5 Jammer-Sätze und wie du sie ins Gegenteil verkehrst

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Freelancing kann ein Weg aus dem Hamsterrad sein. Oft genug erlebe ich aber, dass Freelancer über ihre Situation jammern. Zeit, sich aus dem Tal der Tränen herauszuwühlen. Damit das gelingt, schauen wir uns 5 weit verbreitete Jammer-Sätze und ein paar wirksame Gegenmittel an.

1. “Meine Kunden sind schrecklich”

Freitagabend bei einem Bier: Ein befreundeter Webdesigner klagt mir sein Leid. Kunde X hätte wieder nicht gezahlt und Kunde Y würde immer alles auf den letzten Drücker haben wollen. Und mit Kunde Z, da brauche er gar nicht erst anzufangen. Macht er aber trotzdem und erzählt mir, bei dem würde sowieso alles drunter und drüber gehen.

Ja, es gibt sie – die Kunden aus der Hölle. Die Frage ist aber, warum du zu ihnen in die Tiefe steigst und dir nicht stattdessen Auftraggeber suchst, die besser zu dir passen. Das habe ich meinen befreundeten Webdesigner auch ganz offen gefragt. Seitdem gehen wir seltener ein Bier trinken.

Das kannst du tun: Wenn du mit deiner Kundensituation unzufrieden bist, hast du drei Möglichkeiten.

So gehst du mit schwierigen Kunden um

1. Ertragen

Dann beschwere dich aber auch nicht, denn diese Entscheidung triffst du.

2. Akquise betreiben

Die zweite Möglichkeit ist, dass du deine Unzufriedenheit als Weckruf dafür nutzt, dir zuverlässigere, nettere und/oder zahlungswilligere Kunden zu suchen. Je nachdem, was dir wichtig ist.

3. Kommunizieren

Die dritte und oft vergessene Möglichkeit ist, die Probleme und Missstände anzusprechen. Rede mit deinen Kunden. Vielleicht ist ihnen gar nicht bewusst, wie sehr dich manche Dinge stören. Dies solltest du aber immer auf eine respektvolle Art ansprechen. Wenn dein Kunde darauf ignorant oder in sonst einer Form abweisend reagiert, hast du immerhin versucht, die Beziehung zwischen euch zu verbessern. Oft habe ich aber auch schon erlebt, dass Kunden ihr Verhalten dann ändern und sich die Qualität der Zusammenarbeit dadurch steigert.

2. “Für das, was ich leiste, bekomme ich viel zu wenig Geld”

Wir müssen die freie Marktwirtschaft nicht mögen. Aber auf eines kann man sich in diesem System ziemlich sicher verlassen: den Wirkmechanismus von Angebot und Nachfrage. Je größer die Nachfrage wird, desto wertvoller ist dein entsprechendes Angebot automatisch für Kunden. Ein Spezialist mit mehrjähriger Berufserfahrung kann auf dem Markt ganz andere Preise verlangen als ein Freelancer, der gerade erst angefangen hat. Nochmal: Das funktioniert nur, wenn eine entsprechende Nachfrage besteht.

Ich höre schon die Spatzen von den Dächern rufen:

Aber ich bin doch Texter / Lektor / Illustrator! Wie kann ich da mein Angebot spezialisieren?

Das kannst du tun: Spezialisierung kann auf mehreren Wegen erfolgen, die ich im Folgenden kurz vorstellen möchte.

So spezialisierst du dein Angebot

Bilde dich fort

In jeder Branche gibt es Weiterentwicklungen: neue Tools, innovative Software, wissenschaftliche Erkenntnisse. Wer sich als Freelancer eigenständig weiterbildet, wird schnell ein Spezialist auf seinem Gebiet werden. Es muss auch nicht immer der Präsenzkurs an der Volkshochschule sein. Masterclasses und Online-Kurse zählen auch und können dich enorm weiterbringen.

Lasse deine Referenzen für dich sprechen

Jede erfolgreiche Zusammenarbeit mit einem Kunden bringt dich ein Stück nach vorn auf dem Weg zum Spezialisten. Erstelle ein Portfolio, in dem du deine bisherigen Erfolge als Freelancer auflistet. Bitte zufriedene Kunden um Testimonials, die du ebenfalls auf deiner Website veröffentlichen kannst.

