In den großen – oder den übriggebliebenen – Buchhandlungen in den deutschen Fußgängerzonen schreitet die Schrumpfung der Gedichteecken munter voran, traurige Lyrikkatzentische findet man da, manchmal auch nur größere Schubladen, wo dann letztlich nur mehr so Titel sanft ruhen wie „Die lustigsten Zungenbrecher der Welt“, „Die schönsten Weihnachtsgedichte“, „Shakespeare in 90 Minuten“ oder „In vier Jahrhunderten durch die vier Jahreszeiten“. Sollen diese Reimecken noch etwas intellektueller, vielleicht auch aufgehübschter daherkommen (was auf den Filialleiter ankommt) oder – wenn noch zwei Quadratzentimeter übrig sind – dann gibt es auch noch einige in Kauf genommene Ladenhüter wie Paul Celan, den Hermann Hesse, den Rainer Maria Rilke, den „Großen Conrady“, eher aber noch Geschenkbandkompatibleres wie Goethe, Schiller und Hölderlin (letzteren immer seltener), Jandl und Fried oder witzig Gereimtes von Robert Gernhardt. / Dominik Dombrowski, Fixpoetry
(Einleitung einer Rezension zu
Konstantin Wecker: „Jeder Augenblick ist ewig – Die Gedichte“ Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2012, ISBN 978-3-423-14153-6, 266 Seiten, 9,90 Euro. Mit einem Vorwort von Herbert Rosendorfer.)