Das Gedicht «Vom armen B. B.», am Ende der ebenso berühmten «Hauspostille», wird seit je als lyrische Autobiografie gehandelt. Noch zu Brechts 50. Todestag wurde es auf BBC verlesen, um einem weltweiten Publikum nahezubringen, wer Bertolt Brecht war. Näher besehen, ist es eine einzige Provokation. …
Im Interesse seiner Literaturfähigkeit scheint auch schon die allererste Fiktion seines Gedichts erfolgt zu sein, nämlich schon die Selbstnennung, mit der dieses in den späteren Fassungen überschrieben war – «Vom armen B. B.», zuvor «Ballade vom Bert Brecht» – und mit der es schon in der Urfassung begann und endete: «Ich, Bertold Brecht». «Bertold» oder «Bertolt» Brecht hiess nicht immer schon so. «Eugen Berthold Friedrich» lautet sein Name auf dem Geburtsschein und der Geburtsurkunde, «Eugen Brecht» in den Schulzeugnissen und Schülerverzeichnissen, «Eugen Berthold Friedrich Brecht» auf der Sterbeurkunde. «Eugen Brecht» war auch noch eine Widmung «zu Weihnachten 1916» unterzeichnet, «Eugen Bert Brecht» die Todesanzeige für seine Mutter.
Der falsche oder halbwahre Name, die Aufwertung eines «middle name» und dessen mehrfache Abänderungen sind offensichtlich poetisch motiviert, durch das Prinzip der Äquivalenz: «Bertold Brecht», «Bertolt Brecht», «Bert Brecht», «B. B.». / Yahya Elsaghe, NZZ 11.2.