Wird es nebelig ist und kalt,
Bleiben Preise nicht mehr alt.
(Theo Retische Bauernregel)
Ein Brieflein steckt heute im Kasten, welches ich öffne, lese, …
“Lieber Herr Sowieso,
sicher haben Sie in den Medien die Berichterstattung über Erhöhung und Neueinführung staatlicher Umlagen auf den Strompreis verfolgt.”
… und erst einmal spontan hinterfrage.
(1.) Wie kann man sich so sicher sein? und (2.) wie kann man was “in den Medien verfolgen”? – Ich lese Zeitung, gucke Videos, höre Radio und staune oft ob des Vernommenen.
Wozu sollte verfolgen, wer inzwischen Bescheid weiß?
Die auffälligen Stilbrüche des ersten Satzes lassen ihn mich ein zweites Mal lesen. Statt Klarheit bekomme ich neue Fragen:
Erhöhung UND Neueinführung – ja was gilt denn nun? Ist es alt und wird erhöht oder neu und eingeführt? Oder ist es beides? Wie bei einer Hochzeit? – Something old, something new, something borrowed, something blue and a lucky six-pence in your shoe.
Liebe Energie und Wasser Potsdam GmbH, eine Einführung ist – normalerweise – immer neu. Wenn nicht, müsste es jede Menge Alteinführungen geben.
(Halte kurz inne. Ist “Neueinführung” eigentlich eine Tautologie wie “voll und ganz” oder ein Pleonasmus wie ein “weiße Schimmel”? – egal.)
“Während wir 2012 noch in der Lage waren, die Erhöhungen aufzufangen …”
DAS genau kann ja wohl kein Kunststück sein, da gewisse Umlagen 2012 ja noch nicht eingeführt waren! Wenn deren “Neueinführung” [sic!] erst noch ansteht.
“82% dieser Strompreissteigerung ergeben sich aus der Erhöhung der staatlichen Umlagen und Abgaben …”
Aha – dann ergibt sich der Rest, die fehlenden 18% aus Raffgier und Profitsucht!?
“…die laut Gesetz vom Letztverbraucher getragen werden sollen.”
Letztverbraucher – wie schön! Was für eine hübsche Vokabel! Kandidat für das Wort des Jahres, weil man als Kunde sofort erkennt, was gemeint ist. Den Letzten sollen die Hunde beissen.
“Bei einem Potsdamer Durchschnittsverbrauch von 1.750 kWh sind es rund 4,75 Euro/Monat”
Nota bene: Rund.
Grob gerundet – aber auf den Cent genau ausgerechnet, gut so!
Jedenfalls – vermute ich nun – wird es in der Energie und Wasser Potsdam GmbH so sein, wie beim Roten Humor. Der Chef sagt zu seinem Assistenten “mach-mal nen Brief über die neuen Preise!”, der aber keine Zeit hat und diesen Auftrag dem Buchhalter weiterreicht, der wiederum einen AZUBI beauftragt, welcher es dann von seiner Mami schreiben lässt.
ICH HABE NICHTS GEGEN PREISERHÖHUNGEN, liebe Energie und Wasser Potsdam GmbH, die sind wahrscheinlich nötig. Aber ich bin immer stinkig, wenn man in solcher Situation solche Briefe verschickt: