5 Tricks, wie du sofort zum Insider in einer fremden Stadt wirst

Von Planetbackpack @planet_backpack

*Gastbeitrag von Tim Chimoy*

Tim lebt und arbeitet seit 3 Jahren als digitaler Nomade und schlägt sein Büro immer dort auf, wo es ihm gerade gefällt. Er ist dabei als Architekt und Autor tätig. Wie man es schafft, so ortsungebunden zu arbeiten, das erzählt er Dir ausführlich auf seinem Blog Earthcity. Von seinen Reisen berichtet er zudem vor allem auf seinem neuen Blogprojekt Stilnomaden, welches er gemeinsam mit zwei Freunden betreibt. Momentan ist Tim vor allem mit seinem neuen Buch beschäftigt, das im Dezember erscheinen soll, und dem Leser Mut zum Schritt in die Selbstständigkeit machen soll. 

++

Wie finde ich die In-Viertel in einer neuen Stadt? In welchen Ecken ist abends viel los? Wo kann man gut wohnen? Wie findet man schnell Anschluss?

Im folgenden Artikel bekommst du auf diese Fragen ein paar Antworten von mir. Es gibt nämlich diverse Tricks, um schneller zum Insider in einer neuen Stadt zu werden.

Für unsere Website Stilnomaden sind meine zwei Blog-Partner und ich immer auf der Suche nach den geheimen Spots einer Stadt. Am liebsten schreiben wir über Orte, die den meisten Touristen verschlossen bleiben. Wir suchen gezielt nach magischen Orten, spannenden Gegenden und aussergewöhnlichen Erlebnissen. Dabei sammeln wir Insider-Wissen, welches man sich normalerweise als Besucher erst ganz langsam erarbeiten muss.

Da auch ich vor Ort oft viel zu wenig Zeit habe, muss ich beim Entdecken der Städte etwas radikaler vorgehen und dabei ein paar Dinge anders handhaben, als es die meisten Reisenden machen würden. Die erste Devise dabei heißt: Raus aus der Komfortzone. Aber dazu später mehr!

Die wichtigsten Tipps und Tricks, um möglichst schnell zum Insider in einer fremden Stadt zu werden, habe ich in den folgenden fünf Punkten einmal zusammengefasst. Du musst nicht alle davon anwenden, aber der eine oder andere Punkt hilft dir sicher weiter, um einen Blick hinter die Kulissen eines Ortes werfen zu können und dabei dein Reiseerlebnis zu versüßen.

Ich könnte dir übrigens unendlich viele Geschichten erzählen, die ich sicher niemals erlebt hätte, wenn ich nicht so reisen würde, wie ich es tue. Feiern in geheimen Hinterhof-Clubs in Hanoi, Einladungen zu einer Nilkreuzfahrt, eine Mafia-Begegnung in Rom oder eine Wanderung auf entlegenen Teilen der chinesischen Mauer.

Diese Erlebnisse kamen nur zustande, weil ich eben nicht nur mit den netten Leuten im Hostel herumgehangen habe, sondern auf Menschen vor Ort zugegangen bin. Dabei muss ich gestehen: Auf Menschen zuzugehen fällt mir auch heute noch schwer, aber da muss man sich einfach in den Hintern treten. Du kannst das auch!

Also, los geht’s.

1. Mit Taxifahrern und Kellnern sprechen

Nichts ist wichtiger, als sofort vor Ort das Wissen bei den Locals abzuzapfen. Das fängt schon beim Taxifahrer an, kurz nachdem ich am Flughafen eingestiegen bin.

Taxifahrer wissen alles. Du musst die Frage nur richtig formulieren. Bei der Frage “Welches Viertel ist gerade total hip?” versteht der Fahrer vielleicht nur Bahnhof. Wenn du aber fragst “Wo steigen hier gerade die Mieten besonders? Wo wollen die jungen Leute alle wohnen?” dann hat er sicher gute Infos für dich.

Neben Taxifahrern sind Kellner immer gute Infoquellen. “Wo kann man nachher noch gut hingehen?” ist eine Frage, die jeder Kellner regelmäßig hört. Der Tipp des Kellners kann natürlich auch nach hinten losgehen, aber es ist immer einen Versuch wert.

