Eine wilde, absurde Zeit, die Kolbe (Jahrgang 1957) in seinem 1990 bei Suhrkamp erschienenen „Vaterlandkanal“-Fahrtenbuch aufgearbeitet hat. „Ein merkwürdiges Land“, sagt Kolbe heute im Rückblick. Sein Vater, von dem seine Mutter getrennt lebte, war politisch auf der anderen Seite: ein Stasi-Mann, der sogar über seinen Sohn Dossiers angelegt hat. Der hingegen war im Clinch mit dem Staat und fiel aus dem offiziellen Literaturbetrieb der DDR raus, durfte nicht mehr publizieren und hat dann Garcia Lorca übersetzt. Zwischendurch war Kolbe „auch mal kurz berühmt“, weil der „Spiegel“ über ein „brisantes Lyrik-Rätsel“ von ihm berichtete. / Jürgen Scharf, Südkurier