In der Nacht vom 18. auf den 19. Januar 2007 fegte der Sturm Kyrill über Deutschland und sorgte vor allem in Nordrhein-Westfalen für Schäden in Milliardenhöhe. Am stärksten getroffen von der Kraft Kyrills mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 225 Kilometern pro Stunde (deutlich mehr als Orkanstärke) wurden die Wälder im Sauerland und im Siegerland. Insgesamt 15,7 Millionen Festmeter, zumeist Fichtenreinbestände auf einer Fläche von 50.000 Hektar, fielen um.
Der Schaden im NRW-Wald belief sich auf mehr als 1,5 Milliarden Euro. Insgesamt fiel soviel Holz, wie sonst in drei Jahren in ganz NRW vermarktet wird, für viele Waldbauern und Waldbäuerinnen wurde in einer Nacht die waldbauliche Arbeit einer ganzen Generation vernichtet. Hinzu kamen große Schäden an der Infrastruktur in NRW in einer geschätzten Höhe von über 500 Millionen Euro.
Der gesamte Schaden in Deutschland betrug rund 4,7 Milliarden Euro.
„Kyrill hat in NRW Schäden verursacht, die in unseren Wäldern auch fünf Jahre später noch immer deutlich zu erkennen sind“, erklärte Umweltminister Johannes Remmel heute (13. Januar 2012) bei einer Besichtigung einer Schadensfläche im Arnsberger Wald. „Kyrill war gemessen an den Schäden der bisher schwerste Orkan in Nordrhein-Westfalen und hat uns gezeigt, welche Folgen der Klimawandel auch in unseren Breitengraden haben kann. Orkane, Starkregenereignisse, längere Trockenperioden sind Folgen des Klimawandels, auf die wir unseren Wald vorbereiten müssen. Kyrill hat gezeigt, dass vor allem Monokulturen mit Fichten den kommenden Herausforderungen nicht standhalten werden“, so Remmel.
Vor Kyrill waren die betroffenen Sturmflächen im Privatwald zu 93 Prozent mit Nadelhölzern bepflanzt und zu sieben Prozent mit Laubholz. Zum Stichtag 1. Oktober 2011 stieg der Anteil der Laubhölzer auf den Kyrill-Flächen auf 43 Prozent, der Anteil an Nadelhölzern sank auf 57 Prozent. Dies sein ein guter Wert, wie der Leiter des Landesbetriebes Wald und Holz NRW, Andreas Wiebe, erläuterte: „Direkt nach Kyrill haben wir gemeinsam mit Experten aus dem Privat- und Kommunalwald ein klimagerechtes Wiederbewaldungskonzept hin zu mehr baumarten- und altersklassengemischten sowie standortgerechten Beständen und damit zu einem klimaplastischem Mischwald erstellt. Daraus resultierte ein umfangreiches Beratungsangebot und Förderprogramm für Privatwaldbesitzer, das sehr gut angenommen wurde. Vor allem wenn wir betrachten, dass aktiv nur rund 55 Prozent der Schadensflächen mit Setzlingen wieder aufgeforstet werden konnten. Die restlichen Flächen wurden von den Waldbauern und Waldbäuerinnen einer Bestockung durch Naturverjüngung überlassen.“
Zur Bewältigung der Waldschäden wurde im Jahr 2007 ein mit 100 Millionen Euro ausgestattetes Kyrill-Sofortprogramm der NRW-Landesregierung aufgelegt. Daraus sind 45,5 Millionen Euro an Geldern abgerufen worden, vor allem für die Wiederbewaldung der Kyrill-Flächen. Dass nur rund die Hälfte der Gelder abgerufen wurden, ist darin begründet, das in der Kalkulation des Sofortprogramms auch Folgekosten durch nachfolgende Stürme und Schäden durch Insektenbefall mit einberechnet waren. In der Regel fällt in den ersten Jahren nach einem säkularen Sturmereignis noch einmal die gleiche Menge an Holz an. Das blieb nach Kyrill aus, so dass ein großer Teil des bereitgestellten Geldes nicht benötigt wurde. Das Kyrill-Sofortprogramm wurde ergänzt durch ein Sonderkreditprogramm, über das mit vergünstigten Zinssätzen insgesamt 65 Millionen Euro an Krediten an Waldbesitzer und Holzindustrie ausgegeben wurden. Hinzu kommen zudem Mittel aus dem EU-Solidaritätsfonds von 101 Millionen Euro für Maßnahmen zur Reparatur der Infrastruktur.
Für Minister Remmel ist es nun an der Zeit, fünf Jahre nach Kyrill nach vorne zu schauen: „Kyrill hat große Schäden verursacht, die noch lange nachwirken werden. Er hat die Waldbesitzer und Waldbesitzerinnen viel Kraft gekostet und Existenzen bedroht. Die Aufarbeitung der Hauptschäden hat über zwei Jahre gedauert, sechs Waldarbeiter sind dabei tödlich verletzt worden. Kyrill hat uns aber auch gezeigt, wo die Zukunft des Waldbaus liegt und uns die Chance eröffnet, große Waldflächen neu zu strukturieren und auf die Zukunft vorzubereiten“, so das Fazit des Ministers.
Als Modellbetrieb für die Zukunft dient der NRW-Staatswald. Anpassungsstrategien werden hier erprobt, und der Umbau zu einem nachhaltigen Mischwald mit starkem Laubholzanteil hat begonnen. Als Beleg für die Strategie der nachhaltigen Bewirtschaftung wurde der Landesbetrieb Wald und Holz NRW im September 2011 erneut mit dem FSC-Siegel zertifiziert. „Das Siegel dokumentiert unseren Vorbildcharakter in punkto Ökologie, Ökonomie und Soziales bei der Bewirtschaftung unserer Wälder. Unsere Wälder haben nur dann eine Zukunft, wenn wir in unserem Handeln stets alle drei Aspekte berücksichtigen“, erläuterte Remmel. „Verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung ist aktiver Klima- und Umweltschutz bei gleichzeitiger Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes Holz.“