Fragen kann man auch immer gut Menschen am Nebentisch im Café, Ladenbesitzer, oder vorbeilaufende Studenten. Die Leute freuen sich immer, Reisenden gute Tipps für ihre Heimatstadt geben zu dürfen. Hier kannst du viel gezielter (nach Stil und Auftreten) auswählen, wen du fragst und erhöhst damit deine Trefferchancen, wirklich gute Tipps zu bekommen.

Nicht ganz so gute Erfahrungen habe ich mit den Tipps von Rezeptionisten im Hotel gemacht. Die sind nämlich meist auf den Standard-Touristenkram gepolt und schwer davon abzubringen. Aber es gibt sicher Ausnahmen.

2. Nicht in der Traveller-Bubble festhängen

Komfortzonen gibt es auch auf Reisen. Viele nehmen ihre Comfort-Bubble gleich mit, in Form von Freunden oder Bekannten. Andere suchen im Ausland gezielt den Anschluss zu Menschen aus dem gleichen Land. Hostels sind letztendlich auch nur eine Bubble. Eine Bubble aus Travel-Buddies. Nichts verkehrt daran. Aber es ist halt nicht die beste Strategie, um sich schnell zum Insider zu mausern.

Wenn du eine Stadt wirklich kennenlernen willst, dann musst du da raus! Andere Reisende bringen dir nichts. Du musst von Locals zum Essen eingeladen werden, von den netten Typen am Nachbartisch auf Parties mitgenommen werden, von den lächelnden Mädels im Park zum Badminton eingeladen werden, dir nachts um Fünf in irgend einem dunklen Hinterhof-Club die Frage stellen „Wo zum Teufel bin ich hier?“.

Wo man Menschen kennenlernt? Auf Parties oder in Bars, aber auch im Park oder im Gym oder auf dem Sportplatz. Aber auch Festivals sind dafür gute Orte. Besonders gut geeignet sind Film Festivals, Designfestivals, Street Art Festivals, Sportevents oder Musikevents. Überall da, wo Menschen hingehen, um andere Menschen zu treffen. Und davon gibts eine Menge Orte.

In der LGBT Community hat man es da noch ein wenig leichter. Da geht es irgendwie immer sehr schnell, andere Menschen kennenzulernen. Nicht nur über diverse Websites, sondern auch auf Events, in Parks oder in Cafés. Aber keine Sorge, es gibt auch ausreichend Möglichkeiten für Heteros. Couchsurfing beipielsweise bietet auch lokale Treffen an, um Menschen vor Ort kennenzulernen, ohne dass man gleich auf deren Couch übernachtet. Zudem schwören einige Freunde von mir auf die App Tinder, aber da habe ich keine eigenen Erfahrungen mit.

Zudem kann man immer auch gut im Freundeskreis herumfragen, ob nicht irgendwer jemanden vor Ort kennt. Das klappt bei mir häufig auch sehr gut. Wie gesagt: Die meisten Menschen freuen sich, dir ihre Stadt zeigen zu dürfen. Es macht ihnen Spaß!

Expats sind ebenfalls ein guter Kompromiss, wenn du dich mit den “echten Locals” schwertust. Expats sind Ausländer, die aus beruflichen Gründen schon über Jahre in der jeweiligen Stadt leben. Expats hängen zudem nie dort ab, wo die Touristen ihr Unwesen treiben. Oft gibt es spezielle Bars, Cafés und Clubs in denen sie sich tummeln. Auch sie haben sicher viele gute Tipps, denn sie leben dort und wollen neben ihrem beruflichen Alltag auch einfach ein bisschen Spaß haben.

In manchen Ländern ist auch die Sprachbarriere ein Problem. In China zum Beispiel. Dort spricht in manchen Gegenden fast niemand Englisch. Auch in diesem Fall sind Expats die beste Lösung. Ich habe mal ein halbes Jahr im chinesischen Hangzhou gelebt und dort vor allem in der Expat-Szene herumgehangen. Das war auch spannend, da die Expats aus aller Welt kamen.

