Am 24. September ist in Deutschland Bundestagswahl, ich bin dieses Jahr Erstwählerin und natürlich gibt es ein großes Thema, dass mir bei der Abgabe meiner Stimme besonders wichtig ist: der Naturschutz. Ich habe den Green Saturday eingeführt, um über Naturschutz und alles was damit verbunden ist zu schreiben. Heute soll es um die anstehende Wahl gehen und darum, was die Parteien eigentlich so zum Thema Umweltschutz zu sagen haben. Deshalb habe ich mal ordentlich in ihren Wahlprogrammen recherchiert und stelle euch jetzt die Stellung von vier großen und einer kleinen Partei vor. Was aber auch nicht fehlen darf ist meine Meinung und Bewertung des Ganzen - denn Parteien versprechen viel, wenn der Tag lang ist.
Das Kapitel "Gutes Klima auch für morgen" finde ich ganz hinten im Wahlprogramm. Schon beim ersten Satz des Kapitels werde ich leicht stutzig: "Der Schutz von Umwelt und Klima ist für uns von zentraler Bedeutung". Wenn das Thema von zentraler Bedeutung ist, wieso musste ich dann gerade fast ans Ende des Wahlprogramms scrollen?
Als nächstes springt mir der Satz "Die Bewahrung der Schöpfung ist seit jeher ein Kernanliegen von CDU und CSU." ins Auge. Da wundert es mich doch stark, dass sie nicht für ein Verbot von Fracking gestimmt haben und in der Vergangenheit immer große Gegner des Atomausstiegs waren - und diesen sogar vorerst rückgängig gemacht haben, nachdem Schröder ihn beschlossen hatte.
Insgesamt klingt das Wahlprogramm so, als wäre die CDU DIE Umweltschutzpartei. Wenn ich vergangene Aussagen der Parteimitglieder und Abstimmungen zu Umweltschutzthemen miteinbeziehe, kann ich ihnen das allerdings nicht glauben. Hier habe ich eher das Gefühl, man möchte um jeden Preis jeden Wähler ansprechen und am Ende wird nichts getan.
"Wir wollen allen Menschen den Zugang zu einer intakten Natur erhalten", dieser Satz gefällt mir schonmal gut. Die SPD arbeitet schon lange mit den Grünen zusammen und hat daher in der Vergangenheit auch schon einiges für den Umweltschutz getan, zum Beispiel den bereits erwähnten Atomausstieg unter Schröder. Allerdings fand sich bei der SPD auch immer ein Interessenskonflikt, zum Beispiel was die Kohleindustrie angeht: einerseits wollte man Arbeitsplätze sichern, andererseits einen Ausstieg aus der Kohle, um die Umwelt zu schützen.
Unter dem Punkt "Es ist Zeit für eine gesunde und saubere Zukunft" im Wahlprogramm, lese ich dass die Energiewende vollendet, die biologische Vielfalt geschützt und eine verantwortungsvolle Landwirtschaft betrieben werden soll. Das klingt soweit gut, die Frage ist nur, ob es nicht zu einem weiteren Interessenskonflikt kommen wird - und was dann überwiegt, Umwelt oder Wirtschaft?
Endlich mal eine Partei, bei der ich den Naturschutz ganz vorne im Programm finde und ich nicht lang suchen muss. Ein schönes Motto sticht mir ins Auge: "Wir wollen anpacken: Denn Hochwasser, Dürren und das Ansteigen des Meeresspiegels sind keine fernen Bedrohungen mehr." Die Grünen wollten saubere Mobilität, Nachhaltigkeit, den Schutz der Artenvielfalt, einen engagierten Kampf gegen den Klimawandel, einen Ausbau grüner Technologien, aus der klimaschädlichen Kohle aussteigen und industrielle Massentierhaltung beenden.
Außerdem ist den Grünen natürlich anzurechnen, dass sie den Umweltschutz überhaupt mal in die Politik gebracht haben. Vor ihnen war es nämlich gar nicht so selbstverständlich, in jedem Wahlprogramm etwas über Naturschutz lesen zu können.
Die AfD sieht CO 2 nicht als schädlich an, glaubt, dass Klimaänderungen nicht menschlich gemacht sind und will das Pariser Klimaabkommen kündigen. Eigentlich muss ich hier gar nicht mehr weiterlesen, das alles klingt mir schon nach den ersten paar Sätzen viel zu weltfremd. Das einzige was ich ihnen hier lassen muss: wenigstens sind sie ehrlich und ich musste nicht lange suchen und zwischen den Zeilen lesen.
Zum nachlesen findet ihr die Wahlprogramme der 4 großen Parteien hier.
Die ÖDP ist zwar eine kleine Partei, hat in meinen Augen aber viel Potential. Auch hier finde ich das Thema Umweltschutz ganz vorne: "1. Schöpfung bewahren". Sie sehen Naturschutz als globale Aufgabe auf die Deutschland aktiv Einfluss nehmen muss. In puncto Energiepolitik wollen sie nicht, dass weiterhin Abstriche auf Kosten der Umwelt für Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit gemacht werden. Darüberhinaus wollen sie einen sofortigen Ausstieg aus der Kernenergie. 35 Seiten des Wahlprogramms beschäftigen sich komplett mit Umweltschutz und zu jedem der Themen finden sich im Wahlprogramm konkrete Konzepte, wie all das realisiert werden soll - also nicht nur viel Gerede sondern auch reale Vorschläge. Über die bereits genannten Themen hinaus geht es noch um Wasser, Abfall, Verkehr, Landwirtschaft, Wissenschaft, Tiere und Elektrosmog. Das alles zusammenzufassen würde hier etwas den Rahmen sprengen. Ich finde das Wahlprogramm aber sehr lesenswert und die Partei vielversprechend, obwohl sie noch in den Kinderschuhen steckt.
Das Wahlprogramm der ÖPD findet ihr hier.
Natürlich ist der Naturschutz nicht das einzige Thema, dass man in die Vergabe seiner Stimme miteinbeziehen sollte. Aber einige Parteien kann ich für mich wegen dem Thema schonmal aussortieren und mich nur noch mit den anderen beschäftigen. Ich hoffe meine kleine Zusammenfassung hilft dem ein oder anderen von euch - das alles in den Wahlprogrammen rauszusuchen hat nämlich ein Weilchen gedauert und wenn ich euch diese Zeit ersparen kann, ist schon etwas gewonnen.
Wichtig ist jetzt, dass ihr euch eure eigene Meinung bildet und vor allem, dass ihr wählen geht!