42. Noch einmal Hethiter

42. Noch einmal Hethiter

L&Poe Woche der türkischen Poesie

Die Türkei fordert die Rückgabe einer Sphinx, wurde vor kurzem gemeldet und von manchen Zeitungen kommentiert. Dahinter verbirgt sich eine komplizierte Geschichte, schrieb die Süddeutsche am 30.3. Seit etwa 100 Jahren weiß man, daß es außer ägyptischen und griechischen auch hethitische „Sfingen“ gibt, eine davon kam nach Berlin. Der Prähistoriker Kurt Bittel, der seit 1931 die Grabungen in der hethitischen Hauptstadt Hattuscha leitete, schrieb: „Die Löwen am westlichen, die Sphingen am südlichen und der Gott am östlichen Tor der Oberstadt gehören zu den größten Leistungen, die hethitische Künstler in der Zeit des Großreiches vollbracht haben.“

Über den politischen Hintergrund schreibt SZ-Autor Klaus Kreiser:

„Unbekümmert darum, dass das Hethitische sozusagen eine Tante der jüngeren indoeuropäischen Sprachen ist, erklärte der Gründer der Türkischen Republik die zweifelsohne aus dem Norden eingewanderten Hethiter zu Angehörigen einer ersten türkischen Migrationswelle aus Innerasien nach Anatolien.

Der Brauch und Missbrauch von Archäologie und Anthropologie für den türkischen Nationalismus erhielt so in den dreißiger und vierziger Jahren freie Bahn. Atatürks Ziehtochter Afet war die wichtigste Propagandistin dieses Projekts. Sie erklärte, den Türken sei keine kulturelle Periode fremd. Das Eigentumsrecht an Anatolien reiche in unvordenkliche Zeiten zurück. Gleichzeitig legte Hamit Zübeyir Kosay, ein in Budapest und Berlin als Ethnologe ausgebildeter Wolga-Tatare, die Ruinen von Alacahöyük bei Çorum frei. Seine Überzeugung war, bronzezeitlichen Funde und Befunde seien Beweise dafür, dass ‘die türkische Rasse in der Vorgeschichte nicht weniger aktiv war als in historischen Perioden’.

Damit war der Grundwiderspruch der noch immer aktuellen türkischen Vorstellung von Nationalgeschichte in die Welt gesetzt. Der Anthropologe Suavi Aydin beschreibt ihn mit einem Satz: Man beanspruche einerseits einen Platz in der europäischen Zivilisation, andererseits berufe man sich auf eine türkische Herkunftsgemeinschaft. Plakativen Ausdruck fand dieser Bezug auf Sumerer und Hethiter in der Bezeichnung großer staatlicher Unternehmen in der Textil- und Bergbaubranche (Sümerbank, Etibank).“



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