Mörike ist auch nicht ohne. Nicht nur im lyrischen Fach.
Avertissement
Von dem Anteil, welchen die vorgerückten Geschöpfe meiner Muse bei dem Publikum finden, wird es abhängen, ob eine Nachgeburt folgen soll oder nicht. Dieselbe würde u. A. nachstehende Stücke enthalten:
1. An den Krammets-Vogel. (Würde, in flakkischer Weise, etwa anfangen: »Du, Philomelens glücklichster Sang-Rival«. &c.)
2. An die katholische Religion (Petrinism) Im von Hardenberg’schen Styl.
3. Bei Confirmation meines Neveus (unehelichen Zwitters meines Bruders) mel: Die Kröte, die &c.
4. Meine Ähnlichkeit mit v. Matthisson. Kritisches Poëm.
5. Umarbeitung des v. Schillerschen: »Laurette am Flügel«. (Ich beginne: »Wenn dein Finger durch den Stahl-Darm geistert«)
6. An Nane Z. Als sie einen angeschriebenen Gänserich von mir wünschte. (»Die Feder, die den Sträfling schrieb«)
7. Bei Betrachtung des Glanz-Gaifers der Gartenschnecke (cochl. hort. Lin.) Didaktisches Gedicht.
8. Sonett. Unter heftigen Schmerzen, als ich in einem Gehölze bei Zwerenberg lag und zu sterben meinte. (Der Verf. ist mit einem – medicinisch übrigens vielleicht interessanten – Nabelbruch behaftet.)
9. Das Beuteltier. (Dem HE. Grafen v. Skrzynecki zugebaichnet.)
Hier aber keins der avisierten, sondern ein 10tes:
Sarkasme
An v. Göthe
Du hast mich keiner AntiWort gewürdigt,
Wohl weil mein Geist sich kühn dir ebenbürtigt?
Deßwegen, Sprödling! willt du mir mißgönnen
ooDich Freund zu nennen?
Ha! Eitler Stolz! Man sah dich von der scharfen
Kritik Bustkuchens schon vorlängst entlarven;
Da zeigte sichs, daß alle deine Verse
00Nur güldne Ärse!
Aus: Wispel. Eduard Mörikes Wispeliaden. Zusammengestellt und mit enem Nachwort versehen von Friederike Roth. Bei der Friedenauer Presse Berlin 1994, S. 32 (Avertissement) und 26 (Sarkasme)