1. In Varanasi wird man überall über den Tisch gezogen
Es gibt überall Leute, die einen abzocken wollen. Aber in Varanasi habe ich das besonders intensiv zu spüren bekommen. Schon in anderen Städten haben uns Inder vor den Betrügern in Varanasi gewarnt. Trotzdem haben mich die Ausmaße überrascht.
Da war z.B. der Fahrrad-Rikshaw-Fahrer, der am Ende unserer Tour plötzlich das Doppelte vom vereinbarten Preis verlangt hat. Da war der Bootsführer, der nur für das Betreten seines Bootes 200 Rupien verlangt hat. Und die „Volunteers“ an den Ghats, die uns ungefragt herumgeführt haben, auf mehrfache Nachfrage versichert haben, dass alles kostenfrei ist, und anschließend das Zwanzigfache von unserer Spende verlangten. Zugegeben, wir haben nicht viel gegeben. Aber wenn die Typen uns etwas kostenlos anbieten, dann habe ich kein Verständnis dafür, dass wir zu einer „Spende“ in vorgegebener Höhe gezwungen werden. Wenn vornherein mit offenen Karten gespielt wird, dann ist dagegen nichts einzuwenden. Aber so war es natürlich nicht.
Getoppt wurde die Situation noch dadurch, dass uns auf dem Rückweg sogar ein Mann entgegen kam, der mich wegen unserer Spendensumme äußerst aggressiv vollbrüllte. Ich bin mir sicher, dass er sogar handgreiflich geworden wäre, wenn ich nicht irgendwann einfach weiter gegangen wäre.
„Want money change? Need Tuktuk? Looking for hotel? No?? What you want?“
Alles in Allem hatte ich ständig das Gefühl in der Stadt verarscht zu werden. Ich kann gut damit leben, wenn ich mal etwas mehr als ein Einheimischer bezahle. Aber in Varanasi kam es mir so vor, als würden Westler systematisch abgezockt werden.
2. Der Verkehr ist einfach nur chaotisch
Chaotischen Verkehr sind wir aus Indien ja nun schon mehr als gewohnt. Das sich viele Motorräder nicht an die Fahrtrichtung halten, ist nichts Neues für uns. Kühe auf der Fahrbahn überraschen uns längst nicht mehr. Trotzdem nervt der chaotische Verkehr in Varanasi besonders, weil alles noch mal eine Stufe extremer ist. Die Gassen sind sehr eng und ich hatte oftmals keine andere Chance als zur Seite zu springen, wenn ein Moped von vorn angeschossen kam. Ob ich in so einer Situation nun in einen der zahlreichen Kuhfladen trete, ist natürlich mein Problem. Bei dieser Rücksichtslosigkeit fehlen mir einfach die Worte.
Mehrfach kam es auch vor, dass Fahrer einfach nach hinten oder auf ihr Handy gesehen haben und so gar nicht wissen konnten, auf was sie gerade zufuhren.
Der Verkehr wird dadurch noch verrückter, dass tausende Pilger die Straßen füllen. Die Szene wurde perfekt durch durchgängig hupenden Motorräder sowie Rikshaw-Fahrer, die uns überall von ihren Diensten überzeugen wollten. Am liebsten hätte ich gar nicht mehr unser Hostel verlassen.
3. Varanasi ist unheimlich dreckig
Die hygienischen Bedingungen in Indien sind ja bekanntermaßen sehr fragwürdig. Doch Varanasi toppt noch mal um Welten das, was wir bisher erlebt haben. Zwischen den Häusern stapeln sich riesige Müllberge, in den Gassen schwirren riesige Schwärme an Fliegen und überall stinkt es so unerträglich, dass ich die Luft anhalten musste.
Mitten auf die Straße kackende Männer gehören übrigens auch zum Stadtbild. Ich halte mich eigentlich für nicht sehr zimperlich, doch der Dreck in Varanasi war mir einfach zu viel.
Eine typische Gasse in Varanasi: Müll und Kinder, die uns zuwinken
4. In Indien gibt es spannendere Dinge zu entdecken als einen verdreckten Fluss und Scheiterhaufen
In Varanasi gibt es im Grunde den Ganges mit seinen Ghats zu sehen, in dem die Toten beigesetzt werden. Wie du sicherlich weißt, ist der Ganges für die Hindus heilig. Sie glauben, dass sie mit einer Beisetzung im Ganges einer erneuten Wiedergeburt entgehen.