Suche dir eine Nische

Viele Freelancer bieten eine breite Palette von Dienstleistungen an. Oft steckt dahinter die Angst, mit einem zu spitzen Angebot nicht genügend Kunden an Land zu ziehen. Damit begeben Freelancer sich aber in ein Dilemma, denn die Premium-Kunden überzeugt solch ein Bauchladen nicht.

Im Gegenteil, die wirklich hohe Liga der Unternehmer sucht Freelancer, die Profis in ihrer Nische sind: den Entwickler, der sich mit API-Schnittstellen zu Direktbanken auskennt. Den Social Media Manager, der seit Jahren virtuos Instagram bespielt. Den Blogger, der neben dem Schreiben auch Kenntnisse in Suchmaschinenoptimierung und Content Distribution mitbringt.

Finde deine Nische und entwickle dein Alleinstellungsmerkmal dazu. Achte auch hierbei bitte darauf, dass du die Nachfrage nach diesen Leistungen im Blick behältst. Diese muss tatsächlich vorhanden sein. Andernfalls landest du nicht in einer Nische, sondern in einer Sackgasse.

3. “Ich bin nur noch am Arbeiten”

Das kann zwei Gründe haben: Entweder verlangst du zu wenig Geld oder du lässt dich anderweitig ausbeuten. Tut mir leid, dass es so hart klingt, aber ein erfolgreicher Freelancer muss nicht von morgens bis abends ackern. Du vermeidest diese Falle, indem du angemessene Stundensätze festlegst. Wie das geht, erfährst du in dieser Anleitung.

Eine weite tückische Situation ist die Frage nach Gefallen. Sie wirken wie Kleinigkeiten, die aber nach dem Prinzip Kleiner-Finger-ganze-Hand funktionieren. Du bemerkst sie an Fragen seitens des Kunden, die so oder so ähnlich klingen:

Kannst du mal noch diese Mail schicken?

Rufst du mal noch schnell bei dem Kontakt an?

Komm einfach vorbei, wir reden dann beim Kaffee.

Das Fiese bei diesen vermeintlichen Kleinigkeiten: All das ist Aufwand, der dir oftmals nicht bezahlt wird. Und ehe du dich versiehst, verfliegen die Stunden, in denen du kostenlos für deinen Auftraggeber zur Verfügung stehst.

Das kannst du tun: Vermeide Überarbeitung durch Ausbeutung, indem du von Anfang an jeden Kommunikationsaufwand berechnest. Kunden müssen verstehen, dass jeder Anruf und jede Mail Zeit kosten – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Plane dir weiterhin Räume für Freizeit ein, die du strengstens einhältst. Ich bin da absolut kompromisslos und das solltest du für deine eigene Gesundheit auch sein.

4. “Wäre ich doch mal in meinem sicheren Job geblieben”

Es ist völlig normal, dass du als Freelancer hin und wieder Zweifel hast. Aber die Rührseligkeit über vergangene Zeiten bringt dich nicht voran. Sie hält dich im Jammertal gefangen.

Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du die Vergangenheit verklärst.

Damals war alles so viel besser.

Nein, war es nicht. Es war kacke. Erinnere dich an den cholerischen Chef. An die Bauchschmerzen, die du schon am Wochenende bekommen hast, wenn du nur daran dachtest, dass es montags wieder ins Büro geht. Bei Rückblenden spielt unser Verstand uns gern Streiche. Das Elend war uns immerhin bekannt, die ungewisse Zukunft dagegen weckte Angst.

Das kannst du tun: Vertraue darauf, dass wieder bessere Zeiten kommen werden. Selbst wenn nicht: Denke daran, dass wir in einem Land mit einem sozialen Auffangnetz leben. Der Gang zum Amt ist sicherlich nicht schön, aber du wirst wegen fehlender Aufträge nicht auf der Straße landen und hast trotzdem Essen im Kühlschrank.

Oder du suchst dir einen neuen Job. Klar, zurück in die Festanstellung zu kommen, ist eine Herausforderung. Personaler fühlen einem im Vorstellungsgespräch gern auf den Zahn: Warum warst du Freelancer und willst jetzt wieder zurück in einen festen Job? Lasse dich davon nicht verunsichern! Wie chaotisch dein Lebenslauf auch aussehen mag: Es kommt immer darauf an, wie du deinen Werdegang präsentierst.

