51. Drei Pünktchen (Meine Anthologie)

Und was bleibt denn an dem Leben,
Wenn es alles ging zu Funken,
Wenn die Ehre mit dem Streben
Alles ist im Quark versunken.

Und doch kann dich nichts vernichten,
Wenn Vergänglichem zum Trotze
Willst dein Sehnen ewig richten
Erst zur Flasche dann zur …

Goethe, aus: Zahme Xenien. Nachlese.

Darf man das Volk betrügen? fragte Goethe. In der Hamburger Ausgabe steht es auf Seite 331. Der oben zitierte Spruch aber fehlt. Da braucht man schon eine mehrbändige Ausgabe. In der Ausgabe von Karl Eibl, Sämtliche Gedichte in 2 Bänden, Deutscher Klassiker Verlag 1988, Nachdruck für die Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1998, steht es in Band 2 auf S. 850. In der „Berliner Ausgabe“ des Ostberliner Aufbau Verlags steht es in Band 2. Gedichte und Singspiele II, Nachlese und Nachlaß, 1966, auf Seite 401 – mit 3 Kommas in der zweiten Strophe mehr als in dem dtv-Band.

Die Anmerkungen zum Text in der Berliner Ausgabe sagen: Erstdruck in  der Weimarer Ausgabe (Band 53, 1914). (Keine Auskunft zur Kommafrage.)

Etwas ausführlicher, und genauer, die Anmerkung zur dtv-Ausgabe:

Erstdruck: Privatdruck von Anton Kippenberg 1905, dann WA 53. Eigenhändig überliefert. – Der „Und“-Anfang läßt einen größeren Zusammenhang vermuten. Vielleicht eine „Invektive“.

Und hat er die Kommas geschrieben? Und hat er drei Pünktchen gesetzt? In diesem Punkt geben auch wissenschaftliche Ausgaben keine Auskunft, nicht einmal die 150bändige Weimarer Ausgabe. Dafür brauchte man ein Faksimile der Handschrift, am sichersten eine Ausgabe vom Typ der Frankfurter Hölderlin-Ausgabe. Gibts nicht, und ist das wichtig?

Ja, mir schon. Ich möchte im Zweifelsfall wissen, was der Autor wirklich geschrieben hat. Die Frankfurter Hölderlin-Ausgabe hat zahlreiche aufschlußreiche Beispiele geliefert.

Hat Goethe Götz von Berlichingen sagen lassen: „Sag ihm, er kann mich am Arsch lecken“? Oder hat er drei Pünktchen gesetzt? Generell gibts beide Fälle in Goethes Werk. Und es gibt auch in der großen Weimarer Ausgabe Fälle von schamhafter Pünktchen-Philologie. Und es gab sogar Philologie mit dem Rasiermesser: man weiß, daß die Großherzogin von Weimar anstößige Wörter und ganze Strophen in Goethes Nachlaß hat auskratzen lassen. L&Poe berichtet weiter.

Anmerkung: Im Internet gibt es an diversen Stellen ausgeschriebene Versionen, teils mit abweichendem Text. So etwa:

Und was bleibt denn an dem Leben
Wenn es alles ging zu Funken,
Wenn die Ehre mit dem Streben
Alles ist im Quark versunken.

Und doch kann dich nichts vernichten,
Wenn, Vergänglichen zum Trotze,
Willst dein Sehnen ewig richten
Erst zur Flasche, dann zur Fotze.

(Mehr bei Google & Co)



wallpaper-1019588
Kalorienarmes Gemüse: Perfekt für Ihre Diät!
wallpaper-1019588
Kalorienarmes Gemüse: Perfekt für Ihre Diät!
wallpaper-1019588
Die Algarve feiert 50 Jahre Nelkenrevolution
wallpaper-1019588
Mobile Suit Gundam SEED FREEDOM: Bandai Namco zeigt den Film in den deutschen Kinos