3. Nach Ankerpunkten suchen

Ankerpunkte sind auch ein ganz heißer Tipp. Wo sind die Künstler? Wo haben sie ihre Galerien? Die sind meistens dort, wo die Mieten (noch) günstig sind.

Stores diverser Modelabel sind auch immer ein guter Hinweis auf In-Viertel. Ich spreche nicht vom Prada-Store, der wäre eher ein Indiz dafür, dort nicht hinzugehen. Aber Streetware Shops wie Carhartt oder Ketten wie American Apparell sind ein ziemlich zuverlässiges Indiz dafür, in welcher Gegend du mal intensiver um die Ecken schleichen solltest.

Street Art im allgemeinen oder Street Art Gallerien sind auch ein guter Ankerpunkt, genau so wie Shops von lokalen Labels und örtlichen Modedesignern.

Ein letzter Ankerpunkt sind belebte Parks. In langweiligen Gegenden sind Parks so eine Art Hundeklo. In spannenden Gegenden sind sie meist erweitertes Wohnzimmer der umliegenden Bewohner.

Deinen Reiseführer hingegen lässt du am besten direkt zuhause. Warum, das erklärt Conni in diesem Artikel sehr schön. Der Reiseführer führt dich nämlich nur in die Irre. Die Tipps darin kannst du getrost knicken. (Es gibt beispielsweise in Berlin weitaus Besseres zu tun, als sich an einer völlig überhypten Kebap-Bude am Mehringdamm in einer 100 Meter langen Schlange anzustellen. Trotzdem steht das Ding in jedem Reiseführer. Schon ein bisschen krank.)

4. Streunen und Augen offen halten

Unsere Nomadin Kris hat in ihrem Streuner-Guide Teil 2 schon einmal erläutert, wie man am besten auf Entdeckungstour geht. Sie hat es liebevoll die links-links-rechts-rechts Kombination getauft.

Wenn du in einem spannenden Viertel unterwegs bist, dann gilt: Zieh. Dir. Jede. verdammte. Straße. Rein. Hinter jeder Ecke kann was Spannendes auf dich warten. Und scheue dich auch hier nicht, Leute einfach anzuhauen und zu fragen.

Streunen heißt im Übrigen: zu Fuß gehen oder Rad fahren. Wer immer mit der U-Bahn oder dem Taxi unterwegs ist, der entwickelt kein Gefühl für die Stadt, übersieht spannende Orte und hetzt nur von Tourispot zu Tourispot ohne die wirklich außergewöhnlichen und authentischen Sachen dazwischen mitzunehmen.

5. Die richtigen Websites lesen

Okay, der Punkt ist einfach: Schau einfach regelmäßig auf Stilnomaden vorbei. Wir machen dich nämlich zum Insider in einer fremden Stadt. Das ist unsere Mission! Dementsprechend bekommst du bei uns auch echt gute Tipps.

Aber wir sind nicht die einzigen, die das liefern. Es gibt noch viele andere Orte im Netz, die gute Streuner-Geheimtipps bieten. Unlike.net ist eine tolle Website (die es zudem auch als App gibt).

Conni nutzt häufig die App von Foursquare, fragt ihre LeserInnen oder hört sich in Facebook-Gruppen nach Tipps um. Auch alles super Infoquellen! Eine praktische Auflistung diverser Reiseapps findest du übrigens auch in diesem Artikel hier auf Planet Backpack.

Aber auch diverse andere BloggerInnen streunern ganz gern durch die Städte dieser Welt und entdecken versteckte Ecken. So zum Beispiel Carina von TravelRunPlay oder (auf Englisch) Adam von Travels of Adam. Zudem mag ich sehr die Seite von 12hrs, hier findet man auch immer gute Tipps.

Das waren meine Tricks und Angewohnheiten, um dich möglichst schnell zum Insider in einer fremden Stadt zu machen. Falls du noch weitere Hinweise und Ideen hast, würde ich mich freuen, diese in den Kommentaren zu lesen.

Happy Travels und alles Liebe!

Wie lernst du eine Stadt kennen? Hast du noch mehr Tipps? Rein damit in die Kommentare!