativ freien, wenn auch einsamen Radstrecke in Ruhe meine 40km wegstrampeln und beim Laufen über 10km auch relativ unbehelligt mein Tempo finden.

Um kurz vor 10 waren alle Vorbereitungen getroffen – Wechselzone aufgebaut, Neoprenanzug angemoppelt, den Kleinsten der Kleinen beim Kindertriathlon zugejubelt, während einige wie Profis mit einer Hand ihr Rad aus der Wechselzone schoben und andere hart mit ihren pinken Rädern mit passendem Körbchen kämpften.

Es konnte also beruhigt in das eiskalte Wasser gehen – ok, es waren 17°, aber trotzdem zu frisch, als dass irgendwann ein Wohlfuehleffekt einsetzen könnte. Wenn zitternde Männer kurz vor Starschuss im Wasser strampelnd blaue Lippen bekommen, ist ein Neo garantiert nicht die schlechteste Wahl.

Eine Entenfamilie schwimmt leichtsinnig vorbei und schon geht der Überlebenskampf los. Kein gemütliches Einschwimmen und in Gang kommen. Wie in einer Horde Piranhas bei der Fütterung beginnt das Wasser zu brodeln. Ich spüre Hände auf meinem Rücken, die mich unter Wasser drücken. Ich versuche selbst niemanden zu überschwimmen. Mein Anzug fühlt sich plötzlich an wie eine Zwangsjacke. Ich bekomme keine Luft. Ich bin nahe dran auszusteigen, ich kann es eben einfach noch nicht. Das Gewurschtel der Seerosen unter Wasser ermutigt auch nicht gerade. Ich schwimme zu den Anfängern an die Seite und sortiere beim Bustschwimmen meine Gedanken.

Twitter und die motivierenden Worte kommen mir in den Sinn; ich würde es schaffen und soll mich auf unzerstörbar programmieren! Zum Glück sehe ich Männer, die sich ebenfalls im Brustschwimmen üben. Ich starte meine Intervalle – immer, wenn es eng wird gehe ich auf Nummer sicher und bei freier Bahn haste ich im Freistil vor mich hin. Zwei Runden Kampf um die ‘Insel der Jugend’, zwei Runden Überlebenstraining. Da scheint mir die drohende Radstrecke mit Windschattenerlaubnis und neun Runden wie ein Paradies. Eine kräftiger Griff umschließt meine graueblaue Fischhand. Matschig schlammiger Boden, einige Holzstufen und Land, festes Land unter meinen verschrumpelten Füssen. Irgendwie Bändchen am Anzug suchen, Rumgefummel und schon sitzt er auf der Hüfte.

Sehr unsportlich ging es auf der Radstrecke zu, was nicht den kämpfenden Sportlern sondern vielmehr einigen Zuschauern geschuldet war. Sie sprangen nicht nur rücksichtslos auf die abgesperrte Strecke und schoben Kinderwagen ohne sich umzuschauen drauf, sondern streuten Reißzwecken auf den Asphalt. Ich habe einen Fahrer gesehen, der zwei Runden sein Rad flicken musste – Respekt, dass er nicht aufgegeben hat!

Ich hingegen freute mich erst einmal, dass ich so einfach aus dem Neo raus, rein in die Radsachen springen konnte und so gut mit meiner durchgestylten Wechselzone zurechtkam. Nur das Gefühl irgendetwas vergessen zu haben, dass sich auch beim zweiten Wechsel noch verstärkte, ließ mich nicht los. Aber ich hatte an alles gedacht, sogar ans kleine Mützchen für die topfenden Haare. Und da fliegt mir auch schon mein Forerunner entgegen, den mein Fotograf gestartet hatte, als ich im Wasser war. Was ist das?! Die Uhr zeigt gerade mal 35 min an?! Fehler, das muss ein Fehler sein! War es aber nicht, ich war einfach flott unterwegs trotz Mutti-Brustschwimmeinlagen.

Also weiter Füße im mitgebrachten Bassin sauber gewaschen, Söckchen, Brille, Helm, schnell selbstgemischtes Energiegetränk nebenher aus der Flasche gedrückt, Schuhe, Band mit Nummer, Verwirrung, Verwirrung, Verwirrung aber sicherheitshalber mal mit dem Fahhrad los, Starnummer nach hinten gewurschtelt, schon saß ich im Sattel. Riesen Freude über den glatten Asphalt und dass ich aus dem Blauen einen 30er Schnitt fahren konnte.

Kurz vor Ende der ersten Runde plötzlich mein Name – Milosz, von Parkläufer – klasse! Ja, ich fahr ja schon! Enge Kurve und die erste von neun 4,5km Runden war Geschichte. Ich musste zwar nicht Absteigen, rollerte aber gemütlich um die Ecken. Jede Kurve eine kleine Kraftherausforderung, raus aus dem Sattel, Antreten. Und jede Runde Jubelrufe, Milosz wird nicht müde, ich aber schon. Plötzlich ein kleiner Fanpulk, Juliane vom Bootcamp rief meinen Namen und mein technischer Support würde am liebsten schieben helfen. Geht ja wohl schließlich etwas schneller!

Aus Vernunft will ich mein Energiegel nehmen, das ich zuvor so professionell wie die Großen mit Klebeband am Rad befestigt hatte. Windböe, eigene Dummheit, egal, es viel runter und ich hing an der Flasche. Nur nicht zu viel, sonst ruft Dixie bei dem Wetter!

Wir Damen dürfen uns nicht an Männer und umgekehrt schon einmal gar nicht hängen! Das schränkt die Wahl einer Windschattenmitfahrgelegenheit ein. Ich überhole eine der wenigen Frauen, die von da an an meinem Hinterrad klebt. Irgendwie werden wir uns nicht einig. Ihr werden Zeiten zugerufen und aus ‘Katrin, das geht aber besser’ wird nach vier Runden ‘Super, ihr seid schneller geworden!’. ‘Ihr’ alles klar, sie meint uns! Ich kann kurz auf ihren Km-Zähler schielen und bin erschüttert. Sie war eine Runde vor mir! Wie bitte muss sie erst geschwommen sein. Toll! Sorry, Katrin, ich muss schneller werden, damit ich dich beim Läufen einhole. In strampel was das Zeug hält, härtere Antritte und eine Fahrerin aus der zweiten Welle nimmt mich mit knappen 40km/h mit auf meine letzte Runde.

Morgen gibt es Dank super fleißigem Einsatz des Fotografen, der jetzt eine Woche Regeneration nötig hat, den zweiten Teil natürlich auch mit passenden Bildern.