Neben den Blind Tastings gehören Querverkostungen von verschiedenen Abfüllungen derselben Destillerie zu meinen favorisierten Tastings. Besser kann man den Charakter einer Marke nicht erschmecken und die Möglichkeit dazu hat man im privaten Rahmen auch eher selten. Sehr gut also, dass es beim Jubiläumstasting von Munich Spirits gleich zwei Destillerien „quer“ zu verkosten gab. Einerseits Ben Nevis, von denen sich gerade etliche unabhängige Abfüllungen auf dem Markt finden (und die mir nur wenig vertraut sind), andererseits die von mir hochgeschätzten Bunnahabhain mir ihren für Islay ungewöhnlichen, weil kaum bis gar nicht getorften Whiskys. Das klang auf dem Papier schon mal sehr vielversprechend.
Die Eröffnung machen die Bennys mit einer Abfüllung von Berry Brothers & Rudd, Cask 27, 16 y.o., 57,1%. Direkt nach dem Einschenken steigt erst Lösungsmittel in die Nase, das sich aber schnell verflüchtigt und Gewürzen, Honig und Kirschen Platz macht. Im Mund ist der eher kräftig und alkoholisch. Was deutlich auffällt und noch öfter kommen wird, ist ein Gefühl wie Brausepulver auf der Zunge. Im Abgang gibt es noch ein wenig Süße. Die volle Frucht am Tisch schmecke ich allerdings nicht raus. Solider Einstieg.
Nummer zwei kommt aus Österreich von der Single Cask Collection, 18 y.o., 1996-2014, Cask 776, 53,1%. Schon die Farbe deutet auf das Sherryfass hin. Was mich hier auf Anhieb begeistert ist das völlige Fehlen jeglicher Schwefelnoten, die Sherryfässer gern mal abgeben. Stattdessen gibt es auch hier Kirsch (allerdings schwerer), wuchtige und massige Süße, Schokolade, Bratapfel und Weihnachtsmarkt. Der Geschmack ist dann allerdings gar nicht mal so voluminös wie der Geruch vermuten lässt. Ebenfalls kommt die Assoziation zu Brausepulver auf der Zunge, obwohl der Geschmack ansonsten vornehmlich weich und rund ist. Gefällt mir gut.
Mit dem nächsten haben wir die aktuelle Clubabfüllung im Glas: Munich Spirits, 15 y.o., 1999-2015, 54,3%. Im Gegensatz zum Vorgänger hier nun wieder ganz deutliches Bourbonfass mit viel Vanille, unreifer Frucht und rohem Teig. Der Geschmack ist klar und kräftig, mit Zitrusnoten und einem recht schmelzigen Abgang. Sehr gelungene Abfüllung, die es aber nicht in mein Regal schafft, da ich in der Richtung noch ein paar Flaschen vorrätig habe.
Der letzte der Bennys verweist dann direkt die Konkurrenz auf die Plätze. Von Maggie Miller habe ich noch keine schlechte Abfüllung getrunken und da reiht sich diese hier spektakulär ein. Scotch Single Malt Circle, 16 y.o., 1998-2015, Refill Sherry Cask, 57,1%. Ganz eigener Duft mit Wurzeln und einer eigenwilligen metallischen Note, die ich nicht richtig festmachen kann. Ein Hauch Schwefel liegt dahinter, der in dem Fall aber überhaupt nicht unangenehm, sondern vielmehr interessant wirkt. Der Geschmack bewegt sich zwischen Marzipan, Rosinen und bitterer Orangenmarmelade, gefolgt von einem wunderbar wärmenden und malzig-süßen Abgang. Bombe!
Nach der Snackpause mit Antipasti und Capuccino sind die Bunnys an der Reihe. Die Eröffnung macht der „Eirigh na Greine“, Originalabfüllung ohne Alter, verschiedene französische Rotweinfässer, 46,3%. Klingt super, kann die Erwartungen aber leider nicht ganz erfüllen, was nicht nur an der Position nach dem Essen gelegen hat. In der Nase erinnert er eher an Grappa als an Rotwein, Traubenschalen und Trester finden sind. Der Geschmack kommt mit etwas Wein und leichter Bitterkeit, ist aber im Großen und Ganzen nicht besonders spektakulär und verabschiedet sich obendrein mit einem recht kurzen Abgang. Schade. Potential wäre schon da, aber ausgeschöpft wird es nicht.
Der nächste ist eine Abfüllung eines der Mitglieder von Munich Spirits: Malt Mountains, 23 y.o., 1991-2015, Hogshead, 44,1%. In der Nase etwas krautig, Heidelbeere kommt raus. Der Geschmack ist sehr ausgewogen, angenehm und weich. Eine dominante Note sticht nicht heraus, was es extrem schwierig macht, diese Abfüllung zu beschreiben. Feiner Tropfen, der sich nur dem Benny von Maggie geschlagen geben muss.
Der letzte Whisky des Abends polarisiert. Malts of Scotland, 2000-2015, Cask 15031, 50,9%. Sehr sherrylastig, beinahe schon modrig-muffig, antike Ledercouch, Kaffee – alles in allem sehr viel „Old England“. Der Geschmack bringt neben den erwarteten Sherrynoten aus Schokolade und Kaffee ganz seltsame Sachen mit rein. Liebstöckel? Irgendwas erinnert mich da auch an Slivovic. Im Abgang bekommt er dann etwas von Ramazotti oder anderen Magenbittern. Ganz eigenwilling und leider überhaupt nicht mein Fall. Aber man kann ja auch nicht alles mögen.
Was soll ich sonst noch schreiben – sehr schön war es, wie immer halt!