5 Mythen über Babys, die wir alle schon gehört haben und die niemals stimmen

5 Mythen über Babys, die wir alle schon gehört haben und die niemals stimmen

Ich glaube die meisten Mütter und Väter wissen es mittlerweile: Vieles, was man Babys früher nicht zutraute oder gar absprach ist ganz und gar nicht richtig. Dennoch gibt es immer wieder Menschen, die einen mit mehr oder weniger bekannten Baby-Mythen konfrontieren. Was wirklich dran ist an diesen Mythen?

1. Babys können nicht denken

Wer nicht sprechen kann, der hat keine Worte und wer keine Worte hat, der kann auch nicht denken. Zudem ist das Gehirn des Baby winzig und alleine mit der täglichen Reizverarbeitung vollkommen ausgelastet.

Dass das jedoch völlig falsch ist, zeigen uns neue Studien und Erkentnisse: Es konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass Babys sehr aufmerksam zuhören, wenn die Mutter einen bekannten Text vorließt. Das sagt nichts über die Denkfähigkeit aus, weil das Kind vielleicht einfach nur gerne die Stimme der Mutter hört? Wie erklärt sich dann aber, dass das Baby das Interesse verliert, wenn die Mutter den gleichen Text rückwärts vorliest?

Und auch im Schlaf zeigt sich, dass Babys durchaus über Vorstellungskraft und Gedanken verfügen! Wenn man die Gehirnströme schlafender Babys misst, dann zeigen diese, dass Babys stark träumen. Mehr sogar als Erwachsene. Als Wissenschaftler träumende Babys genau beobachteten, konnten sie feststellen, dass Babys beim Träumen genauso reagieren wie Erwachsene.

2. Babys haben kein Bewusstsein für sich selbst oder andere

Dieser Mythos wurde besonders durch Jean Piaget vertreten, der dafür das Wort „Solipsistisch" gebrauchte. Es bedeutet, dass Babys keinen Bezug zur Außenwelt haben und nur mit sich selbst beschäftigt sind. Erst zur Mitte des zweiten Lebensjahres lerne das Kind, dass es selbst nur ein Mensch unter vielen ist und andere Menschen nicht erweiterte Teile der eigenen Person sind.

Und es stimmt, dass Babys nur wenig Empathie zeigen und die eigenen Bedürnisse scheinbar an erster Stelle stehen. Aber trotzdem gibt es Hinweise darauf, dass sie durchaus schon mit wenigen Monaten soziale Fähigkeiten haben und nutzen können: Sie können auf Laute reagieren und sogar ihre Eltern dazu animieren bestimmte Laute von sich zu geben (sie treten so in einen Dialog). Sie weinen mit, wenn andere Babys weinen. Und wenn sie ihr eignes Weinen auf Tonband hören, hören sie auf zu weinen - Wissenschaftler werten dies als Zeichen dafür, dass sie sich selbst erkennen.

3. Babys haben keine Gefühle

Lange galt die Annahme, dass Babys nur zwei Zustände kennen: Zufriedenheit und Unzufriedenheit. Menschliche Empfindungen wie Freude, Frustration oder Angst können sie nicht empfinden.

Vielleicht stimmt es, dass Babys einige Empfindungen nicht so erleben wie wir Erwachsenen (oder ältere Kinder), es ist aber absolut falsch Babys deswegen jegliches Gefühl abzusprechen. Schon kleine Babys zeigen unterschiedliche Reaktionen auf verschiedene Situationen. Sie scheinen Trennungsschmerz zu emfpinden, Freude und Angst. Frustration spüren Eltern schon bald deutlich (wenn zum Beispiel die Bewegungen nicht so ablaufen, wie das Kind es gerne hätte) und viele andere Emotionen werden im Laufe des ersten Lebensjahres deutlich.

Eltern werden in der Regel sehr gut darin zu erkennen, warum das Kind gerade weint. Dies wäre nicht notwendig, wenn Babys wirklich nur zwei Gefühlszustände kennen würden.

4. Babys empfinden keinen Schmerz

Bis in die 1980er Jahre wurden Babys in Deutschland noch ohne Narkose operiert, da man der Meinung war, dass Babys keine Schmerzen empfinden würden. Ihr Schreien sei lediglich ein Reflex. In den ersten drei Monaten würde das Kind nur heranreifen aber über keine nennenswerten Empfindungen verfügen.

Dass dies nicht wahr ist, kann wohl jedes Elternteil bezeugen, das erlebt hat, wie Babys auf bestimmte Situationen reagieren. Wie man bei einem vor Schmerzen schreienden Kind von einem reinen Reflex-Schreien ausgehen kann, ist mir schleierhaft und ich bin wirklich froh, dass mit diesem Mythos aufgeräumt wurde.

5. Wenn man sich nicht dran erinnert, dann ist es auch nicht wichtig

Wir erinnern uns nicht daran, was wir als Baby erlebt haben. In unserer Kultur stammen die frühsten Erinnerungen meist aus dem Kindergarten-Alter. Davor können wir uns nur auf Erzählungen unserer Eltern und Verwandte berufen. Und wenn wir uns an etwas nicht erinnern, dann ist es doch auch nicht schlimm, oder?

Ich habe tatsächlich mal die Frage gelesen, ob sexueller Missbrauch wirklich so schlimm wäre, wenn das Opfer sich später an diesen nicht erinnert.

Unvorstellbar oder? Wir wissen schließlich, wie wichtig die ersten Lebensmonate für den Aufbau von Beziehungen und einem gesunden Selbstbild sind. Wir wissen, dass die Interaktion mit unseren Bezugspersonen in diesem Alter darüber entscheidet, wie leicht wir später Bindungen eingehen. Wir wissen, dass Kinder, die in diesem Alter vernächlassigt werden, Defizite aufweisen, die sie kaum mehr aufholen können.

Und trotzdem stellen wir die Frage, ob Dinge, an die wir uns nicht erinnern überhaupt eine Bedeutung haben?

Für mich persönlich stellt sich eher die gegenteilige Frage: Wie sollen wir Dinge aufarbeiten, die uns beeinflussen, an die wir uns aber nicht erinnern können?

Kennst du noch weitere Mythen?

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