48 Stunden in Newcastle Kurztrip England – Mit der Fähre von Amsterdam nach Newcastle

Von Mandy

Mehr als 10 Jahre ist mein erster Trip nach England – London – her. Das zweite Mal führt mich nicht in die Hauptstadtmetropole, sondern ins beschauliche Newcastle im Nordosten Englands. Um dorthin zu kommen, gibt es für mich eine weitere Premiere: Mit der Fähre der DFDS Seaways geht es zusammen mit Thomas von breitengrad66 über die raue Nordsee von Amsterdam nach Newcastle. Mit der Fähre von Amsterdam nach Newcastle Beinahe täglich pendelt die Fähre von DFDS Seaways mit zwei Schiffen – der Kings Seaways und der Princess Seaways – vom Hafen Juiminden bei Amsterdam ins nordenglische Newcastle. Wir starten daher unseren Trip in Amsterdam – für uns mit dem Zug aus Osnabrück perfekt zu erreichen. 15 Uhr Amsterdam Centraal Hauptbahnhof – Abfahrt zum Hafen Juiminden Da der Hafen, an dem wir an Bord der Fähre der DFDS Kings Seaways gehen, außerhalb Amsterdams liegt, nehmen wir den von der Fährgesellschaft bereitgestellten Shuttle-Bus zum Hafen nach Juiminden. Die Fahrt dauert ca. 40 Minuten. Dort angekommen, geht es zum Check-In, wo ihr eure Bordkarten erhaltet und schließlich zur Passkontrolle gelangt. Danach heißt es direkt ab auf’s Schiff! Die Abfahrt im Hafen ist jeweils 17.30 Uhr, Ankunft in Newcastle bzw. dem Hafen im Vorort North Shields 9.15 Uhr am nächsten Morgen. Ich bin direkt etwas überwältigt von der Größe der Fähre. Meine bisherigen Erfahrungen mit Schiffen? Ausflüge mit Tagesfähren und kleinere Bootstouren. Wir suchen zuerst unsere Kabine für die heutige Nacht auf, bevor wir uns auf den Entdeckungstour über das Schiff begeben. Auf dem Hinweg schlafen wir in der einfachsten Kabinenkategorie mit Meerblick – simpel, aber für uns völlig ausreichend für eine Nacht. 17.30 Uhr – Leinen los! Bevor wir das Schiff eingehender erkunden, zieht es uns nach draußen. Auch wenn es ununterbrochen regnet und uns der Wind um die Nase pfeift: Wir wollen sehen wie das Schiff ablegt. Bei mir steigt die Aufregung. Es geht raus auf’s Meer, die Nordsee! 17.30 Uhr – Wir erkunden die King Seaways! Nachdem es uns irgendwann doch zu kalt wird, beschließen wir das Schiff genauer zu erkunden. Ich bin überrascht- und beeindruckt, was das Schiff alles zu bieten hat. Von zwei Restaurants, Cafés, einem Casino, einer Bar mit Tanzfläche, auf der abends Live-Musik gespielt wird, bis hin zu einem Kino in einer der unteren Etage – hier kann mans sich die Zeit bis zum Abendessen gut vertreiben. 19 Uhr – Essen im Explorer’s Kitchen Also auf zum Essen. Auf der Hinfahrt probieren wir das internationale Abendbuffet im Explorer’s Kitchen. Das Angebot ist vielfältig – von englisch, italienisch, indisch bis mexikanisch. Schwer sich zu entscheiden! Aber definitiv für jeden etwas dabei, auch für die Vegetarier und Veganer ist gesorgt. Ich mag die Atmosphäre und genieße das Essen so gut es geht – auch wenn es inzwischen teilweise richtig schaukelt. 21.30 Uhr – Gute Nacht Nach dem Essen und einem kurzen Spaziergang an Deck zum Sonnenuntergang ziehen wir uns in unsere Kabine zurück. Ob ich die Nacht wohl schlafen kann…? Es schaukelt doch ganz gut und das Schiff macht jede Menge Geräusche. 10 Uhr Ankunft in Newcastle – Hello Great Britain Die Nacht war tatsächlich ruhiger als gedacht und ich konnte relativ gut schlafen für meine erste Nacht an Bord eines Schiffes. Bereits kurz nach dem Frühstück – ebenfalls im Explorers Kitchen, heißt es schließlich Land in Sicht! Wir nähern uns England und dem Hafen von Newcastle. Auch hier scheint das Wetter leider genauso zu sein wie in Amsterdam: Grau, neblig und regnerisch. Im Hafen von Newcastle angekommen, bringt uns ein Shuttle-Bus direkt ins Zentrum der Stadt zum Hauptbahnhof. Von dort laufen wir die wenigen Meter bis zum Motel One, wo wir die nächsten zwei Tage übernachten werden. Mein erster Eindruck von Newcastle: Very british? Feiner Nieselregen fällt.. Ein Pub reiht sich an den nächsten. Alte Herren tummeln sich in und vor den Pubs Newcastle’s in typisch britischem Look. Ich glaube, ich bin in England angekommen. Meine Highlights in 2 Tagen Newcastle Nur rund 90 Minuten von der schottischen Grenze entfernt liegt Newcastle upon Tye. Sie ist die größte Stadt im Nordosten Englands und war früher vor allem als eine der