Sanierung eines Wohnhauses, Foto: Hans-2, pixabay.com
Spätestens mit dem Beitrag in der heute-show vom letzten Freitag, Ausgabe 14.11.2014, ist die Diskussion um Wärmedämmung der reinste Populismus. Die Debatte war in den Publikumsmedien ohnehin schon immer sehr populistisch geführt, sachliche Diskussionen waren oder sind fast nur in Fachmedien zu finden. Das Schüren von Ängsten lockt nun mal immer besonders viele Leser an. Dagegen sind abwägende und sachliche Argumente einfach zu langweilig.
Mit Angst gegen Wärmedämmung
Hier sind meine fünf Punkte, die zeigen wie populistisch argumentiert wird und wie Angst verbreitet wird zum Thema Wärmedämmung. Das Verbreiten von Angst ist nicht besser, als diejenigen die kritisiert werden. Eine notwendige differenzierte Betrachtung ist hingegen wohl viel zu umständlich oder was soll damit erreicht werden?
1. Wärmedämmung bringt nichts
Zu behaupten der Energieverbrauch ändere sich durch Dämmung nicht oder steigt gar an, an welchem Bauteil auch immer, ist genauso falsch wie das Versprechen einer unrealistisch hohen Einsparung. Es gibt für beides Beispiele aus der Praxis, für hohe Einsparungen und für kurzzeitig höheren Energieverbrauch.
2. Wärmedämmung rechnet sich nicht
Wärmedämmung, gemeint ist in der Regel die Fassadendämmung, ist viel zu teuer und rechnet sich nie. Bei teurer Badkeramik und Wellness-Bäder fragt kein Mensch nach der Amortisationszeit. Aber eine höhere Oberflächentemperatur auf der Innenseite der Außenwände kann genauso zum Wohlbefinden beitragen wie ein luxuriöses Badezimmer. Daher hat man schon einen sofortigen Gewinn im Komfort.
3. Wärmedämmung brennt
Kaum zündet man sich im Haus eine Kerze an, brennt die Fassade. Ja ne, is klar. Aber selbst Styropor, auf der Außenseite der Gebäude, ist schwer entflammbar und brennt nicht mal einfach so. Dazu gehört schon mehr als ein Feuerzeug, das zeigen die Bilder des Brandversuchs nicht. Nur wenn es erst mal brennt, dann brennt es aber schnell lichterloh. Es ist aber niemand gezwungen Polystryrol zu verwenden, es gibt auch nicht brennbare Dämmstoffe, die man verwenden könnte – sie sind teurer, aber Sicherheit gibt es leider nicht umsonst.
4. Wärmedämmung macht krank
Wärmedämmung ist giftig und wir werden alle davon krank. Die Dämmung befindet sich aber außen auf der Fassade, eingepackt in eine Putzschicht. Und nach dem Einzug wird erst einmal Laminat vom Baumarkt verlegt, dann kommen die Möbel vom nächsten Möbel-Discounter dazu. Zuerst sollten wir doch mal sehen welche giftigen Ausdünstungen es innerhalb des Wohnraums gibt, wo wir uns aufhalten, bevor wir nach außen gehen und uns dort über Gifte Sorgen machen.
5. Wärmedämmung ist Sondermüll
Wir packen uns Haus in Sondermüll ein, wie soll das alles entsorgt werden? Eine gute Frage, die man durchaus stellen kann. Aber warum stellen wir diese Frage uns nicht bei allen anderen Materialien am Bau und bei allen anderen Materialien, die wir Tag für Tag einkaufen? Da scheint es keinen mehr zu interessieren.
Populismus ist attraktiver für Medien als differenzierte Betrachtung
Es gibt noch mehr solcher Beispiele. Bei der Angst zu Ersticken durch Dämmung steht auch das Gefühl dahinter, die Wände würden atmen. Dass die Luftdichtigkeit vor allem durch die neuen, dichten Fenster hergestellt wird, scheint hingegen kein so großes Problem zu sein.
Eine differenzierte Betrachtung lässt sich nur schwer vermitteln in Publikumsmedien, populistische Aussagen hingegen schon. Daher ist eine Differenzierung bei einzelnen Objekten notwendig, diese lässt sich vermutlich nur schwer in Verordnungen und in Förder-Richtlinien umsetzen.
Was mir noch auffällt, kein einziger der Kritiker zeigt Alternativen auf. Konstruktiv wäre eine maßvolle Stärke der Wärmedämmung auf der Fassade und diese in nicht brennbarer Ausführung. Ansonsten scheinen die Heizkosten nicht hoch genug zu sein. Momentan sinken die Öl- und Gaspreise wieder, so dass die Diskussion bestimmt nicht so schnell abreißen wird.
Habt Ihr eine Idee für einen Ausweg?
Über Andreas Kühl
Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.