50 Jahre IMBEI an der Universitätsmedizin Mainz
Feierstunde aus Anlass der Gründung des Instituts für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI)
Mainz. 30. April 2013. (ok/red). Wissenschaftlicher Fortschritt wird nur mit angemessener Methodik erreicht. Moderne medizinische Forschung braucht methodische Unterstützung auf vielen Ebenen: IT-Systeme für die Verarbeitung von Riesendatenmengen in der genetischen Forschung, statistische Methoden zur richtigen Planung von Studien zur Prüfung von Arzneimitteln und Verfahren zum Erfassen von großen Datenmengen zur Bewertung des Fortschrittes in der Medizin. Verlässliche Daten sind für die medizinische Forschung das A und O. Das Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der Universitätsmedizin Mainz unterstützt die medizinische Forschung durch seine methodische Kompetenz und durch die Sammlung von epidemiologischen Daten, wie beispielsweise im Deutschen Kinderkrebsregister und im Krebsregister Rheinland-Pfalz. Heute blickt das IMBEI auf ein 50-jähriges Bestehen zurück und ist somit das älteste Institut seiner Art in Deutschland.
Das Rückgrat der medizinischen Forschung bilden Daten – wie beispielsweise das Deutsche Kinderkrebsregister belegt. Haben Kinder mit einer Krebserkrankung heutzutage eine Heilungschance von 80 Prozent, so lag die Aussicht auf Genesung im Jahr 1984 nur bei 64 Prozent. Zurückführen lässt sich diese Entwicklung auf optimierte Krebstherapien. Die Therapieoptimierung steht in Zusammenhang mit seit 1980 konsequent erhobenen Daten über Erkrankungsfälle, die im Kinderkrebsregister am IMBEI festgehalten werden. Das Kinderkrebsregister hatte Univ.-Prof. Dr. Jörg Michaelis als ehemaliger Institutsdirektor 1980 (Direktor des IMBEI von 1977 bis 2001) eingerichtet.
„Das IMBEI ist ein verlässlicher Partner für unsere Wissenschaftler und Forschergruppen. Diese profitieren von der hohen Kompetenz der Mitarbeiter des IMBEI in allen Fragen rund um die Planung, Auswertung und Interpretation von Studien“, betont der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann. Positiv wirkt sich im IMBEI als einem der größten Institute dieser Art in Deutschland nach Ansicht des Medizinischen Vorstands und Vorstandsvorsitzenden, Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, auch aus, dass dort die drei Fächer Biometrie, Epidemiologie und Informatik unter einem Dach vereint sind. „Dadurch sind große Synergien zu erreichen, da die enge Verzahnung dieser Fachgebiete sehr fruchtbar ist. Als Beispiel lässt sich hier die patientennahe Versorgungsforschung nennen, bei der eine enge Zusammenarbeit notwendig ist“, hebt Prof. Pfeiffer hervor. So habe etwa die am IMBEI vollzogene Entwicklung neuer IT-Lösungen große Bedeutung für die Auswertung von Forschungsergebnissen.
Die Abteilung Epidemiologie im IMBEI führt unter anderem bevölkerungsbezogene Beobachtungsstudien in den Bereichen Strahlen- und Versorgungsforschung durch. So wird untersucht, ob Piloten und Mitarbeiter in Kernkraftwerken, die gegenüber ionisierender Strahlung exponiert sind, häufiger an Krebs erkranken, als andere berufstätige Personen. Zu den Schwerpunkten der Abteilung Biometrie zählt neben der personalisierten Medizin zum Beispiel die Beratung und Auswertung klinischer Studien. Die Abteilung Informatik befasst sich mit den Themen Datenschutz, Telematik (Technik, die die Bereiche Telekommunikation und Informatik verknüpft) und Krankenhausinformationssysteme.
Am IMBEI sind insgesamt 20 Berufsgruppen vertreten – darunter unter anderem Medizinische Dokumentare, Informatiker, Programmierer, Psychologen, Soziologen, Mathematiker, Biologen, Epidemiologen, Statistiker und Ärzte.
National ist das IMBEI an verschiedenen Forschungsverbünden beteiligt. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Mitarbeit im Deutschen Konsortium für translationale Krebsforschung (DKtK). Auf internationaler Ebene kooperiert das IMBEI mit dem Krebsforschungszentrum der Weltgesundheitsbehörde (WHO). Mit Nagasaki besteht eine vom BMBF geförderte Kooperation auf dem Feld der Strahlenforschung. Darüber hinaus organisiert das IMBEI eine von der EU geförderte Studie zur Untersuchung von Spätfolgen bei Personen, die im Kindesalter an Krebs erkrankt waren.
Die Gründung des IMBEI geht auf eine Empfehlung des Wissenschaftsrates aus dem Jahr 1960 zurück. Jede medizinische Fakultät – so empfahl der Wissenschaftsrat – sollte einen Lehrstuhl erhalten, dessen Hauptaufgabe die Unterstützung der Kliniken ist. „Die Medizinische Statistik einschließlich zugehöriger Dokumentation ist für die Medizinische Forschung unentbehrlich“, heißt es in einem entsprechenden Positionspapier des Wissenschaftsrates. Seit 2003 leitet Univ.-Prof. Dr. Maria Blettner das IMBEI.
Kontakt und Information
Oliver Kreft, Telefon 06131 17-9716, Fax 06131 17- 17-9967, E-Mail: kreft@um-mainz.de