wichtigsten Kohle- und Industriestädte bekannt. Queen Victoria hasste die Stadt – so erzählt man es sich. Auf Zugfahrten durch Newcastle soll sie die Jalousien absichtlich heruntergelassen haben – so unansehnlich empfand sie die Stadt am Tyne River. Das Stadtbild muss sich seither deutlich gewandelt haben – ich sehe von der einstigen Kohleindustrie kaum noch Spuren. Stattdessen ist die historische Altstadt so wie ich mir englische Städte mit Geschichte vorstelle: Alte Gemäuer, Kirchen, Brücken und Monumente bilden das Herzstück der Stadt. Rund 2000 Jahre Geschichte verbirgt sich in Newcastle, wo bereits die Römer ihre Spuren hinterlassen haben. Newcastle Grainger Town – Monumente, Markthallen und mehr Was gibt es also in Newcastle zu entdecken? Zunächst empfehle ich euch einen Rundgang durch das historische Herz Newcastles zu unternehmen. Bereits von weitem erblickt man das Grey Monument, das in der Mitte des Eldon Square in Graingertown thront. Das Denkmal ist zum Gedenken an Charles Grey, ehemaliger Premierminister, errichtet worden, um ihm für die Verabschiedung des Great Reform Acts 1832 zu würdigen. Nach ihm wurde übrigens auch der berühmte Earl Grey Tea benannt. Rund herum befinden sich viele klassische Gebäude wie das Theatre Royal und die Gebäude in der Grey Street, Grainger Street and Clayton Street. Leider wird der Regen stärker, so dass wir uns in die älteste Markthalle Grainger Market mit seinem historischen Glaskuppeldach der Stadt flüchten. Seit 1835 verkaufen Händler in der Markthalle Fleisch, frisches Obst und Gemüse, aber auch Blumen, Kleidung und vieles mehr… zudem gibt es im Grainger Market den ältesten Marks & Spencer. Ein interessantes Objekt ist übrigens die Weigh House Waage – angeblich die genaueste Waage in England. Tatsächlich hat uns der Grainger Market nicht so sehr vom Hocker gerissen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass wir erst da waren, als viele Händler und Geschäfte bereits am Schließen waren. Nach einem Stop bei Kaffee und Kuchen in einem der vielen kleinen Cafés rund um den Grainger Market, zieht es uns weiter. Wir werfen einen Blick in die wunderschöne, historische Central Arcade. Die Edwardianische Einkaufspassage lädt zum Schaufensterbummel durch die exquisiten Boutiquen ein. Chinatown Ebenfalls in Grainger Town lohnt sich ein Abstecher nach Chinatown – es ist eines von nur fünf Chinatowns in ganz England. Es besteht zwar nur aus einer Straße (Stowell Street) mit erstklassigen Food-Spots, aber das chinesische Tor ist einen kurzen Stop wert. Burg Newcastle Mein Highlight ist jedoch die Burg von Newcastle. Bzw. das was von ihr übrig ist und ihr heute noch besichtigen könnt: Den Wehrturm Castle Keep sowie das Black Gate. Ursprünglich bestand die normannische Burg aus dem 12. Jahrhundert aus einer sehr viel größeren Anlage. Von außen mag sie einem nicht so imposant wie andere englische Burgen erscheinen, aber das Innere gibt einen Blick preis auf die jahrhundertalte Geschichte der Burg und wie es damals ausgesehen hat. Spannend fand ich besonders ein Detail: In der Burg gibt es auch eine Gefängniszelle für „berühmte“ Gefangene: Eine davon war die jüngere Schwester von Robert the Bruce, dem schottischen Freiheitskämpfer und späterem König – die Figur, die wir wohl alle aus „Braveheart“ kennen, wo er an der Seite von William Wallace kämpft. Im Zuge der Rebellion gegen England wurde seine Schwester gefangen genommen, in Roxburgh Castle jahrelang in einen Käfig gesteckt, das man Gefängniszelle nannte, bevor man sie nach Newcastle brachte, wo sie eine deutlich angenehmere Haft verbrachte. Wer nun noch die 99 Stufen bis nach oben schafft, wird schließlich mit der besten Aussicht auf Newcastle belohnt. Die Brücken von Newcastle – Architektonische Meisterleistungen Woran in Newcastle nun wirklich kein Weg vorbei führt, sind die sieben Brücken von Newcastle. Sie sind wohl die berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt und von der Newcastle Burg nur noch einen Katzensprung entfernt. Tyne Bridge Die berühmteste und am meisten gefeierte Brücke der Stadt, ist die Tyne Bridge. Sie wurde 1928 offiziell von König George V. und Königin Mary eingeweiht. Mehr als 20.000 Schulkinder wohnten der Einweihungszeremonie bei, für die sie einen schulfreien Tag bekamen. Swing Bridge