Eine eher mitlächelnde Sorte von Humor, „fünf gerade sein zu lassen“, zeigt sich mir im 1.Korintherbrief des Paulus, den ich um anderthalb Kapitel erweitert habe: Im 14. Kapitel geht es um die Zungenrednerei, den Poetry-Slam der Griechisch-Rapper in der Korinther Gemeinde. Der anscheinend doch immer streng herumwütende Moralapostel Paulus verbietet oder verflucht diese Exzesse hier keineswegs. Er beschreibt sie nur, erinnert daran, daß man ja auch gerne was verstehen möchte von dem sibyllinischen Silbensilber, und dann wirft er trocken ein, daß er selbst auch ganz gute Reime rappen könne, aber daß ihm fünf Wörter der Deutung, der Vernunft, der Verständigung mehr wert seien als tausend Wörter Slamschlamm. Und vor allem (und dabei stelle ich mir lebhaft die Korinther Gemeindeversammlung vor) die Frauen, diese vom Geist getriebenen Frauen, die nur so übersprudeln vor lauter Zungenreden, — die sollen doch gefälligst die Klappe halten, und wenn sie Fragen haben, mögen sie doch zuhause ihre Ehemänner löchern — und jetzt stelle ich mir lebhaft die evangelischen Pfarrerinnen vor, die über solche Bescheide von Luthers Lieblingsapostel keine Miene verziehen. Ich lache auch nicht, ich bleibe ganz ernst und gefaßt. / Hans Zimmermann (Görlitz )
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