1. Ich habe mir beim Bloggertreffen in Bad Rodach, dem Firmensitz von JAKO-O, den Satz von Ihnen notiert: „Ich habe die zwei schönsten Jobs der Welt.“ Was bedeutet das genau und was macht die Kombination von Kindern und Karriere für Sie so schön?
Ich habe die Möglichkeit, meine 3 Kinder aufwachsen zu sehen und gleichzeitig meinen Job als Geschäftsleiterin einer nicht ganz so kleinen Firma kombinieren zu können. Beides macht mir sehr viel Spaß und ich würde nicht zugunsten des einen auf das andere verzichten wollen. In meinem speziellen Fall habe ich auch noch das Glück, dass sich beides wunderbar ergänzt. Denn die Zeit mit meinen Kindern hat mich zu immer neuen Ideen inspiriert, was Kinder brauchen und vor allem auch, was Mütter brauchen. Diese Elternexpertise macht JAKO-O so besonders.
2. Da wir gerade bei Karriere sind: Was Kinder sind, ist allen klar, doch beim Stichwort Karriere scheiden sich die Geister. Wie definieren Sie ganz persönlich „Karriere“?
Für mich bedeutet Karriere, dass ich an einer Stelle stehe, an der ich Dinge verändern, verbessern, Entscheidungen treffen und vor allem eigene Ideen zum Leben erwecken kann. Kurz: Wenn ich die Richtung vorgeben kann.
3. Zum Thema Familie und Beruf bei JAKO-O sagen Sie in einem Interview, dass Familienfreundlichkeit Chefsache ist. Sind Chefinnen, die selbst Mütter sind, die besseren Chefs und wenn ja, was macht sie dazu?
Ich würde sagen, dass Chefs, die selbst Kinder haben, mehr Verständnis für die Belange von Vätern und Müttern und ihren Kindern haben. Und das ist bei unseren Geschäftsleitern in der HABA Firmenfamilie der Fall.
Bleibt noch die Frage: „Was ist eine familienfreundliche Chefin“ ? Ich denke, ich versuche die Interessen der Mitarbeiter mit den Interessen unserer Kunden bestmöglich zusammen zu bringen. Das ist bei einem Versandhandel nicht immer einfach – unsere Kunden wollen jederzeit einkaufen und nachfragen können. Dennoch haben wir familienfreundliche Lösungen wie Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, Familienbetreuung, verschiedene Teilzeit-Modelle, Ferienbetreuung oder Firmen-Kita parat, die auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter abgestimmt werden können und im Interesse aller funktionieren.
Was mir allerdings besonders wichtig ist, ist eine offene und ehrliche Kommunikation untereinander. Wenn ich weiß, was in der Familie los ist, kann ich besser reagieren – seien es Krankheit, Schulprobleme oder auch eine Scheidung.
4. Im Rahmen der JAKO-O Initiative „Lasst Kinder einfach Kinder sein“ wurde auch der Frage nachgegangen „Was brauchen Kinder zum Glücklichsein?“. Was brauchen denn aus ihrer Erfahrung berufstätige Mütter zum Glücklichsein?
Eine ganze Menge: Flexible Arbeitszeiten, im Notfall Home-Office, verständnisvolle Chefs und Kollegen, gute Kinderbetreuung, partnerschaftliche Lebenspartner, gute Freundinnen, ausgeglichene, gesunde Kinder.
5. Eine Mutter sagte mal: „Kinder und Karriere kann man nicht vereinbaren. Die kann man höchstens addieren.“ Haben Sie eine Formel gefunden, damit Ihre Balance zwischen Arbeit und Familie funktioniert oder ist das für Sie auch manchmal eine Gleichung mit mehreren Unbekannten?
Das funktioniert natürlich immer mal besser und mal schlechter. Ich bin aber sehr dankbar, dass meine Kinder sehr gesunde Kinder waren, ich also nicht ständig neue Pläne machen musste. Das war schon sehr erleichternd.
Was mir immer hilft: Ich bemühe mich, gut und rechtzeitig zu planen. Dieser so wunderbare Tipp zur work-life-balance „stehe 30 min vor der Familie auf“, den kann ich voll und ganz bestätigen. Mit ein bisschen Muße und Zeit zum Denken, erledigen sich viele Herausforderungen im Familien-Alltag von ganz allein. Das Hamsterrad, das einen nicht zum Denken kommen lässt, ist ein Lebens-Spaß-Vernichter.
Mittlerweile weiß ich, dass wirklich „weniger mehr ist“. Nicht alles, was möglich ist und angeboten wird, muss man auch mitmachen. Sowohl beruflich als auch privat. Diese Einstellung bringt mehr Ruhe und Gelassenheit ins Familienleben und man ist erstaunt, was das allein schon ausmacht.
Auch diese Frage hilft mir immer wieder: Bei allen Terminen, von denen man ja richtig viele absolvieren kann (wenn man will), frage ich mich:
- Ist es wichtig für meine Firma?
- Ist es wichtig für meine Familie?
- Ist es wichtig für mich?
Ist die Antwort „nein“, gehe ich nicht hin und spare mir viel Außer-Haus-Zeit. Ich bestehe auf das gemeinsame Abendessen (auch mit meinen jetzt schon ziemlich großen Kindern), um sie zu spüren und zu schauen, wie es ihnen geht. Und am Wochenende bin ich meist brav zu Hause, mache also nicht ständig tolle (Geschäfts-) Reisen, was durchaus möglich wäre.
Zu guter Letzt: Wo kann man Sie im Netz überall finden, wenn man mehr von Ihnen lesen möchte und gibt es etwas, das Sie unbedingt noch loswerden möchten?
Auf www.jako-o.de gibt es weitere Infos zu meiner Person, ich persönlich bin im Netz aber nur privat ein bisschen aktiv – ohne viel Aufwand und ohne öffentliches Publikum.
Und ja, ich möchte gerne noch was loswerden: Nehmt Euch Zeit für Eure Partner! Das vergessen sehr viele, wenn sie nur über „Kind“ und „Karriere“ sprechen. Neben den Kindern muss auch die Beziehung gepflegt werden. Sonst ergibt sich daraus gleich der nächste Stress-Faktor und am Ende hat man eine kaputte Familie. Das will bzw. beabsichtigt ja auch keiner.
Vielen Dank, liebe Bettina für das schöne Interview.