Vorgetragen wurde ein Gedicht Bert Brechts, das einst Kinder in der DDR auswendig lernen mussten, ein gutes Beispiel für Brechts Stammbuchstil in seiner streng dogmatischen Phase (der wir auch Zeilen wie „Lenin ist eingeschreint in dem großen Herzen der Arbeiterklasse“ verdanken).
Das Brecht-Gedicht, zu dem laut Bericht der „Süddeutschen“ etliche Teilnehmer ihre Lippen bewegten, „als wollten sie es mitsprechen“, heißt „Lob des Kommunismus“ und beschreibt diesen u.a. mit den Zeilen: „Er ist vernünftig, jeder versteht ihn. Er ist leicht. Du bist doch kein Ausbeuter, du kannst ihn begreifen. [...] Er ist nicht das Chaos, sondern die Ordnung. Er ist das Einfache, das schwer zu machen ist.“ Und: „Wir aber wissen: Er ist das Ende der Verbrechen.“ Ein vernünftiger Mensch, selbst einer mit „K-Vergangenheit“, sollte keiner Ideologiedebatte bedürfen, um zumindest dieses Glaubensbekenntnis zu widerrufen. / THOMAS KRAMAR, Die Presse 12.1.