Mein Tipp: Praktiziere radikale Ehrlichkeit. Damit habe ich selbst hartnäckige Personaler bzw. Auftraggeber überzeugt. Bleibe dabei aber unbedingt bei dir selbst und vermeide es, Dinge zu sagen wie:

Mein Vorgesetzter war inkompentent.

Selbst wenn dein Chef ein *** war, sage stattdessen:

Ich konnte mich im damaligen Betriebsklima leider nicht weiterentwickeln.

Siehst du den Unterschied? Bei beiden Versionen bleibst du bei der Wahrheit, doch die zweite Variante klingt wesentlich aufgeräumter und selbstreflektiertet. Außerdem schiebst du die Schuld nicht auf deinen ehemaligen Chef, was bei Personalern nie gut ankommt. Die denken dann nämlich, dass du später auch bei ihnen kündigen und hinterher schlecht über sie reden wirst. Würdest du so jemanden einstellen wollen?

Bleibe also so neutral wie möglich. Wenn Personaler nachfassen, kannst du immer noch konkreter werden. Betone jedoch stets, dass die Zeit der Selbstständigkeit bzw. in deinem vorherigen Job eine gute war, in der du dich bis zu einem bestimmt Punkt entwickeln konntest, um genau jetzt für den aktuellen Job optimal vorbereitet zu sein.

5. “Ich tue nicht mehr das, was ich eigentlich tun will”

Du hast dich von dir selbst entfernt. Irgendetwas hat dazu geführt, dass aus deiner Leidenschaft Routine wurde. Du arbeitest nur noch Aufträge ab, die dich langweilen. Willkommen im Hamsterrad! Darin landen nämlich nicht nur Angestellte.

Tipp: Lies auch den Artikel: Ist Freelancing das neue Hamsterrad?

Wenn du ganz ehrlich zu dir selbst bist und genau hinschaust, dann wirst du Ursachen dafür finden, warum es so weit kommen konnte. Betrachen wir mögliche Gründe dafür, dass du keinen Spaß mehr an deiner Arbeit als Freelancer hast.

Versuchungen, mit denen du dich selbst verrätst

1. Geld

Dein Bauchgefühl hat dir von Anfang an gesagt, dass der Auftrag eigentlich nicht zu dir passt. Aber der Batzen Geld war einfach zu verführerisch. Also bist du den unheilvollen Deal eingegangen. Geld lockt viele von uns. Aber wir dürfen uns nie kaufen lassen, weil dadurch die Freude an der Tätigkeit verloren geht.

2. Schmeichelei

Sie sind einfach der Beste für den Job!

Hat ein Kunde es geschafft, dein Ego zu kitzeln? Dann schnappte die Falle zu. Manche Auftraggeber manipulieren dich, damit du für sie arbeitest. Dahinter muss keine böse Absicht stecken. Es kann sich in einem solchen Fall auch um einen guten Freund handeln, der dich einfach sehr gern hat und dich deshalb unbedingt mit in sein Projekt einbeziehen möchte. Trotzdem ist es wichtig, auch hier auf deine Intuition zu hören und Nein zu sagen, damit du dich nicht selbst unglücklich machst.

3. Druck von außen

Selbstständige sind Macher. Und Macher sind meistens ziemlich überzeugt von sich. Weshalb sich einige von ihnen dazu berufen fühlen, dir zu erklären, wie du dein Business richtig führst. Das kann so weit gehen, dass du von Freelancer-Kollegen komplett verunsichert wirst. Achte darauf, die Dinge genau so zu tun, wie du es für richtig hältst. Ohne dich konstruktiver Kritik zu verschließen.

Das kannst du tun: Nimm dir jeden Tag Zeit für dich selbst. Übe dich in dieser Zeit in Achtsamkeit und Meditation, um herauszufinden, wer du bist und was dein authentisches Selbst möchte. So bist du weniger anfällig für Versuchungen und damit für Selbstverrat.

Fazit

Ich hoffe, dass ich dich mit diesem Artikel ein wenig für die 5 gängigsten Jammerphrasen sensibilisieren und dir ein paar Alternativen aufzeigen konnte, die dich aus dem Status des Opfers herausholen. Denn als Freelancer hast du deine Zufriedenheit selbst in der Hand. Außerdem wirst du mit einer positiven Grundeinstellung auch deutlich genießbarer für dein Umfeld sein. Denn letztendlich umgeben wir uns alle lieber mit optimistischen Menschen als mit Jammerlappen.

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