Jedes der 31 »Kapitel« der Anthologie entfaltet seine ganz eigene Sphäre. Das eine Mal erscheint diese real und nachvollziehbar, wie in vielen der Kurzgeschichten und Romanauszüge, ein anderes Mal surreal und abstrakt – zum Beispiel bei der Lyrik. Wenn es in »Witterung« von Nadja Wünsche heißt:
das herz wird in flussrichtung eröffnet
wetterwendisch leuchten die räume
ein kreuzgewölbe auf hohlkehlen
ruht und dächer verfallen
dem glauben an fundamentales
Oder in Sebastian Polmans »hier«:
auch hier sind die ränder schwarz
nur knicke knäule kanten schwer
zu verstehen ist darum das einzige
nämlich die räume die reste vom
verbrannten papier das auch heute
immer noch die schafe besänftigt
wenn von einer flanke alles bellt
Dann kann man lediglich mutmaßen, was die Autoren hinter den Schleiern von Melancholie und Ausdrucksfülle mitteilen. Die durchaus wortschönen Erzeugnisse der immerhin vier Lyriker sind demnach mehr etwas für Liebhaber des Kryptischen und modernen Dichtens. …
Landpartie nullneun ist eine gelungene Anthologie, die den Zeitgeist der jungen Studentengeneration wiedergibt und Lust auf mehr Frische in den Buchhandlungen macht. / Gesine Engels, Kritische Ausgabe 9.2.
Landpartie nullneun. Die Literarische Jahresanthologie des Hildesheimer Studiengangs Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus. Hrsg. v. Clara Ehrenwerth u. Phillip Hartwig. Hildesheim: Edition Pæchterhaus 2009. ISBN 978-3-9413292-04-5. 9,90 Euro.