43. Prophetische Präzision

Was viele Griechen heute empfinden, hat der größte neugriechische Dichter, Konstantin Kavafis (1863-1933) mit prophetischer Präzision aufgeschrieben. Das 1928 geschriebene Gedicht „In einer großen griechischen Kolonie, 200 v. Chr.“ beginnt so:

Daß in der Kolonie nicht alles zum Besten steht,
Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel,
Obwohl wir Fortschritte machen.
Vielleicht, so meinen nicht wenige, ist die Zeit
Gekommen, einen politischen Reformer einzuladen.

Doch das Ärgerliche, das Schwierige dabei ist,
Daß diese Reformer soviel
Aufhebens um alles machen
(Schön wäre es, wenn wir
Sie nicht brauchten). Sie informieren sich
Bis in die kleinsten Einzelheiten, stellen Fragen,
Umd plötzlich entwerfen sie radikale Reformen,
Die sofort durchgeführt werden müssen.

Zudem sind sie geneigt, Opferbereitschaft zu empfehlen.“

(Konstantinos Kavafis: Das Gesamtwerk. Griechisch und Deutsch. Ü/Hg. Robert Elsie. Zürich: Ammann 1997, S. 237)

(Le Monde zitiert die Übersetzung von Dominique Grandmont, collection Poésie/Gallimard).

/ Alain Salles, Le Monde

(Das Gedicht von Kavafis endet so:

Vielleicht ist die Zeit noch nicht gekommen.
Handeln wir nicht überstürzt. Eile ist eine
Gefährliche Sache. Voreilige Maßnahmen bereut man nur.
Sicherlich läßt vieles in der Kolonie zu wünschen
Übrig, aber wo ist der Mensch, der vollkommen ist?
Und schließlich machen wir doch Fortschritte.)



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