46. Akademie ehrt Übersetzer

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den mit 15.000 Euro dotierten Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung an Frank Günther für seine Shakespeare-Übertragungen ins Deutsche.

Den Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland erhält der spanische Übersetzer und Lyriker Feliu Formosa. Der Preis ist mit 12.500,- Euro dotiert.

Beide Preise werden am 15. Mai 2011 in Stockholm im Rahmen der Frühjahrstagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen.

Frank Günther, 1947 in Freiburg im Breisgau geboren, wird für seine Übersetzung des Gesamtwerks von William Shakespeare ins Deutsche ausgezeichnet. Das „übersetzerische Mammutprojekt“, das Günther in den 1970er Jahren begonnen hat, soll bis 2014 abgeschlossen sein. Das über Jahrzehnte gehaltene Niveau seiner Übertragungen aus den unterschiedlichen Gattungen und Schaffensphasen des Dramatikers ist ebenso bewundernswert wie sein sprachlicher Einfallsreichtum. Günthers Übertragungen sind eine lustvolle Polyphonie der Stile, die sich immer als lebendige Neuentdeckung Shakespeares für unsere Zeit verstehen. Was Günther vor allem auszeichnet, ist die seltene Verbindung von philologischer, theaterpraktischer und kritischer Kompetenz.

Frank Günther studierte Anglistik, Germanistik und Theatergeschichte in Mainz und Bochum und war dann als Regisseur an mehreren Theatern tätig, bevor die Arbeit an der Übersetzung der Shakespeare-Werke zu seiner Hauptbeschäftigung wurde. Anerkennung erfuhren seine Über-setzungen nicht nur durch zahlreiche Aufführungen, sondern auch durch die Verleihung des Christoph-Martin-Wieland-Preises 2001 und des Übersetzerpreises der Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Stiftung 2006. 2007/8 hatte er die August Wilhelm von Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung an der FU Berlin inne. Seine Shakespeare-Übersetzungen erscheinen im Verlag ars vivendi und in der renommierten Klassiker-Reihe beim Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv). Frank Günther lebt im oberschwäbischen Rot.

Mit Feliu Formosa, 1934 in Sabadell (Spanien) geboren, ehrt die Deutsche Akademie einen herausragenden Vermittler und Übersetzer deutscher Literatur ins Katalanische und Spanische. Die Liste der von ihm übersetzten Werke reicht von Thomas Bernhard bis Peter Weiss – quer durch das Alphabet der deutschen Literatur. Derzeit übersetzt er das Stück von Peter Handke „Die Unvernünftigen sterben aus“ ins Katalanische. Bekannt sind seine Übertragungen von Bertolt Brecht, Friedrich Dürrenmatt, Heinrich von Kleist, Joseph Roth und Franz Kafka. Besonders erwähnenswert ist sein Verdienst, Brechts Theater in Spanien zu einer Zeit auf die Bühne gebracht zu haben, als Brecht-Aufführungen zensiert und sogar verboten wurden. Formosa übersetzt nicht nur Prosa und Lyrik, sondern gehört selbst zu den großen katalanischen Lyrikern.

Nach dem Studium der Romanischen Philologie in Barcelona und der Germanistik in Heidelberg arbeitete in den sechziger und siebziger Jahren als Schauspieler und Regisseur vor allem in der freien Theaterszene. Formosa lehrte lange Jahre am Städtischen Theaterwissenschaftlichen Institut in Barcelona und unterrichtete literarische Übersetzung an der Universität Pompeu Fabra. Er wurde vielfach als Übersetzer und Autor ausgezeichnet, unter anderem mit dem Premio Nacional a la Obra de Traductor, 1994, und dem Premi Nacional de Teatre de la Generalitat de Catalunya, 2002. Formosa lebt in Barcelona.

Nachtrag

Feliu Formosa hat über hundert Stücke/Romane/Gedichtbände ins Katalanische und Spanische übertragen, an Lyrik u.a. Trakl, Heine, Brecht, Rose Ausländer und zwei Bände deutscher Lyrik vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Er selber ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Lyriker im katalanischsprachigen Raum; im August vergangenen Jahres druckte „Akzente“ eine Auswahl seiner Gedichte (katal./dt.) ab.



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