51. Kunsts Lebensroman

„Der nie enden wollende Abschied vom Sonett“ könnte man den Lebens- und Schreibroman des Thomas Kunst nennen. Nach dem reinen Sonettenband Estemago legt er  nun den mit Sonetten zumindest durchsetzten Band „Legende vom Abholen vor“. Hier nimmt er die angekündigte Abkehr von dieser Form eindrucksvoll zurück. Schon das erste, nennen wir es „kämpferische“, Kapitel „Schulstoff für gleich“ bedient sich ihr durchgängig, und gipfelt in einer Sonetthaften Aufzählung von Namen, denen sich der Autor verbunden fühlt. Das muss man vermuten, da die Namensliste nicht kommentiert wird. Der eine oder andere erwähnte Name wird einem zumindest als Anklang bei der Lektüre des Buches wieder begegnen. Ganz sicher Bove, Vian, Blanchot und Cortazar.
Konst kommt vom Sonett nicht los, und so muss er es wohl auf die Spitze treiben, und, soviel scheint derzeit wohl sicher, er wird es tun.

Im folgenden bewegen sich die Gedichte mit einer gradezu traumwandlerischen Sicherheit durch Literarische Weltlandschaften, durch einen Raum von Marseille bis Nordamerika, machen Urlaub bauen Häuser indem sie sie entkernen.  „Die Straßen Amerikas kannten sich doch/ Fast alle noch von früher…“ (s. 51) heißt es. Und jeder Gedichtanfang stellt diese Literarizität her, macht klar, in welcher Welt wir uns befinden.  In einer Welt der dauernden Endlichkeit auch von Liebesbeziehung. Denn der Band endet immer wieder wie die Kapitel eines guten Romans, bei sich selbst. Bei einer gewissen Einsamkeit des Helden, einer Verlassenheit des Ich, einer Geworfenheit… Und daraus speist sich auch seine Melancholie, jeder Beginn ist mit Ende gleichsam aufgeladen. Volle Packung. / Jan Kuhlbrodt, fixpoetry

Die Legende vom Abholen, Thomas Kunst, Edition Rugerup 2011



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