Das hat Durs Grünbein erfreulicherweise noch nicht: In seine Gedichte fließen nicht nur antike Versmuster, sondern auch die präzisen Ergebnisse moderner Wissenschaften. Die Verklärung und die Erklärung der Welt, sie gehen in seinen Werken oftmals in eins. Ob im Picknick der Anarchisten, in dem das letzte Jahrhundert „wie ein einziger Arbeitstag“ vorbeizieht, wie in Xylophon, in dem er der phylogenetischen Entwicklung zusieht, wie sie samt Hängehoden auf die Beine kommt – seine Gedichte übersetzen wissenschaftliche Ergebnisse in versteh- und erlebbare Zusammenhänge, die nicht nur einfach „interessieren“. Grünbein löst die Forderung Niklas Luhmanns nach einer „Parallelpoesie“ ein, „die alles noch einmal anders sagt und damit die Wissenschaftssprache in die Grenzen ihres Funktionssystems zurückweist“. …
Auf wievielen Ebenen ein „Gutes Gedicht“ funktionieren kann, hat Raoul Schrott erläutert – Durs Grünbein illustriert es zum Abschluss noch einmal mit seiner Poesie. In Erklärte Nacht oder Entführung in alte Gefühle fliegen die Echos zum Mund und der Vers ist ein Taucher – „er konspiriert mit den Sternen.“ / Britta Koth, unser lübeck