Bei Trinkwasser scheiden sich die Geister. Viele loben überzeugt das Leitungswasser aus der Region in höchsten Tönen. Fans der Supermarkt-Wasserflasche haben meist geringes Vertrauen in die Qualität des Durstlöschers aus dem Hahn. Mineralwasser soll ja angeblich so viel besser sein. Hahntrinker schwören auf den hohen Mineralgehalt und Qualitätskontrollen.
Mineralwasser nicht unbedingt besser
Rund 140 Liter Mineralwasser trinken die Deutschen pro Jahr. Doch ist das Wasser aus der Flache wirklich so gut? Nicht gut genug auf jeden Fall. Deshalb gibt es einige überzeugende Argumente, auf Leitungswasser umzusteigen.
1. Tatsache: Deutsches Trinkwasser ist von äußerst guter Qualität
Generell gilt: Das deutsche Trinkwasser ist von überzeugender Qualität. Das bestätigte unter anderem das Umweltbundesamt in einem Bericht zur Trinkwasserqualität.
Dabei bekam das deutsche Wasser in einem Untersuchungszeitraum von 2011 bis 2013 die Bestnote. Trinkwasser ist laut Definition das Wasser „für den menschlichen Gebrauch“ und unterliegt strengen Überwachungsrichtlinien durch die Trinkwasserverordnung.
Diese regelt mikrobiologische Grenzwerte und Vorgaben bei der Wasseraufbereitung. Somit ist das Trinkwasser das Lebensmittel in Deutschland, das am strengsten kontrolliert wird – sogar mit strengeren Qualitätsmaßstäben als beim Mineralwasser aus der Flasche.
Allerdings: Ein Faktor, der das Wasser auf dem Weg in die privaten Haushalten trüben kann, sind kaputte oder alte Rohre. Dadurch könnten im schlimmsten Fall Schwermetalle ins Wasser gelangen.
2. Ekel unbegründet: Leitungswasser ist kein gereinigtes Abwasser
Igitt! Leitungswasser durchläuft die gleichen Rohre wie das Abwasser und wird sogar daraus gewonnen. Völlig falsches Vorurteil. Leitungswasser ist kein gereinigtes Abwasser. Es stammt aus aufbereitetem Grund-, Quell- und Oberflächenwasser. Die Stadt München zum Beispiel, bezieht das Trinkwasser direkt aus den bayerischen Voralpen.
3. Umweltbelastung
Mineralwasser aus der Flasche ist zwar praktisch, jedoch auch ein echter Umweltkiller. Eine vom Schweizerischen Verein des Gas- und Wasserfaches (SVGW) in Auftrag gegebene Ökobilanzstudie, hat die Umweltbelastungen von Trinkwasser und Mineralwasser aus der Flasche verglichen.
Dabei kam heraus, dass Leitungswasser nicht nur günstig, sondern auch extrem umweltfreundlich ist. Gekühltes, stilles Mineralwasser soll nämlich 450-mal umweltschädlicher sein als die Erfrischung aus dem Wasserhahn. Die Experten berücksichtigten bei der Untersuchung sowohl Verpackung als auch Transportaufwand. Bei der Herstellung einer handelsüblichen PET-Flasche ist zudem eine immense Mengen Energie nötig.. PET-Plastikflaschen sind meist Einwegflaschen, die dafür bekannt sind, besonders gut recycelbar zu sein.
4. Gesundes Leitungswasser: Wenig Mineralstoffe in Mineralwasser
“Stiftung Warentest” testet regelmäßig beliebte Mineralwässer auf Geschmack und Verunreinigungen. 2012 wurden 29 stille Mineralwässer untersucht. Die Tester stellten fest, dass etwa zwei Drittel davon einen sehr geringen Mineralstoffgehalt aufweisen konnten.
Die Ergebnisse zeigen: Leitungswasser in manchen Regionen Deutschlands beinhaltet sogar mehr Mineralstoffe als Mineralwasser. Das Münchner Wasser ist zum Beispiel durchaus reich an Magnesium. In Berlin kann man sich wiederum über kalziumhaltiges Wasser freuen.
Allerdings wird die Bedeutung der Mineralhaltigkeit von Wasser ohnehin überschätzt. Die Wasser-Expertin Ina Bockholt von “Stiftung Warentest” erklärte gegenüber der “Huffington Post”, dass Mineralstoffe vor allem über die Nahrung aufgenommen werden. Manchmal könne aber ein hoher Kalzium-Gehalt durchaus den Verzicht auf Milch ausgleichen.
5. Keime können krank machen
Die Untersuchung von “Stiftung Warentest” konnte in einigen Wässern auch Keime feststellen. Diese seien für Gesunde völlig unproblematisch und dürften legal vorkommen. Für Menschen mit einem zum Beispiel durch Krebs geschwächten Immunsystem – , Aidskranken oder alten Menschen, können diese aber durchaus gefährlich werden.