So sehr die Inder den Ganges verehren, so sehr lassen sie ihn verdrecken. Mittlerweile handelt es sich nur noch um eine braune Brühe, die das Flussbett hinunter fließt. Viele Hindus gehen in diesem „Wasser“ baden oder waschen ihre Kleidung darin. Manche Reisende loben dabei die spirituelle Stimmung. Mir wird einfach nur schlecht bei dem Gedanken, dass die Inder das Wasser sogar trinken und den ganzen Tag in den Klamotten herumlaufen, die sie vorher durch diesen Dreck gezogen haben. Aufgrund der engen Gassen lässt es sich fast nicht umgehen, dass man die Pilger nach ihrem Bad berührt.
Der Weg zum Manikarnika Ghat führt vorbei an vielen Holzstapeln
Interessant hingegen fand ich die Scheiterhaufen am Ufer des Ganges. Trafen wir doch hier auf ein ganz anderes Wertefundament. Doch ganz ehrlich: Das ist die Anstrengungen absolut nicht wert! Es gibt in Indien so viel inspirierendere Orte zu entdecken. Anstelle dir Varanasi anzusehen, solltest du lieber in Richtung Himalaya reisen oder dir den Süden Indiens anschauen! Verbringe deine Zeit z.B. lieber in Amritsar,Ladakh, Madurai oder Mysore.
5. Die Tempel in Varanasi sind unspektakulär
Einer der schöneren Tempel: Durga Kund Tempel
Tempel anschauen gehört in fast jeder indischen Stadt zum Pflichtprogramm. Auf Empfehlung unserer Unterkunft haben wir uns mit einer Rikshaw zu mehreren Tempeln fahren lassen. Aber ganz ehrlich: In Varanasi haben wir die hässlichsten Tempel der gesamten Reise gesehen. Einige waren sogar total verdreckt. Auf alle Fälle nichts, was du dir ansehen müsstest.
Fairer Weise muss ich dazu sagen, dass wir bei der Tour keinen Stopp an dem Goldenen Tempel von Varanasi gemacht haben, der sehr schön sein soll. Wenn ich jedoch den Bewertungen auf Tripadvisor Glauben schenke, dann kommt man dort als Nicht-Hindu ohnehin nicht ins Innere. Deswegen haben wir uns diesen Weg gespart.
Die wichtigsten Ecken in Varanasi
Irgendeinen Grund muss es dafür geben, dass es so viele Backpacker nach Varanasi zieht. Falls du dir die Stadt trotzdem ansehen willst, dann gibt es für dich zum Abschluss noch eine Übersicht über die wichtigsten „Sehenswürdigkeiten“ der Stadt. Aber wenn du mich fragst: Spare dir den Weg!
- Ghats in Varanasi
- Tempel in Varanasi
Die Ghats sind die Orte, an denen du zum Ganges gelangst. An anderen Stellen ist der Fluss komplett zugebaut. Die Liste ist nach einer Nord-Süd-Ausrichtung sortiert, d.h. das erste Ghat ist ganz im Norden und das letzte Ghat ist ganz im Süden Varanasis.
- Panchaganga Ghat
Ein heiliger Mülleimer am Assi Ghat
- Manikarnika Ghat (hier werden verstorbene Hindus verbrannt und dem Ganges übergeben)
- Dashashwamedh Ghat (jeden Abend um 19 Uhr findet hier eine einstündige Zeremonie statt)
- Chausath Yogni Ghat
- Digpatiya Ghat
- Raja Ghat
- Mansarover Ghat
- Harish Chandra Ghat (das zweite Krematoriums-Ghat in Varanasi, wo Kastenlose bzw. Nicht-Hindus verbrannt werden)
- Hanumaan Ghat
- Shivala Ghat
- Mahanirvan Ghat
- Prabhu Ghat
- Pumpwa Ghat
- Tulsi Ghat
- Assi Ghat
- New Vishwanath bzw. Birla Tempel (Umgebung im grünen Unigelände ist eine nette Abwechslung zu Varanasi)
- Sankat Mochan Hanuman Tempel (Achtung: ziemlich aggressive Affen)
- Tridev Tempel
- Tulsi Manas Tempel
- Durga Kund Tempel (Knallrote Wände und im Innenhof goldene Säulen; kein Zutritt ins Innere für Nicht-Hinuds)
- Bharat Mata Tempel (Im Inneren gibt es eine riesiges Marmorrelief von Indien zu sehen)
- Kashi Vishwanath (Goldener Tempel, unseres Wissens bekommt man als Nicht-Hindu nichts zu sehen)