5 Fragen an… Indre Zetzsche vom Blog M i Ma www.m-i-ma.de
- Auf deinem Blog M i M A geht es oft um den Blick hinter die Kulissen, um Einblicke und – so liest man über dich – ungewohnte Perspektiven aufs scheinbar Selbstverständliche. Beobachtest du unter berufstätigen Müttern bestimmte Selbstverständlichkeiten, denen eine neue, ungewohnte Perspektive auch einmal gut tun würde?
Es ist eigentlich egal, was man beobachtet, es lohnt sich m.E. immer, eine „ungewohnte“ Perspektive einzunehmen. Ich frage mich in vielen Situationen: Wie würde das jetzt jemand wahrnehmen, der nicht in unseren Deutungs- und Bewertungsmustern steckt?
In meinem Arbeitsumfeld würde dieser Jemand sehen, dass die Mehrzahl der Frauen, die Kinder haben, weniger Zeit im Büro verbringen und früher gehen als die anderen. Er würde sehen, dass sie in der Regel zuhause bleiben, wenn ein Kind krank ist – nicht der Vater. Dass sie länger Elternzeit nehmen als die Väter, dass sie seltener Führungspositionen bekleiden (meine Chefin ist da eine Ausnahme als Mutter von drei Kindern).
Die interessante Frage ist jetzt natürlich: Wie würde der Jemand das deuten? Wenn er aus einer Gesellschaft käme, in der Frauen und Männer wirklich gleichgestellt sind, würde er das vermutlich ziemlich absurd finden.
- Unter deinem Blogartikel aus dem Dezember 2012 über deinen inneren Konflikt zwischen Muttertier und Arbeitstier und der Diskussion um das Bild der „guten Mutter“ gibt es viele und vor allem auch lange Kommentare. Beschäftigt und betrifft dich das Thema derzeit auch noch?
Das Thema wird mich wohl mein Leben lang beschäftigen – mal mehr, mal weniger. Im Moment etwas weniger. Ich habe vor rund einem halben Jahr den Job und die Branche gewechselt. Obwohl ich Vollzeit in einer Leitungsposition arbeite, habe ich erstmals wieder freie Kapazitäten – sowohl zeitliche als auch – und vor allem – psychische. Das entschärft den inneren Konflikt enorm – und zeigt einmal mehr, dass die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Kindern (oder Familie oder Pflege) weniger von der Arbeitszeit als vielmehr von der Arbeitsintensivität abhängt.
- Unter Müttern geht es oft um Zeit. Zeit, die irgendwie nie reicht. Zeit, die man richtig managen muss. Und überhaupt die Frage, wann der richtige Zeitpunkt für Kinder ist, wann für Karriere und ob nicht vielleicht doch beides gleich-zeit-ig geht. Welche Rolle spielt Zeit für dich?
Die Frage ist schwieriger als es auf den ersten Blick erscheint. Ich glaube, ich habe mir noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht. Aber wenn ich so darüber nachdenke, dann würde ich sagen, mein Verhältnis zur Zeit hängt davon ab, ob und wie ich sie gestalten kann. Wenn ich sie mir selbst einteilen kann, wenn ich meine Vorhaben mehr oder weniger planmäßig umsetzen oder ohne große Kollisionen bzw. hohen Mehraufwand verschieben kann, habe ich wenig Mühe mit der Zeit. Zum Problem wird sie erst dann, wenn ich nicht mehr souverän über meine Zeit verfügen kann. Das ist gerade mit kleinen Kindern häufiger der Fall.
Ihre Bedürfnisse und ihr Rhythmus geben den Takt vor. Das ist schon für sich genommen nicht immer einfach, weil man die eigenen Bedürfnisse ständig hintenanstellen muss. Aber in Kombination mit Arbeit kann sich das zum Dauerkonflikt auswachsen – Arbeitsanforderungen und kindliche Bedürfnisse sind selten kompatibel. Ich kann insofern verstehen, dass sich Frauen gegen das eine oder das andere, entweder Kind(er) oder „Karriere“, entscheiden. Denn bisher sind es überwiegend sie, die diesen Konflikt aushalten und „managen“ müssen.
Meine Kinder haben gottlob Väter, die diese Rolle gut und gerne ausfüllen, so dass ich über eine große Zeitsouveränität verfüge und sie selten als „feindlich“ wahrnehme.
- Angestellt oder freiberuflich – du kennst beide Formen des Arbeitens. Welche vor- und Nachteile gibt es aus deiner Sicht für die berühmte Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Ich glaube nicht, dass die Arbeitsform entscheidend für die Vereinbarkeit ist, sondern die Intensität und Flexibilität der Arbeit. Wenn mein Kunde das Arbeitsergebnis morgen punkt 12 Uhr Mittag haben will, ist es ziemlich egal, ob ich als Angestellte oder als Selbstständige eine Nachtschicht mache. Wichtig ist, dass ich mich von dieser Nachtschicht gut erholen und meine/n Partner/in, die/der zuhause eingesprungen ist, an anderer Stelle entlasten kann. Ob und wie das gelingt, hängt immer von meinen äußeren Bedingungen ab (vom Arbeitgeber oder Kunden) und von mir selbst – egal ob angestellt oder selbstständig.
Der Vorteil der Selbstständigkeit liegt m.E. vor allem darin, dass ich – wenn ich gut im Geschäft bin – mir meine Kunden und Aufträge selber aussuchen und auch den ein oder anderen ablehnen kann. Das geht als Angestellte nicht so einfach. Dafür hat man die Sicherheit der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und bezahlten Urlaub…
- Gerade steht auf meinem Schreibtisch ein Buch zur Rezension mit dem Schlagwort „Spagat“ und irgendwie mag ich den Begriff im Zusammenhang mit Müttern nicht mehr hören. Gibt es für dich solche Begriffe oder Floskeln, die endlich aus unserem Sprachgebrauch verschwinden sollten?
Ich plädiere dafür, dass wir den Begriff der „guten Mutter“ und der „Rabenmutter“ aus unserem aktiven Wortschatz streichen und im Archiv der veralteten Ausdrucksweisen aufbewahren – als Relikte aus vergangenen Zeiten, die uns davon erzählen, was einmal war und nicht mehr ist: die idealisierte Mutter.
Das heutige Mutterbild hat beide, die „gute Mutter“ und die „Rabenmutter“, in sich aufgenommen und das Muttersein so zu einer realistischen und praktikablen Lebensform gemacht. Wir brauchen die beiden Begriffe also heute so wenig wie man den „guten Vater“ und den „Rabenvater“ von jeher brauchte: nämlich nie.
- Und zu guter Letzt: Wo kann man dich im Netz überall finden, wenn man mehr von dir lesen möchte und gibt es etwas, das du unbedingt noch loswerden möchtest?
Im Netz findet man mich hier:
- Blog: m-i-ma.de
- Facebook: facebook.com/izetzsche
- Instagram: instagram.com/mima9308
- Twitter: twitter.com/mima9308
- XING: xing.com/profile/Indre_Zetzsche
Was ich noch loswerden möchte? Dass ich mich über Besuche und Kommentare auf meinem Blog RIESIG freuen würde!
Vielen Dank, liebe Indre für dieses Interview.