Die Drehbrücke, die Newcastle mit seiner Schwesterstadt Gateshead verbindet, ist eine der ältesten Brücken der Stadt und steht unter Denkmalschutz. Erbaut 1876 für den Straßenverkehr und später auch für den Schiffsverkehr geöffnet. An dieser Stelle entstand übrigens bereits im Jahr 120 vor Christi die erste Brücke aus Holz und Stein durch den Imperator Hadrian, der schließlich auch den berühmten Grenzwall Hadrian’s Wall bauen ließ. Millenium Bridge Sehr beeindruckend ist auch die neueste Brückenkonstruktion der Stadt: Die Gateshead Millenium Bridge. Die Kippbrücke ermöglicht Radfahrern und Fußgängern eine nahezu ebenerdige Überquerung des Flusses. Die Brücke ist mit ihrer Konstruktion bisher einzigartig und gehört mit ihrem Schwingmechanismus zu den architektonischen Meisterleistungen. Sie wird auch „Blinking Eye“ genannt, da ihr Aussehen beim Kippen wie ein blinzelndes Auge ausschaut. Wir haben die Brücke leider nicht in der Form sehen können – sieht allerdings schon sehr spektakulär aus, wenn man sich Bilder oder Videos davon anschaut. Pub-Tour im High Bridge Quarter Ein Besuch in Newcastle ohne Stop in einem der zahlreichen Pubs der Stadt? Undenkbar! Newcastle ist als DIE Partystadt des Nordostens bekannt. Die vielen Pubs sind mindestens so spannend wie die Sehenswürdigkeiten: Hier tummeln sich die Einheimischen und Touristen gleichermaßen – perfekt zum People-watching und um den Durst zu löschen. Das High Bridge Quarter schließt direkt an Grainger Town an. Wenn ihr Zeit habt, geht unbedingt in den ältesten Pub der Stadt, The Old George. Bereits seit 1582 wird in dem urigen Pub Bier ausgeschenkt! Wir haben den unscheinbaren Pub leider verpasst, obwohl er ums Eck vom Motel One liegt. Unsere Empfehlungen: Wir waren im Duke of Wellington, einem Pub direkt gegenüber unserem Hotel sowie dem hippen und angesagtem Brew Dog und im Fitzgerald, dass mit dem Foyer und der Bar eines 5 Sterne Hotels mithalten kann. Ausflug ins Beamish Museum – Zeitreise in die Vergangenheit An unserem zweiten Tag in Newcastle folgt ein weiteres Highlight: Wir fahren mit dem Bus raus aufs Land in das County Durham. Unser Ziel: Das North of England Open Air Museum, kurz auch Beamish Museum genannt. Im größten Freilichtmuseum Englands erwacht Geschichte zu Leben: Besucher werden in die Zeit zwischen 1820 und 1940 versetzt. Unsere Entdeckungstour führt uns unter anderem durch eine typisch viktorianische Stadt , die das Leben in 1913 darstellt. Ein Dorf um 1900, eine Farm aus 1940, die uns mit in die Zeit des zweiten Weltkriegs entführt. Um auf dem riesigen Gelände zu den einzelnen Stationen zu kommen, lassen wir uns gemütlich mit der zeitgenössischen Straßenbahn von A nach B bringen. „Gut festhalten!“ erinnert uns der Fahrer der Tram freundlich. In der „Stadt“ besuchen wir die Häuser von einem Anwalt, einem Musiklehrer und von einem Zahnarzt. Wir bummeln durch die Geschäfte, in denen man Dinge des alltäglichen Lebens in 1913 erwerben kann. Überall gibt es etwas zu entdecken, wie in einem Hinterhof Zeitungspapier, das über die Titanic berichtet. In den Häusern und Geschäften kommen wir mit den kostümierten Mitarbeitern ins Gespräch, die ihre Rollen authentisch ausfüllen und uns alle Fragen rund um das Leben zu jener Zeit beantworten. Es macht richtig Spaß sich durch das kleine Städtchen treiben zu lassen, das sich nach und nach mit Leben füllt. Für den hiesigen Pub war es übrigens am Vormittag noch zu früh – aber die Bäckerei kann ich neben der Süßwarenmanufaktur nur empfehlen. Dort gibt es frische warme Brötchen und leckeres Gebäck für zwischendurch. Die meisten Häuser, Geschäfte und andere originale Gebäude sowie die Gegenstände und Möbel sind aus anderen Gegenden in England nach und nach hierher umgesiedelt oder transportiert worden. Es gibt ein riesiges Lager auf dem Gelände, in denen Gegenstände aus jener Zeit zusammengetragen und gesammelt werden – und auf ihren Einsatz warten. Nur die alte Mine, die Farm von 1940 sowie Pockerly Old Hall(Gutshof) aus dem Jahre 1820 waren bereits auf dem Gelände vorhanden. 1970 gründete Frank Atkinson dieses Museum mit dem Ziel, die Lebens- und Arbeitsbedingungen des 19. und 20. Jahrhunderts in Nordostengland für die Nachwelt darzustellen. Wahnsinn, was aus dieser Vision entstanden ist! Besonders begeistert...