5. Hamlet & Cher

Von Lnpoe

Zumal die absurden, stellenweise surreal anmutenden Gedichte sich nicht auf einen Bereich beschränken. Hoch- und Trivialkultur tauchen nicht als Oppositionen auf, als Gegenpole, die miteinander in Verhandlung treten – sie werden schlicht ignoriert. Superman tritt auf, er steht direkt neben Hamlet; Mickey Mouse findet Erwähnung dort, wo Cher „clad as Cleopatra“ („gekleidet wie Kleopatra“) die Bühne besteigt. Bang hat spät angefangen, zu publizieren, und ihre Texte zeugen davon, dass sie vieles bereits hinter sich gelassen hat, sie verzichtet auf Experimente. Kein Ringen um eine poetologische Standortbestimmung, die Texte verlegen sich eher auf die Parodie:  „The role of elegy is / To put a death mask on tragedy“ („Die Rolle der Elegie ist, / Der Tragödie eine Sterbemaske aufzusetzen“) beginnt das letzte Gedicht von „Eskapaden“ und relativiert die eigene Behauptung mit dem Abschlussvers „One hears repeatedly, the role of elegy is.“ („Man hört des Öfteren, die Rolle der Elegie sei.“). / Kristoffer Cornils, Fixpoetry

Mary Jo Bang: Eskapaden. Gedichte. Übersetzt von Barbara Thimm, mit Illustrationen von Matt Kindt. Luxbooks, Wiesbaden 2011